Lila Dahl
Lila wird als kleines Kind von der Landstreicherin Doll „gerettet“. Man könnte auch sagen gekidnappt. Mit kleinen Gelegenheitsjobs schlägt sich Doll für beide durch, jahrelang tingeln sie durchs Land. ...
Lila wird als kleines Kind von der Landstreicherin Doll „gerettet“. Man könnte auch sagen gekidnappt. Mit kleinen Gelegenheitsjobs schlägt sich Doll für beide durch, jahrelang tingeln sie durchs Land. Auch als Erwachsene hat Lila den Drang zum Weiterziehen, Sesshaftwerden ist nichts für sie. Und dann passiert genau das.
„Lila“ bildet den dritten Band einer Trilogie rund um das Dörfchen Gilead. Ich kenne die Vorgänger nicht, kam aber auch ohne Vorwissen gut mit der Handlung zurecht. Lilas Lebensgeschichte ist außergewöhnlich, ihr Charakter schwierig. Verschlossen, misstrauisch, vorsichtig. Sicher etwas, was durch ihre Kindheit auf der Straße bedingt ist, trotzdem macht es das dem Leser schwer sich für sie zu erwärmen. Es fiel mir nicht leicht ihre Gedanken nachzuvollziehen, auch ihre Handlungen sind nicht immer verständlich. Einerseits sehnt sie sich nach Halt und Geborgenheit, andererseits kann sie von ihrem alten Ich nicht lassen. Dies wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Autorin zwischen zwei Zeitebenen hin und herspringt: der alten Landstreicherin Lila wird ebenso viel Erzählzeit zugestanden wie der ehrbaren Frau des Priesters. Nicht immer ist sofort klar, welche Lila gerade spricht, ich fand es nicht ganz ideal gelöst. Der Erzählstil hat mir auch nicht ganz zugesagt, doch eher sperrig und recht emotionslos führt die Autorin durch die Handlung. Ich fand „Lila“ interessant zu lesen, konnte mich für die Protagonisten jedoch nicht so begeistern, dass ich zwingend auch die anderen Teile der Trilogie lesen müsste.