Düster
Nachdem der Kronprinz Jorg ansehen musste, wie seine Mutter und sein kleiner Bruder blutrünstig ermordet werden, denkt Jorg nur noch an Rache. Er möchte die Verantwortlichen bitter dafür bezahlen lassen. ...
Nachdem der Kronprinz Jorg ansehen musste, wie seine Mutter und sein kleiner Bruder blutrünstig ermordet werden, denkt Jorg nur noch an Rache. Er möchte die Verantwortlichen bitter dafür bezahlen lassen. Doch sein Vater, der König, weigert sich den Grafen Renar zu bestraffen, denn er erhält eine nicht zu verachtende Entschädigung. Rasend vor Wut, dass sich sein Vater so schnell bestechen lässt, flüchtet Jorg vom Königshof, zusammen mit einer Bande Gesetzloser.
Vier Jahre später versetzt Jorg und seine Gesetzlosen, die er auch die Brüder nennt, das Land in Angst und Schrecken. Sie zünden Dörfer an, morden und vergewaltigen ohne Skrupel. Sein Rachedurst scheint keine Grenzen zu kennen und auch sein Ehrgeiz steht seinen Rachegelüsten in nichts nach, denn mit 15 möchte er König sein.
,,Prinz der Dunkelheit“ ist ein absolut treffender Titel für diesen Roman, denn die Geschichte befasst sich nicht mit dem typischen strahlenden Helden, der voller Güte ist und egal was er durchleben muss er immer als guter Mensch heraus geht. Jorg ist der Böse, er ist brutal, voller Hass und absolut gewissenlos. Man wird sofort in das Geschehen geworfen und schnell wird klar, was einem in diesem Roman erwartet.
Ich hatte zunächst etwas Startschwierigkeiten, da Jorg absolut kein Sympathieträger ist und ich seine abgeklärte und blutrünstige Art zunächst sehr befremdlich fand. Zudem ist es einfach ungewohnt so viel über die Gedankengänge des psychopathischen Bösewichts zu erfahren. Nachdem ich mich jedoch auf die Geschichte eingelassen habe, hat mich der interessante Protagonist von Seite zu Seite mehr in seinen Bann gezogen.
Mark Lawrence spielt extrem mit gängigen Klischees, so wird er nicht müde zu betonen, dass Jorgs Kindheit so traumatisierend war, dass ihm fast nichts anderes übrig blieb als ein Psychopath und zum Massenmörder zu werden.
Sicherlich gibt es die ein oder andere blutrünstige Szene, doch der Roman strahlt nicht aufgrund solcher vereinzelter Szenen so eine Düsternis und Brutalität aus, denn vor allem die Gedankengänge und Vorstellung von Jorg füllen die Seiten mit Dunkelheit.
Jorg wirkt wesentlich älter als 14 Jahre. Er schafft es ohne Probleme Menschen zu manipulieren und er wirkt sehr abgeklärt. Vor allem frage ich mich, wie es ein 14 Jähriger geschafft hat, dass ihm eine ganze Horde von wesentlich älteren Gesetzlosen folgen. Jorg hat zudem eine unfassbar interessante Sicht auf das Leben, denn für ihn ist das Leben ein Spiel und jeder möchte gewinnen.
Auch den Nebencharakteren wie z.B. den Gesetzlosen haftet etwas sehr dunkles und brutales an, ich möchte ihnen nicht Nachts begegnen. Mark Lawrence skizziert die Nebenfiguren jedoch eher Oberflächlich und weniger detailliert.
Auch die Welt die Mark Lawrence in ,,Prinz der Dunkelheit“ skizziert hat mein Interesse geweckt, denn es handelt sich bei diesem Buch um einen Zukunftsroman, die Welt wie wir sie kannten ist untergegangen und unendlich viel Wissen ist verloren und so leben die Menschen wieder in mittelalterlichen Verhältnissen. Die Welt ist daher eine interessante Mischung aus phantastischen Elementen wie z.B. Geister aber auch Elemente aus unserer Welt wie z.B. berühmte Philosophen wie Sokrates.
Die Sprache ist vor allem ordinär und Stellenweise ist sie auch sehr plump, dies wirkt aber alles andere als unpassend sondern passt einfach zu der düsteren und brutalen Geschichte. Die Gedanken und Gespräche werden einfach nicht beschönigt und an die Lebensumstände der Figuren angepasst.
Alles in allem ist ,,Prinz der Dunkelheit“ ein wirklich interessanter Roman und hebt sich deutlich vom restlichen Genre ab, denn noch nie habe ich ein Roman aus der Sicht des wirklich psychopathischen Bösewicht gelesen.