Die DDR aus sehr persönlicher Sicht
Klappentext:
Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann, hatte er sich vorgenommen, stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben. Denn ...
Klappentext:
Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann, hatte er sich vorgenommen, stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben. Denn seltsam: In keinem der angeblich so „typischen“ literarischen Denkmälern für dieses verschwundene Land fand er sich wieder. Er gehörte auch nicht zu der Generation von „Zonenkindern“ und wohnte in keiner „Sonnenallee“ und in keinem „Turm“. Seine Jugend, seine Auseinandersetzung mit diesem seltsamen Ort namens DDR, seine Erfahrungen und seine Kämpfe, kamen nirgendwo vor. Und erst recht nicht das Gefühl, das er mit dieser Zeit verband. Komisch. War er so ein Sonderfall?
Fazit:
Nachdem ich von Mark Scheppert schon Leninplatz gelesen habe, wollte ich auch dieses Buch lesen. Ich erwartete wieder Geschichten von ihm, die mir sein Leben in der DDR näherbringt. Mir war nach Leninplatz natürlich schon klar, dass er zur privilegierten Schicht der ehemaligen DDR zählte und das seine Kindheit und Jugend eventuell anders verlaufen sind, als die von den ausgestoßenen Menschen des Systems. Ich wollte ganz bewusst mal wieder ein Buch lesen, in dem die DDR nicht nur schlecht und böse dargestellt wird. Da mir der Humor des Autors zusagt, war dieses Buch ein Muss. Meine Erwartungen wurden wieder einmal erfüllt und ich konnte wieder in das Alltagsleben der DDR abtauchen.
Was konnte mir Mark mit seinem Buch näherbringen? Er erzählte mir von den ungeliebten Ausflügen zum Kleingarten mit der üblichen Datsche, den Wehrerziehungslagern, dem sehnlichst erwarteten Trabi, der Schulzeit, der Jugendweihe, von Bückware, vom Westfernsehen und vielen weiteren alltäglichen Begebenheiten aus diesem verschwundenen Land. Mit dem nötigen Schuss Humor brachte er mich zum Schmunzeln, allerdings auch zum Nachdenken. Viele von uns „Wessis“ denken doch allzu oft, dass es in der DDR wohl kaum eine glückliche Kindheit und Jugend geben konnte. Eingesperrt und mit mangelhafter Versorgung, wie soll das funktionieren? Mark hatte das „Glück“, dass sich seine Eltern dem System angepasst hatten und er auch noch in Ostberlin lebte, so hatte er natürlich unter weniger strengen Einschnitten zu leiden, wie ein Kind und Jugendlicher in der Provinz. Dennoch sehe ich dieses Buch nicht als Verklärung der DDR, da Kinder und Jugendliche eine andere Sicht auf die Welt haben. So bringt der Autor viele vergessene Alltagsgeschichten aus der DDR auf den Punkt und erzählt schonungslos ehrlich aus seinem Leben. Manche Begebenheiten könnten sich so oder ähnlich auch hier im Westen ereignet haben, viele andere konnten sich so nur im Osten ereignen.
Mir war klar, dass mir vielleicht nicht jede Geschichte auf Anhieb gefallen würde, dennoch habe ich alle gerne gelesen. Ich möchte hier nicht auf die einzelnen Geschichten eingehen, da die Bandbreite den Rahmen einer Rezension sprengen würde. Fakt ist, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und durfte wieder dazulernen.
Der Schreibstil war so locker und flüssig wie von mir erwartet und bei mir kam keine Langeweile auf. In meinem Kopf konnten wieder Bilder entstehen und es gab wieder Momente des Innehaltens und des Schmunzelns.
Alles in allem tragen die Anekdoten aus Mark Schepperts Leben dazu bei, dass ich das Leben in der ehemaligen DDR noch besser verstehe. "Nuklear" hat es mir Spaß gemacht, wieder ein Stück dieses Weges mit Mark zu gehen und er konnte mich wieder einmal beeindrucken. Von mir eine klare Leseempfehlung sowohl für „Wessis“ als auch „Ossis“.