Schon allein das Cover von „Girl in Black“, sieht sehr verführerisch und geheimnisvoll aus und genau passend.
Bereits das Gedicht, vor dem ersten Kapitel, warnt die Leser vor, das dies keine rosarote Mädchengeschichte sein wird mit happy end oder vielleicht doch?
Die ersten Sätze des Buches lassen vermuten, dass Lia ein ganz normales Mädchen ist, die in weiß heiratet.Doch spätestens auf der nächsten Seite merkt man, dass das ganz und gar nicht der Fall ist.
Wie muss man sich wohl fühlen, wenn man noch voller Trauer um die zu früh verstorbene Mutter ist jetzt auch noch jemanden heiraten muss, den man über alles hasst?!
Lia hat die Gabe von ihrer Mutter geerbt. Ihre Mutter war ihr einziger Verlass und nun war sie auf sich allein gestellt mit einem unberechenbarem Stiefvater,Enzo, der auch noch ein Mafiaboss ist.Lia ist ein Seelenauge, die die Gefühle anderer Menschen beeinflussen kann. Doch ihr ist noch nicht bewusst, wie stark sie ist.
Lia lässt ihre Hochzeit platzen und flieht nach Berlin. Zwar hat sie vorher alles recht gut durchdacht und trotzdem komplett auf sich allein gestellt ist in einer Stadt, die ihr noch ziemlich fremd ist. Sie fühlt sich sofort in Berlin wohl und schließt es in ihr Herz, vor allem wahrscheinlich weil es sie an ihre Kindheit erinnert. Lia ist in Berlin geboren, ihr Mutter wurde damals gezwungen Berlin zu verlassen, um ihr Kind zu schützen.
In Berlin trifft Lia auf den charmanten Photographen, Nevio, den die Leser besser kennen lernen, weil ein paar Kapitel aus seiner Perspektive erzählt werden. Die Annäherung der zwei jungen Menschen ist sehr rührend. Durch Mavie, ein junges Model, findet Lia einen Job bei Gabriel Naab,ein Designer der kurz vor seinem Durchbruch steht. Dadurch bekommt der Leser einen klien Einblick in das Modegschäft, deren Hektik,Konkurrenzkampf und die Liebe zur Mode und tollen Stoffen. Zwar meistert Lia ihre Maskerade wunderbar, vor allem durch die Hilfe von Mavie. Ohne Mavie hätte Lia kein Geld und kein Job. Lias Maskerade ist bemerkenswert, doch lange kann sie Enzos Leute damit nicht täuschen. Die Mafia bleibt ihr dicht auf den Fersen und ihre Freunde sind ständig in Gefahr.
Alle Charaktere sind sehr authentisch dargestellt. Lia hat mich persönlich sofort in ihren Bann gezogen und ich habe mit ihr mitgefiebert und gebangt. Ich bin mir sicher, dass viele Mädchen sich mit Lia und ihren Gefühlen und Ängsten identifizieren können.
Der Perspektivenwechsel ,zwischen Lia und Nevio, verläuft sehr harmonisch und macht den ganzen Roman noch spannender und auch etwas verständlicher. Bei beiden Charakteren werden die Emotionen so gut beschrieben, dass man sich selbst sehr gut in beide Charaktere hineinversetzen kann. Allgemein spielen Emotionen und Manipulation hier eine große Rolle. Lia versucht ihre Gabe anzuwenden, hat aber Angst, dass sie die Kontrolle über ihre Gabe verlieren könnte und sie missbrauchen könnte. Sie ist keine Musetti und hat mit der Mafia nichts zu tun, das versucht sie sich immer wieder einzureden und doch passieren Sachen, wenn sie Angst vor sich selbst bekommt und zweifelt ob sie jemals die Mafia los wird. Mara Lang gelingt es auf eine unglaubliche Art und Weise die Macht unserer Emotionen zu beschreiben und was diese mit uns anstellen können.
Das Spiel mit den Gedichten zwischen den Kapiteln ist eine sehr geniale Idee, zuerst kann man nur ahnen, dass es wahrscheinlich die Vergangenheit von Lia erzählt und mit der Zeit wird alles verständlicher.Darüber hinaus verleihen sie der Geschichte ein wenig den tragischen Shakespeare Touch.
Es ist ein wundervoller Jugendroman in dem das Erwachsenwerden und sich Abnabeln eine große Rolle spielt. In diesem Roman findet Lia zu sich selbst, entdeckt ihre Stärken und lernt damit umzugehen. „Inmitten steil aufragender Hauswände blicke ich auf das blaue Himmelsrechteck über meinen Kopf, drehe mich um mich selbst und atme die Vielfalt ein. Das ist es, was ich immer wollte. Frei und zugleich verankert zu sein. Zum erst Mal überkommt mich so etwas wie Heimatgefühl.“ (S.47)
Ich kann diesen Roman nur weiterempfehlen! Wenn man erst angefangen hat zu lesen, kann man nicht mehr aufhören, es ist wie eine Droge.