Cover-Bild Ich und Monsieur Roger
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17,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 29.07.2013
  • ISBN: 9783446243842
Marie-Renée Lavoie

Ich und Monsieur Roger

Roman
Norma Cassau (Übersetzer), Andreas Jandl (Übersetzer)

Hélène ist klein, zart, acht Jahre alt, nennt sich Joe und behauptet, zehn zu sein, damit sie den Job als Zeitungsausträgerin bekommt. Umgeben von drei Schwestern, einem Vater, der das Leben nur als melancholischer Trinker erträgt, und einer Mutter, die sich mit drakonischer Strenge panzert, ist Joe manchmal etwas einsam, ganz wie Roger, der plötzlich im Garten des Nachbarhauses steht und flucht. Roger ist achtzig, ein begnadeter Grantler, dessen Flüche mit jeder Flasche Bier phantastischer werden. Wie Joe den lebensmüden Roger ins Leben zurückholt und er zum Schutzpatron dieses empfindsamen Mädchens wird, beschreibt Marie-Renée Lavoie aus Kanada mit viel Witz und Poesie.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2017

Monsieur Roger

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Ein 8jähriges kanadisches Mädchen (Helene) macht sich 2 Jahre älter und gibt sich als Junge aus, um Zeitungen austragen zu können und Geld für die Familie dazu zu verdienen. Heimlich deponiert sie regelmäßig ...

Ein 8jähriges kanadisches Mädchen (Helene) macht sich 2 Jahre älter und gibt sich als Junge aus, um Zeitungen austragen zu können und Geld für die Familie dazu zu verdienen. Heimlich deponiert sie regelmäßig vor nötigen Einkäufen (die sie ebenfalls machen muss) Geldscheine in der Börse der Mutter, damit für den Einkauf auch im rechten Moment Geld zur Verfügung steht.

Irgendwann zieht ein verschrobener Alter (Roger) in das Haus ein und die beiden verbindet bald eine wunderbare Beziehung. Obwohl Roger meisterlich Hunderte Flüche beherrscht und sie zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit anwendet, wird er auch in Helenes Familie gerne gesehen. Er passt immer etwas auf die Kleine auf, vor allem wenn sie in den dunklen Morgenstunden ihre Zeitungen austrägt und wirkt wie ein unerschütterlicher, fluchender Fels in der Brandung.

Was für ein beeindruckendes Buch!

Es ist rückblickend aus Sicht der inzwischen erwachsenen Helene geschrieben. Man erlebt mit ihr einige Jahre ihres jungen, komplizierten Lebens. Das Umfeld in dem sie aufwächst ist nicht gerade das allerbeste. Die Leute leben mit dem Nötigsten und können sich nicht viel leisten. Ihre Eltern sind Lehrer, die Mutter arbeitet nicht mehr, da sie sich um die 4 Mädchen kümmern muss. Sie hat eine harte Art mit den Kindern umzugehen. Ihre Anweisungen müssen befolgt werden - ohne Diskussion - fertig aus! (wie sie gerne zu sagen pflegt).

Der Vater scheint sehr unzufrieden in seinem Beruf zu sein und ertränkt seinen täglichen Frust in Alkohol. Bemerkenswert ist, dass trotz dieser Umstände Helene in keiner Weise unglücklich zu sein scheint. Trotz ihres jungen Alters möchte sie der Familie irgendwie helfen - ja, sie förmlich retten. Also schlüpft sie innerlich in eine Parallelwelt, in der sie die Rolle einer Zeichentrickheldin einnimmt: Oscar, ebenfalls ein Mädchen, das sich als Junge tarnt um kämpfen zu können in Zeiten vor der Franz. Revolution. Helenes Fahrrad wird zum Pferd und die Zeit des Zeitungsaustragens wird zum Kampfeinsatz, in dem es Mut zu beweisen gilt. Auch in den kommenden Jahren wird die Rolle der Oscar zu ihrem zweiten Ich.

Immer wieder tauchen Passagen auf, in denen sie ihre Aufgabe darin sieht, heldenhaft ihr übertragene (oder auch nicht übertragene) Aufgaben zu erledigen. Alles für die Familie, denn sie selbst braucht kaum etwas von dem schwer verdienten Geld. Die Gedankengänge dieses Kindes sind sehr berührend und in keiner Weise kitschig. Obwohl die Beziehung zu Roger keinen extrem großen Raum in der Geschichte einnimmt, ist sie doch von enormer Bedeutung für ihre Entwicklung und die Entwicklung Helenes vom Kind zur Jugendlichen.

Trotz widriger Umstände in dieser Familie spürt man überall in diesem Roman die Zuneigung zu den oft schwierigen Eltern. Und das unerschütterliche Vertrauen in diese, selbst in schwierigsten Situationen. Instinktiv spürt sie, wie ihre Eltern sich quasi aufopfern für ihre Kinder, sich förmlich selbst aufgeben, um einen geregelten Tagesablauf hin zu bekommen. Sie hat Verständnis für ihren Vater und versucht bestmöglich, seinen nach außen wirkenden Schein aufrecht zu erhalten. Das ist eine ihrer Heldentaten und manche kann sie nur leisten, weil sie innerlich in die Rolle der mutigen Oscar schlüpft.

Der Schreibstil ist so herrlich, dass ich förmlich durch die Seiten gerauscht bin. Obwohl ich generell eher zum langsamen Genusslesen neige. Hier jedoch habe ich noch beim rasanten Lesen genießen können und ich habe es wirklich genossen! Mir ist schon länger nicht mehr passiert, dass ich mir gewünscht habe, ein Buche hätte 200 Seiten mehr gehabt. Bei diesem schon. Ein wunderbares Buch!

Veröffentlicht am 11.10.2024

Ich und Monsieur Roger

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Helene ist 8 und lebt mit ihren 3 Schwestern und den Eltern, die beide Lehrer sind, in einem ziemlich heruntergekommenen Viertel. Sie sind nicht arm, aber sie kommen nur mit Mühe über die Runden. Der Vater ...

Helene ist 8 und lebt mit ihren 3 Schwestern und den Eltern, die beide Lehrer sind, in einem ziemlich heruntergekommenen Viertel. Sie sind nicht arm, aber sie kommen nur mit Mühe über die Runden. Der Vater ist mit seiner Arbeit totunglücklich und beginnt, mehr und mehr zu trinken. Die Mutter, versucht die Familie über die Runden zu bringen, ist aber oft an der Grenze ihrer Möglichkeiten und daher ziemlich hart geworden. Ihr Wort ist Gesetz, obwohl sie im Inneren doch einen weichen Kern hat. Helene macht sich 2 Jahre älter, nennt sich Joe und trägt Zeitungen aus, um so die Familie zu unterstützen. In die Nachbarschaft zieht Roger – ein über 80-jähriger alter verbitterter und einsamer Mann, der ständig flucht. Als er Helene aber vor einer Vergewaltigung rettet, werden sie mehr und mehr Freunde ...
Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Ich fand einfach keinen Zugang. Es lag nicht unbedingt am Stil, aber ich konnte mich mit den Figuren nicht so recht anfreunden. Helene ist nicht wie ein 8-jähriges Kind, egal in welchem Alter, sie ist immer ihrer Zeit um Längen voraus und spricht auch nicht wie ein Kind. Und das Buch ist aus ihrer Sicht geschrieben. Auf der anderen Seite ist sie auch sehr naiv und lebt mit einer Trickfilmfigur namens Oscar. Ab Mitte des Buches wurde es aber für mich immer besser. Ich bewunderte Helene, wie sie trotz des heruntergekommenen Viertels und ihren familiären Schwierigkeiten nie ihren Humor verliert, immer irgendwie nach vorn sieht, sehr pragmatisch ist und auch sehr optimistisch. Am Ende war es irgendwie ein sehr berührendes und nachdenkliches Buch. Die Figuren konnten sich entwickeln und waren nicht nur schwarz/weiß, sondern mit vielen Facetten dazwischen. Immer blitze auch ein gewisser Humor durch. Alles in allem doch eine angenehme Überraschung und ich würde das Buch weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 06.08.2018

Feinfühlig erzählt

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Ein kleines Mädchen , das sich als den Jungen Joe ausgibt . Nur um ihrer sozial schwachen Familie zu unterstützen ! 
Es vergeht kein Tag , an dem sie sich nicht wünscht eine schöne Heldin zu sein . 
Doch ...

Ein kleines Mädchen , das sich als den Jungen Joe ausgibt . Nur um ihrer sozial schwachen Familie zu unterstützen ! 
Es vergeht kein Tag , an dem sie sich nicht wünscht eine schöne Heldin zu sein . 
Doch in Wahrheit ist sie 8 Jahre alt , bleich und viel zu mager für ihr Alter und viel zu jung um Zeitungen auszutragen . 
Deshalb gibt sie sich als den 10-jährigen Joe aus und erschwindelt sich somit den harten Job . 
Ein Mädchen , dass den Kummer und die Verantwortung einer ganzen Familie trägt und trotzdem erkennt sie die Schönheit , ihres am Morgen so ruhigen Viertels !! 
Als sie schlaflos von einer Tour nach Hause kommt , trifft sie mitten auf dem Weg, einen alten bärtigen Mann mit Zigarette in der Hand . 
Dieser sitzt auf einem geblümten alten Stuhl seiner verstorbenen Frau und wartet auf sein Ende . 
Er wirkt unheimlich und scheint kein Benehmen zu haben , doch nach einem schlagkräftigen Dialog , lernen sich die Beiden zu schätzen ! 
Roger soll bald für die Familie zum Lebensretter werden . 
Monsieur Roger zog erst vor Kurzem in die Nachbarschaft , er hat es im Leben nicht immer leicht gehabt . 
Denn er verlor sehr früh seine geliebte Ehefrau !!! 
Ein Mädchen , dass keine Kindheit hat , weil sie auf ihren zerbrechlichen Schultern die Last eines Erwachsenen trägt . 
Hélène musste viel zu früh lernen erwachsen zu werden . In den wirklich einmaligen Dialogen , wird klar wie klug und erwachsen sie bereits ist ! 
Roger wird für sie zu einem Vaterersatz , der ihr die Welt und den Tod erklärt . In einer gefährlichen Situation , rettet er sie und auch wenn sie dabei erkennt , dass sie nicht unverwundbar ist , so findet sie doch einen treuen Freund ! 
Durch eine bestimmte Situation kann der mürrische Roger gar nicht mehr anders , als sie in sein Herz zuschließen !! 

Eine ganz besondere Freundschaft ,zwischen zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten und die sich doch so viel Lebensmut schenken !! 
Zwischen dem Traum eines besseren Lebens und der Angst nie etwas Besonderes zu werden , begleiten wir Hélène über mehrere Jahre ! 
Ein wundervolles Buch , dass poetischer nicht sein könnte !Und das einen zu Tränen rührt und einen zum Nachdenken bringt . 
Hélène und Roger wurden beide vom Leben nicht immer fair behandelt und doch geben sie nie auf ! 
Ein Buch , dass einen zu Tränen rührt und einem gleichzeitig so viel Mut macht und einen mit dem derben Humor zum Lachen bringt ! 
Hélène ist eine so herzliche Protagonistin wie man sie selten findet ! 
Ein Buch voller Emotionen . 
Einfach wundervoll !!!