Cover-Bild Die große Neuigkeit vom schrecklichen Mord an Šimon Abeles
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Wieser Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 390
  • Ersterscheinung: 28.02.2019
  • ISBN: 9783990293249
Marek Toman

Die große Neuigkeit vom schrecklichen Mord an Šimon Abeles

Raija Hauck (Übersetzer)

Der erfahrene Anthropologe Ladislav hat einen spannenden Auftrag: In der Theynkirche, im Herzen der Prager Altstadt, soll ein Grab aus dem 17. Jahrhundert aufgespürt und untersucht werden – das Grab des Jungen Šimon Abeles, um dessen frühen Tod sich ein düsteres Geheimnis rankt. Starb Šimon, jüdischer Abstammung und der Legende nach vom Wunsch getrieben, zum Christentum zu konvertieren, wirklich gewaltsam von der Hand seiner Familie, wie es die damalige Rechtsprechung entschied? Oder war dieses Urteil des Blutgerichts, das seinen Vater und einen anderen Verwandten dem peinlichen Verhör unter Folter aussetzte und das Leben kostete, eine Inszenierung kirchlicher und weltlicher Macht, um antijüdische Vorurteile zu schüren?

Während Ladislav die Sache mit modernen wissenschaftlichen Methoden angeht, verschwindet plötzlich sein eigener Sohn, der 15-jährige Simon, spurlos. Welche Rolle spielt dabei das Computerspiel, dem Simon verfallen ist und dem ein düsterer Ruf vorauseilt? Je tiefer Ladislav in den Sog der erforschten historischen Begebenheiten gerät, desto rätselhafter und verzwickter erscheint auch die Geschichte seines Sohnes. Schließlich scheinen sich beide Geschichten auf unheimliche und gefährliche Weise immer weiter zu verschränken und verwickeln. Doch gerade, als alles völlig hoffnungslos erscheint, nimmt die Sache eine unerwartete Wendung ...

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein etwas anspruchsvoller Krimi

0

Dieser Krimi spielt in zwei Zeitebenen. Die eine ist untrennbar mit der tragischen Geschichte des 12-jährigen Šimon Abeles, der im Prag des 17. Jahrhunderts lebt, verbunden. Der jüdische Junge fühlt sich ...

Dieser Krimi spielt in zwei Zeitebenen. Die eine ist untrennbar mit der tragischen Geschichte des 12-jährigen Šimon Abeles, der im Prag des 17. Jahrhunderts lebt, verbunden. Der jüdische Junge fühlt sich zum Christentum hingezogen und will bei den Jesuiten konvertieren. Seine Eltern holen ihn wieder nach Hause. Wenig später ist er tot und nach jüdischem Ritus schnell beerdigt. Dann wird das Gerücht gestreut, dass das Kind von seinem Vater ermordet worden sein soll. Damit beginnt eine beispiellose Justizaktion, bei der auch die Medien , damals in Form von Flugblättern, eine unrühmliche Rolle spielen. Der Vater wird verhaftet, der „peinlichen Befragung“ (=Folter) unterworfen, leugnet die Tat und wird selbst mit gefesselten Händen tot aufgefunden. Für die Richter ist es ein Selbstmord und damit ein Schuldeingeständnis.

Im zweiten Erzählstrang in der Gegenwart verschwindet Šimon, der 15-jährige Sohn des Anthropologen Ladislav. Ladislav beschäftigt sich intensiv in der Theynkirche mit den Überresten des Šimon Abeles und hat für seinen eigenen Sohn wenig Zeit. Ist das Verschwinden des Jungen damit in Zusammenhang zu sehen? Oder hat das geheimnisvolle Computerspiel, dem Šimon verfallen zu sein scheint, etwas mit seinem Verschwinden zu tun?

Meine Meinung:

Dem Autor ist hier eine spannende Mixtur von Fakten und Fiktion gelungen. Ist der historische Šimon wirklich von seinen Eltern getötet worden, weil sie eine Konversion nicht dulden wollten? Oder stimmt die Variante des plötzlichen epileptischen Anfalls als natürliche Todesursache? Es scheint als käme es den Jesuiten ganz Recht, den Druck auf die jüdische Gemeinde von Prag erhöhen zu können. Jedes noch so fadenscheinige Gerücht, löst eine Welle von antisemitischen Aktionen aus. Der ungeklärte Todesfall des Jungen, lässt die Jesuiten einen Mord aufgrund des neuen Glaubens konstruieren. Ein neuer Märtyrer wird geschaffen.

Mit großer Beklemmung sind die Stimmung und die Rahmenbedingungen im historischen Prag zu lesen. Neben den religiösen Zwisten zwischen Katholiken und Protestanten werden die Juden aufgerieben, denn sie stehen ja außerhalb der Christenheit. Sehr spannend ist die Rolle des Buchdrucks und der Flugblätter in die düstere Handlung eingeflochten. Man könnte hier Parallelen zur Gegenwart ziehen. Heute sind es nicht die einfachen Flugzettel, sondern die sozialen Medien, die Stimmungsmachend die Menschen verunsichern.

Mir wären zwei getrennte Krimis fast lieber gewesen, sind doch beide Geschichten, einzeln und für sich, fesselnd und erzählenswert. Der historische Teil ist für mich der bessere Teil. Der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, hat mich nicht so packen können. Er fällt irgendwie ab. Ich habe den Eindruck, dass der verschwundene Sohn hier nicht jene Hauptrolle spielt, die ihm zugedacht werden hätte können.

Der Schreibstil ist wenig reißerisch, eher ein wenig zurückhaltend. Möglicherweise ist das aber der Übersetzung zu zuschreiben. Die historische Erzählung wird immer wieder durch die aktuellen Ereignisse unterbrochen, sodass mit einiger Konzentration gelesen werden muss.

Der Wieser-Verlag aus Klagenfurt ist für seine ungewöhnlichen Krimis bekannt und hat auch diesmal nicht enttäuscht.

Fazit:

Ein interessanter Krimi, der historisches und aktuelles verquickt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.