Ein mutiges Buch
Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die ...
Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die Kinder, deren Eltern den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und ihre Ängste nicht verarbeiten konnten. Krieg beschädigt nachhaltig die Beziehungsunfähigkeit und damit auch die Beziehungen innerhalb einer Familie.
Schon der Titel "Du weißt ja gar nicht, wie gut es dir geht" hat mich angesprochen, denn er war nur einer der Sätze, die ich oft genug hörte. In meinem Alter falle ich zwischen Kriegskinder und Kriegsenkel, denn meine Mutter war 42 Jahre als ich das Licht der Welt erblickte - für 1966 ein eher ungewöhnliches Alter. Die Empfehlung der Frauenärztin meiner Mutter mich abzutreiben, entsprach wohl der damaligen Zeit. Ich bin froh, dass sich meine Mutter nicht dafür entschieden hat und mich, obwohl ich eindeutig ein Risikokind war, sogar zu Hause zur Welt brachte - wie schon meine drei älteren Geschwister. Für diesen Mut muss ich meine Mutter noch heute bewundern.
Schauspielerin und Autorin Maria Baumann ist Jahrgang 1964 und nur zwei Jahre älter als ich. In ihrem Roman erzählt sie von ihrer lieblosen Kindheit und dem Zwang daraus auszubrechen. Sie beschreibt diese Zeit sehr lebendig. Auch die Freundschaft zu Thomas Gottschalk und Udo Lindenberg nimmt etwas Raum ein und bringt ein bisschen Glamour-Faktor mit ;).
Beim Lesen wanderten meine Gedanken immer wieder zu meiner eigenen Kindheit und ich erlebte viele Parallelen, wie die Pflicht immer alles aufzuessen, was auf dem Tisch kam oder die Angst etwas falsch zu machen. Geborgenheit oder Zuneigung gab es kaum...man lief eben irgendwie nebenher mit. Lob gab es nie. Man hätte immer alles noch besser machen können....Hätte ich meine Schwester nicht gehabt, die 19 Jahre älter war, hätte meine Kindheit ziemlich trostlos ausgesehen.
Maria Bachmann hatte keine liebevolle große Schwester wie ich. Sie wuchs in einem kleinen Dorf in Franken auf. Ihr Vater war ein später Kriegsheimkehrer, die Mutter depressiv. Nur wenige Eltern und Großeltern haben über ihr Schicksal gesprochen. Viele vom Krieg traumatisierte Erwachsene waren emotional vestummt, haben ihre eigenen schmerzlichen Erinnerungen unterdrückt und ihren Kindern und Enkelkindern seelische Trümmer hinterlassen. Die Zuneigung, die Maria bei ihren Eltern sucht, wurde ihr nicht zuteil. Wichtig war nur, was die anderen Leute von einem denken und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Maria musste sich einfach abnabeln und das Dorf verlassen, um nicht ebenfalls depressiv zu werden. Dabei versuchte sie immer wieder ihre Eltern zu verstehen und zu ergründen, warum sie so sind, wie sie sind. Erst als sie sich gezielt damit auseinandersetzt findet sie zu sich selbst. Es war ein langer Weg für die Autorin zu sich selbst zu finden und einem gesundenen Selbstbewusstsein, ohne sich immer schuldig zu fühlen. Diesen Weg hat sie in ihrem autobiografischen Roman emotional und mutig, aber ohne Kritik an ihren Eltern beschrieben.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Maria Bachmann erzählt ihre Geschichte zuerst aus der Sicht des Kindes Maria, danach als Jugendliche und junge Erwachsene.
Auf den beiden Innenseite des Buches findet man Fotos der Autorin vom Kleinkind bis zur erwachsenen Frau. Der Roman ist in vier Teile geteilt: Das Kind, die Jugendliche, die junge Frau und die Erwachsen.
Fazit:
Eine gelungene Biografie über eine emotioanle Selbstfindung, aus dem ich sehr viel für mich mitnehmen konnte. Ein mutiges Buch über eine mutige Frau.