Quatschen mit Zufallsbekanntschaften in Augsburg
das macht Marcus Ertle. Herausgekommen ist dabei ein Buch, in dem 40 dieser Interviews vereint sind, nämlich "Warten auf...": im weitesten Sinne bei dieser Aktivität nämlich hat der Auztor seine Gesprächspartner ...
das macht Marcus Ertle. Herausgekommen ist dabei ein Buch, in dem 40 dieser Interviews vereint sind, nämlich "Warten auf...": im weitesten Sinne bei dieser Aktivität nämlich hat der Auztor seine Gesprächspartner aufgegabelt und das an unterschiedlichen Orten: in Cafés, auf Parkbänken, Bahnhöfen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, und, und, und...
So unterschiedlich wie die "Fundorte" der interviewten Personen, so unterschiedlich sind auch die Gespräche, die Stimmungen, die in ihnen transportiert werden. Obwohl ich das Buch ungeingeschränkt und von ganzem Herzen weiterempfehle, haben mir lange nicht alle Interviews gleich gut gefallen - das lag ebensosehr an den Fragen wie auch an den Antworten. Man kann sich gut vorstellen, dass der Fragende und der/die Antwortende nicht immer gleich gut zusammen passen und genau das wird in diesem Buch sehr, sehr gut vermittelt und macht aus meiner Sicht einen großen Teil seines Charmes aus. Freude, Trauer, Frustration, Neugierde, Anmaßung - das sind nur einige der Gefühle, die in den Interviews transportiert werden. Jung und alt, arm und reich, weise und ein bisschen dümmlich - so unterschiedlich präsentieren sich hier die Menschen in Augsburg. Ein sehr originelles Gespräch mit einem Brecht-Experten, Lebensweisheiten eines sehr alten, dichterisch begabten Herren auf der einen und eines seiner jungen weiblichen Fans auf der anderen Seite, relativ alberne Zukunftsvisionen von Girlies, über die ich mich geärgert habe - dies sind nur ein paar Beispiele.
Zuletzt möchte ich aber noch so richtig Appetit machen auf dieses originelle Buch, das den Zeitgeist so gut aufzeigt - und zwar mit den beiden Gesprächen, die mich am meisten beeindruckt haben: "Warten auf nackte Haut" und "Warten auf einen Neuanfang" - beides Gespräche mit Männern, die jedoch unterschiedlicher nicht sein können und wahrhaft symptomatisch für das Auf und Ab von Stimmungen, mit denen der Leser des Buches konfrontiert wird.
Habe ich bei der ersteren - es geht um ein männliches Aktmodell - einen ausgesprochen sympathischen jungen Mann, der interessante und überraschende Erkenntnisse zur Körperbeherrschung und zu Beziehungen offenbart - zunächst Tränen gelacht, danach Rührung empfunden, so hatte ich bei der zweiten - hier ist der Autor im Gespräch mit einem Obdachlosen, es geht um Verluste - gleich wieder Tränen in den Augen, aber vor Mitgefühl und Betroffenheit.
Ein kleines Universum, das der Autor uns hier geschenkt hat - einfach wunderbar!