Ein König zwischen Gefühl und Größe
Mit "Ludwig I. von Bayern – Träume und Macht" gelingt Marita Krauss eine außergewöhnlich lebendige Biografie, die den bayerischen König nicht nur als politisch versierten Bauherrn und Kunstförderer, sondern ...
Mit "Ludwig I. von Bayern – Träume und Macht" gelingt Marita Krauss eine außergewöhnlich lebendige Biografie, die den bayerischen König nicht nur als politisch versierten Bauherrn und Kunstförderer, sondern vor allem als vielschichtigen, leidenschaftlichen Menschen zeigt. Die Grundlage dieser Neuentdeckung sind die bisher unveröffentlichte Tagebücher von Ludwig I, welche seltene Einblicke in das Seelenleben eines der prägendsten Monarchen der bayerischen Geschichte geben.
Bekannt ist Ludwig I. als Begründer des klassizistischen München, als Philhellene und als Monarch, der mit Kunst Politik machte. Doch Krauss geht weit darüber hinaus. Sie zeigt einen König, der gegen die kühle Vernunft des Hofes seine Emotionalität setzte – der träumte, liebte, irrte und leidenschaftlich versuchte, sein Innerstes mit seiner Macht in Einklang zu bringen. Und gerade darin liegt die Stärke dieser Biografie: Ludwig I. wird nicht idealisiert, sondern ernst genommen – in all seinen Widersprüchen.
Marita Krauss schreibt sachlich fundiert und dennoch ausgesprochen zugänglich. Ihr Stil ist angenehm erzählerisch, reich an Anekdoten und immer nah am Menschen. Besonders beeindruckt hat mich, wie sie es schafft, die bekannten Liebesbeziehungen – etwa zu Marianna Florenzi oder Lola Montez – neu zu deuten. Statt Skandale zu bedienen, beleuchtet sie diese Affären als zutiefst romantisch-idealisierte Verbindungen eines Mannes, der Gefühle ernst nahm und darin oft über das Ziel hinausschoss.
"Ludwig I. – Träume und Macht" ist eine mitreißende Biografie auf 600 Seiten, die historische Tiefe mit emotionaler Nähe verbindet.