Cover-Bild BÄR
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 28.02.2022
  • ISBN: 9783442759569
Marian Engel

BÄR

Roman - Mit einem Nachwort von Kristine Bilkau
Gabriele Brößke (Übersetzer)

Lou ist eine schüchterne, fleißige Bibliothekarin. Sie lebt eine maulwurfartige Existenz, begraben zwischen vergilbten Karten und Manuskripten in ihrem staubigen Kellerbüro. Da sie nichts und niemanden hat, zu dem sie nach Hause gehen kann, gibt sie sich dem leidenschaftslosen Sex mit dem Direktor des Instituts auf ihrem Schreibtisch hin. Den Sommer soll sie auf einer abgelegenen Flussinsel im Norden Kanadas verbringen, um den Nachlass von Oberst Jocelyn Cary zu katalogisieren. Dass sie nicht allein in der Einsamkeit der kleinen, wuchernden Insel lebt, sondern sich auch um einen halbzahmen Bären kümmern muss, hat ihr vorher niemand erzählt. Als der Sommer über der Flussinsel blüht und Lou die Stadt von sich abschüttelt, verfliegt der erste Schreck über dieses hungrige, undurchschaubare Wesen mit seinem dicken Pelz und seiner rauen Zunge, und Lou erforscht die Grenzen ihrer Lust...

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Macht und Begehren

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"Oh Bär [...], wir sind ein lustiges Pärchen." (S. 93)

"Bär" erzählt die Geschichte einer Frau, die das Haus eines verstorbenen Colonels im Norden Kanadas bezieht. Im Auftrag ihres Instituts untersucht ...

"Oh Bär [...], wir sind ein lustiges Pärchen." (S. 93)

"Bär" erzählt die Geschichte einer Frau, die das Haus eines verstorbenen Colonels im Norden Kanadas bezieht. Im Auftrag ihres Instituts untersucht Lou dessen Nachlass, katalogisiert sie die dortige, außergewöhnlich gut bestückte Bibliothek und soll dabei herausfinden, ob sich Aufschlüsse zur Siedlungsgeschichte der Region finden lassen. Da das Haus abgeschieden auf einer einsamen Insel liegt, handelt es sich bei dem einzigen Lebewesen, dem sie sich sowohl körperlich als auch psychisch annähern kann, ein im Schuppen hinterm Haus lebender Bär. Und zwar ein angeketteter, sehr handzahmer Bär.
Im Laufe des Sommers entwickelt sich so auch eine sexuelle Beziehung zwischen Lou und dem eigentlich wilden, aber faszinierenden Geschöpf, und wird zu einem Machtspiel zwischen Mensch und Tier.

Lou, selbst von einem Mann verlassen und als Schreibtischaffäre ihres Institutsdirektors, projiziert ihre eigenen Gefühle auf den Bären, geht mit ihm schwimmen und macht sich ihn körperlich zu eigen. Das Buch, bereits 1976 erschienen und jetzt neu aufgelegt, behandelt das ziemlich unbequeme Thema der Zoophilie und macht auch den Leser zum Voyeur teils detailgetreuer Schilderungen. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis, das über persönliche Grenzen geht und harter Tobak ist.
Am Ende befindet sich ein sehr gutes Nachwort der Autorin Kristine Bilkau, welches sich dem Text aus literaturwissenschaftlicher Sicht mit Referenzen zu u.a. Virginia Woolf und Marlen Haushofer nähert, feministische Denkanstöße gibt und auch Überschneidungen zur Popkultur anspricht. Hier kann man auch sicher selbst noch viel interessante Forschung am Text betreiben. Das Nachwort hat nochmal guten Input gegeben und wirklich viele interessante Interpretationsansätze geliefert, welche die eigentliche Story gut ergänzt und perfekt abgerundet haben.

Und ja, auch wenn ich mich in der Story nicht wirklich wohl gefühlt habe, überwiegten Neugier und Interesse am Weiterlesen wie in einem Fiebertraum ohne Entrinnen. Somit ist "Bär" für mich ein kleines Frühjahreshighlight über Begehren, Macht und Freiheit, das ich bestimmt noch mehrmals Lesen werde und wirklich jedem empfehlen möchte!

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Der Bär ist und bleibt ein Bär

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Kein neuer Roman, dieses Buch „Bär“ von Marian Engel. Es ist eines dieser wiederentdeckten Bücher, das zwar in den 70er Jahren erschien, aber zeitlos ist.
„Wenn mir die Erfahrung nicht wieder weggenommen ...

Kein neuer Roman, dieses Buch „Bär“ von Marian Engel. Es ist eines dieser wiederentdeckten Bücher, das zwar in den 70er Jahren erschien, aber zeitlos ist.
„Wenn mir die Erfahrung nicht wieder weggenommen werden soll, dachte sie, muss ich sofort damit anfangen, sie zu machen.“ (S. 51)
Es geht um Lou, die an einem historischen Institut in Toronto arbeitet. Eine Frau im mittleren Alter, die bisher nur mittelmäßige Erfahrungen gemacht hat, langweilige Männer leid ist und ihre Arbeit liebt: das archivieren. Nun darf sie sich auf machen in den Norden, denn das Institut hat ein Haus geerbt in dem eine staatliche Bibliothek untergebracht ist und Lou soll dort hin in den wilden hohen Norden auf die Insel, in das Fowler-Oktagon und die Bibliothek sichten und katalogisieren. Es ist nicht nur ein Haus fern ab der Zivilisation, es ist ein Haus mit Bär, der auch dort lebt. Sie nähern sich an und durch Lous Einsamkeit und neuergründeten Autonomie wird mehr aus ihr und dem Bären als es sein dürfte.
„Ist ein Leben, dass sich plötzlich als Abwesenheit entpuppt, überhaupt ein Leben?“ (S. 18)
Ein Roman der sachlich darlegt; weder kitschig noch verklärt daherkommt. Ein Roman der eine Frau in der Wildnis porträtiert, die auf einen domestizierten Bären trifft, der natürlich weiterhin ein wildes Tier ist und bleibt.
Die Autorin schrieb in klarer Prosa, aber abgewandt vom blühenden nature writing. Die Ambivalenz der Protagonistin, wenn sie die Veränderungen an sich selbst wahrnimmt, eine neugewonnenen Selbstbestimmtheit. Sie nimmt gar eine Rolle der Unterdrückerin gegenüber dem Bären ein, aber entronnen der eigenen Unterdrückung.
„Dir fehlt der Stolz, dir fehlt das Gespür für dich selbst.“ (S. 166)
Ein starker Roman, der viele Elemente hat, die noch heute diskussionswürdig sind und hier angerissen werden im Jahr 1976: Wenn es um die first nations geht, um Kolonialisierung, um die Rolle der Frau und das alles kondensiert in einem Sommer im wilden Kanadischen Norden, denn Lou mit dem Bär verbringt und sich selbst entsteigt.
Ja, ein starker Roman, aber ob es der beste kanadische Roman aller Zeiten ist wie es auf unter dem Titel der Neuauflage des btb Verlages heißt, sei mal dahingestellt. Aber ich kann diese Neuauflage sehr empfehlen, denn das Nachwort zum Roman der Schriftstellerin Kristine Bilkau ist sehr erhellend und komplementiert den Roman erheblich.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Lou und der Bär

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Die Bibliothekarin Lou wurde von ihrer Institut nach Norden des Kanadas auf eine Flussinsel geschickt, um dort in für staatlichen Bibliothek geerbten Haus die Bücher katalogisieren. In einem Haus ohne ...

Die Bibliothekarin Lou wurde von ihrer Institut nach Norden des Kanadas auf eine Flussinsel geschickt, um dort in für staatlichen Bibliothek geerbten Haus die Bücher katalogisieren. In einem Haus ohne jegliche Zivilisation und dazu gehörende Bär, deren Existenz sie erst auf dem Insel erfährt, wurde sie allein auf sich gestellt. Lou, die normalerweise eher unterwürfig und zurückhaltend lebt, musste sie sich nicht nur im rauen Natur zurechtfinden, sondern auch um den Bären kümmern. Einen Sommer lang lebt Lou und der Bär zusammen, nähern sie sich Stück für Stück an und als sie den Insel verlässt, ist sie nicht mehr die selbe Lou, die sie vor Monaten war...

Bereits in 1976 erschien „Bär“ von Marian Engel- die 1985 im Alter von 52 gestorben ist- wurde damals mit dem „General Gouverneurs Award“, dem wichtigsten literarischen Preis Kanadas, ausgezeichnet und bis heute einer der wichtigsten Romanen Kanadas gilt. Ich muss zugeben: bis diese Neuentdeckung vom BTB Verlag, war das Buch mir unbekannt und ob ich was verpasst habe, bin mir nicht so sicher. Denn ich habe es zwar gern gelesen, aber einige Schilderungen waren für mich doch etwas bizarr. Im Nachwort heißt es, dass die bestimmte Szene hier ganz bewusst geschriebenen worden, um realistisch zu wirken, also nichts mit Fantasie oder mit Fanatismus zu tun. Und ja.. Marian Engel hat wirklich ein lebensechten Schreibstil, denn Bär ist ein Bär, der gern mal Maden aß, auf seinem Hinterlassenschaft saß, furzt und rülpst und ich hatte das Gefühl, all das zu riechen. In eine feministische Geschichte solche Bemerkungen sein muss, ist Geschmackssache, über die man ewig diskutieren kann. Was mich allerdings wirklich gestört hat, ist: Bezeichnung der indigenen Völkern mit dem I-Wort. Das kann sein, dass dieses Buch fast 50 Jahre alt ist, meiner Meinung nach, suchen in einer Story wo es um die Selbstfindung von einer Frau geht, rassistische Wörter nichts.

„Bär“ ist ein starker Roman über eine Frau, die selbst unterdrückt und durch Einsamkeit in der Natur und durch einen Bär ihr anderes „ich“ entdeckt hat. Ein Buch, welches durchaus lesbar ist, aber von meiner Seite ist nicht unbedingt ein wichtiges literarisches Werk, dass man unbedingt lesen muss.

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