Interessante Idee, Probleme bei der Umsetzung
Die MitternachtsbibliothekIm Buch Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig geht es um Nora, die in ihrem Leben alles andere als glücklich ist und tristen Gedanken nachhängt, die sich rund um vertane Chancen drehen. Nach einem weiteren ...
Im Buch Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig geht es um Nora, die in ihrem Leben alles andere als glücklich ist und tristen Gedanken nachhängt, die sich rund um vertane Chancen drehen. Nach einem weiteren Schicksalsschlag beschließt sie, dass es nun reicht und versucht sich das Leben zu nehmen. Aber nicht mit Mrs. Elm und der Bibliothek. Dort landet sie nämlich und soll jetzt bitte doch nochmal überlegen, wie es mit ihr weitergehen soll. Kriegt sie nochmal die Kurve?
Die zugrundeliegende Idee ist sehr gut.
[Achtung, kleine Spoiler] Ein bisschen ist das ganze Konzept aber wie Schrödingers Katze. Um bei mir als Leser Emotionen zu wecken, brauche ich authentische Gefühle bei den Protagonisten. Das steht aber im Widerspruch zum Ausprobieren von Leben wie Nora es hier tut. Sie sagt selbst, sie kann zwar in Leben aber nicht in Gefühlswelten eintauchen. Wie soll ich dann ansatzweise eine Bindung zu ihr aufbauen? Erst ca. ab Seite 250 fand ich es wirklich spannend, gerade weil Nora es nun endlich schafft, zu fühlen! Das Ende war dann aber doch etwas vorhersehbar. [Spoiler Ende]
Am Anfang stören ein paar Satzbaufehler und Dopplungen und nach dem ersten Aufbau des Settings fand ich es recht langatmig bzw. ist Noras Lernkurve einfach sehr flach und sie reflektiert mir nicht genug, warum es jetzt wieder nicht geklappt hat.
Im Buch geht es außerdem um Depressionen und viel Philosophie. Da ich Nora lange nicht so sympathisch fand, war es ein bisschen viel gewolltes "zum Nachdenken anregen", sodass ich dann meistens nicht nachgedacht habe.
Das Ende ist sehr versöhnlich und die letzten 70 Seiten konnte ich genießen, aber trotz guten Schreibstils und einer interessanten Idee war das Buch insgesamt nicht so mein Fall.