Cover-Bild Das zweitbeste Glück
17,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.09.2011
  • ISBN: 9783312004812
Margrit Schriber

Das zweitbeste Glück

Roman
Am 7. Juli 1919 erschießt sich die 24-jährige Schauspielerin Julie Helene Bider in einem Zürcher Nobelhotel. Stunden zuvor war ihr Bruder, der gefeierte Flugpionier Oskar Bider, der als erster die Pyrenäen und die Alpen überquert hatte, bei einem Absturz ums Leben gekommen. Als fröhliches und wagemutiges Paar füllten sie die Illustrierten - sie verkörperten die Zukunft in einer Zeit, in der das Fliegen und der Film im Aufbruch waren. Anhand von Lenys Tagebuch erzählt Margrit Schriber die Biographie der sensiblen Rebellin, die ihren Traum von einer Schauspielkarriere gegen alle Widerstände durchsetzte und schließlich am Tod ihres bewunderten Bruders zerbrach. Ein historischer Roman über die glamourösen Geschwister Bider, deren Abenteuer die Schweiz in Atem hielten.

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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das zweitbeste Glück

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Margrit Schriber erzählt in ihrem Roman „Das zweitbeste Glück“ die Geschichte des Geschwisterpaares Oskar und Julie Helene Bider, kurz Leny genannt. Oskar, der als Flugpionier vor allem durch seine Pyrenäen- ...

Margrit Schriber erzählt in ihrem Roman „Das zweitbeste Glück“ die Geschichte des Geschwisterpaares Oskar und Julie Helene Bider, kurz Leny genannt. Oskar, der als Flugpionier vor allem durch seine Pyrenäen- und Alpenüberquerung und dem ersten Direktflug von Bern nach Paris Berühmtheit erlangte, starb am 7. Juli 1919 bei einem Absturz seines Flugzeugs. Wenige Stunden später erschießt sich seine vierundzwanzigjährige Schwester Leny, die zur gefeierten Stummfilm-Schauspielerin avancierte, in einem Zürcher Nobelhotel. Die Autorin rollt die Lebensgeschichten auf und gibt nach sorgfältigen Nachforschungen ihrerseits tiefe Einblicke in das Leben der beiden durch ihr tragisches Schicksal berühmt gewordenen Bider-Geschwister. Der Einstieg in das Buch liefert die harten Fakten, die Autorin beginnt mit der Selbsttötung von Leny Bider. Auf akribische Art und Weise rollt sie danach behutsam und in kleinen Schritten die kurzen Lebensjahre der beiden Geschwister auf und konzentriert sich dabei in erster Instanz auf Julie Helene. Frau Schriber verwendet Tagebucheinträge und die Figur der zukünftigen Stiefmutter als Inhalt vermittelnde Elemente und gibt tiefen Einblick auch in das Seelenleben der jungen Frau. Das Buch erzählt abwechselnd aus der Gegenwart, dem Juli 1919, wie auch aus der Vergangenheit, den Kindheits- und Jugendtagen der Protagonisten. Beeindruckend auch das Foto von Helene Bider auf einem Tennisplatz im Jahre 1916/17 sowie im Flugzeug, gemeinsam mit ihrem Bruder Oskar. Die Kopie einer Tagebuchseite der jungen Leny auf den letzten Seiten verleiht diesem Buch zusätzlich authentische Züge.

Die Autorin bevorzugt eher kurze, knappe Sätze und untermalt ihre Aussagen mit eingeflochtenen Fragen. Ihre Beschreibungen sind detailliert und liebevoll und erwecken im Leser das Verlangen, mehr über die Geschichte zu erfahren, ja sie verführen regelrecht dazu, immer weiter und weiter zu lesen. Der tragische Höhepunkt erfolgt bereits auf der ersten Seite, nämlich die Erwähnung des Flugzeugabsturzes von Oskar und der Freitod von Leny Bider. Dies nimmt jedoch nicht die geringste Spannung vorweg. Im Gegenteil. Nun erst beginnt Margrit Schriber, die Handlungsfäden zu entwirren, die Geschichte nach und nach aufzurollen. So gründlich wie das Forschen in einem Archiv wird dem Leser auch die Wahrheit über das Leben dieser beiden schillernden Persönlichkeiten präsentiert. Da ich bereits aus einigen vorherigen Büchern vom Schreibstil dieser Autorin begeistert war, ist der vorliegende Roman keine Überraschung in diesem Sinne … Frau Schriber liefert Stoff in gewohnt exzellenter Qualität und wunderschönem Schreibstil.

Die Hauptfiguren dieses Romans sind mit Sicherheit Julie Helene und Oskar Bider. Die beiden Geschwister bilden den Schwerpunkt der Geschichte und sie sind sehr glaubwürdig und gut gezeichnet. Die Autorin gibt tiefe Einblicke in deren Motive und Seelenleben und bezieht den Leser so stark ins Geschehen ein. Durch das Zitieren von Tagebucheinträgen und deren Deutung bekommt man recht schnell ein Bild der fragilen emotionalen Gefühlslage von Leny, die von abwechselnden Hochs und Tiefs gekennzeichnet ist. Julie Helene Biders Persönlichkeit ist sehr vielschichtig und schwer in Worte zu fassen. Für meine Person ist es Frau Schriber vortrefflich gelungen, sie mir nahe zu bringen. Eine sehr wichtige Nebenfigur ist eine Pariser Witwe, die eine Heirat mit Leny’s ebenfalls verwitwetem Vater in Betracht zog und aus deren Sicht dieses Buch erzählt wird. Ihr Sohn Jakob, ein linkischer, schüchterner Junge, ist ein großer Verehrer Lenys, die ihm jedoch keine Aufmerksamkeit schenkt.

Es handelt sich hierbei um eine gebundene Ausgabe mit einem großen Foto der posierenden Schauspielerin Julie Helene Bider. Der Roman ist in insgesamt 27 Kapitel unterteilt, auf den ersten und letzten Seiten befindet sich jeweils ein Bild der jungen Leny auf dem Tennisplatz sowie bei einem Flug mit ihrem Bruder Oscar. Die kostbarste Seite stellt für mich jedoch die erste dar – hier befindet sich eine handschriftliche Widmung mit einigen persönlichen Zeilen für meine Person. Von ganzem Herzen „Danke“, Frau Schriber. Nicht nur für diese berührende und wundervolle Geste, sondern auch dafür, dass Sie mir Einblick in das Leben dieser beiden faszinierenden Personen gegeben haben.

Menschen, die einen spannenden ungeklärten Todesfall, einen Thriller erwarten, würde ich raten: „Finger weg von diesem Buch“. Für Menschen, die jedoch am Leben eines wagemutigen und lebensfrohen Geschwisterpaares interessiert sind und Details über die erhebenden Moment der Eroberung des Luftraumes erfahren möchten, für all jene, die am Entstehen des Stummfilms und am Leben Anfang des 20. Jahrhunderts Interesse zeigen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist exzellent recherchiert, hervorragend geschrieben und mit liebevoll gezeichneten Protagonisten ausgestattet: Fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!