Die hässlichste Frau der Welt
„Es sei traurig, meint Julia Pastrana, anstatt mit den Menschen zusammen zu sein, so neben den Menschen herzugehen und als Missgeburt für Geld gezeigt zu werden. Ohne an ihrer Fröhlichkeit und Gegenliebe ...
„Es sei traurig, meint Julia Pastrana, anstatt mit den Menschen zusammen zu sein, so neben den Menschen herzugehen und als Missgeburt für Geld gezeigt zu werden. Ohne an ihrer Fröhlichkeit und Gegenliebe einen Anteil zu haben.“
Margrit Schribers Roman ist in tiefster Weise erschütternd, aufrüttelnd und verursacht beim Lesen Magenschmerzen ob der Grausamkeit, zu der menschliche Wesen fähig sind.
Julia, eine „Missgeburt“ oder „Abnormität“ wird zeitlebens für Freak-Shows missbraucht und ohne Rücksicht auf ihre Intelligenz, ihr zartfühlendes Wesen, ihren liebenswerten Charakter ausgebeutet und so Tag für Tag einer endlosen psychischen Folter unterzogen. Es ist eine Art Lebensbericht, der von unsagbarer Herzlosigkeit erzählt, von der Gier, der Ausbeutung, der Missachtung menschlicher Gefühle, aber auch von der Sensationslust der Menschen, die nicht einmal nach dem Tod der armen ausgestellten Wesen endet. Man kann sich beim Lesen dieses Buches wohl zum ersten Mal wirklich ein wenig in die Lage jener armen Geschöpfen, die mit Missbildungen oder Behinderungen geboren und ausgestellt wurden, hineinversetzen.
„Die hässlichste Frau der Welt“ ist ein Buch, das den Leser einfach nicht mehr loslässt – und ihn mit Sicherheit noch tagelang zum Nachdenken bringt.
„Träume zerbröckeln“, sagte ich. „Aber du, Rosie, hast einige Perlen aufgehoben.“. Mein Leben ist eine Kette aus Belanglosigkeiten. Ich habe das bisher hingenommen. Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, sondern bin durch die Zeit getrabt, ohne nach Perlen zu suchen, die am Weg eines jeden Menschen liegen. Nun, da ich Rosies Memoiren kenne, bedaure ich jeden sinnlos verschwendeten Tag.“