Cover-Bild Gewaschen, gefüttert, abgehakt
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 14.12.2012
  • ISBN: 9783548374703
Markus Breitscheidel

Gewaschen, gefüttert, abgehakt

Der unmenschliche Alltag in der mobilen Pflege
Über eine Million Menschen werden zu Hause gepflegt – sie alle bekommen täglich die dramatische Unterfinanzierung zu spüren. Im Akkord werden sie gewaschen, gefüttert und abgehakt. Einsamkeit und sogar lebensbedrohliche Situationen sind die Folge. Markus Breitscheidel hat bei seiner Undercover-Recherche den Alltag in der mobilen Pflege erlebt: Zeitdruck, Anonymität und schlechte Bezahlung. Er entlarvt ein durch und durch krankes System.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei NicoleP in einem Regal.
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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2020

Gewaschen, gefüttert, abgehakt – Der unmenschliche Alltag in der mobilen Pflege

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Autor Markus Breitscheid recherchierte undercover, wie es ist, in der mobilen Pflege zu arbeiten. Neben einer schlechten Bezahlung erwarteten ihn Zeitdruck und Anonymität.

Die Arbeitszeit eines Pflegers ...

Autor Markus Breitscheid recherchierte undercover, wie es ist, in der mobilen Pflege zu arbeiten. Neben einer schlechten Bezahlung erwarteten ihn Zeitdruck und Anonymität.

Die Arbeitszeit eines Pflegers ist komplett durchgetaktet. Wie am Fließband muss er in wenigen Minuten einen alten Menschen abfertigen. Oft reicht diese, meiner Meinung nach willkürliche, vorgegebene Taktung nicht aus. Was oft nicht berücksichtigt wird, ist, dass Pfleger es mit individuellen Bedürfnissen eines jeden „Kunden“ zu tun haben. Der Mensch selbst ist aber nur noch ein Posten, den es abzuarbeiten gilt. Alleine die Fahrzeit zwischen den einzelnen Pflegebedürftigen kann dazu führen, dass eigentlich keine Zeit mehr für den Menschen bleibt. Ein Alter in Würde ist damit nicht möglich.
Doch es gibt wenige Orte, an denen alte Menschen nicht abgefertigt werden, sondern auf ihre Individualität eingegangen wird. Aber auch in diesen Einrichtungen ist der finanzielle Druck groß. Sowohl die Hilfebedürftigen, als auch ihre Pfleger, leben und arbeiten in einem System, welches für Menschlichkeit weder Geld noch Zeit eingeplant hat.

Das Buch ist bereits einige Jahre alt. Die „Corona-Krise 2020“ hat den Blick der Öffentlichkeit wieder auf die Pflegekräfte gelenkt. Sie werden als Helden präsentiert und beklatscht. Aber Auswirkungen auf ihren Arbeitsalltag dürfte es nicht geben. Denn mir wurde nach dem Lesen des Buches bald klar, dass sich kaum etwas an den Bedingungen für Pflegebedürftige und ihren Pflegern getan hat. Sie leben immer noch unter der Profitgier und Spardruck ihrer Firmen und der Politik. So lange es noch Pflegepersonal gibt, welches aus eigener Not heraus bereit ist, für noch weniger Geld zu arbeiten, dürften auch keine großen Änderungen zu erwarten sein.

Dieses Buch zeigt, wie wertvoll ein Mensch ist und wie mit dem Menschen umgegangen wird. Er ist ein Kostenfaktor, welcher ruckzuck abgearbeitet werden muss, damit noch Zeit für den nächsten Kostenfaktor bleibt. Markus Breitscheid bietet einen sehr guten Einblick in eine Realität, die all zu gerne verdrängt wird.