Hochbrisant
„...Aber natürlich machen wir das! Das Gründen extremistischer Organisationen gehört zum Standardverfahren jedes Geheimdienstes. Es wäre bedeutend schwieriger, wenn wir erst das Entstehen solcher Gruppierungen ...
„...Aber natürlich machen wir das! Das Gründen extremistischer Organisationen gehört zum Standardverfahren jedes Geheimdienstes. Es wäre bedeutend schwieriger, wenn wir erst das Entstehen solcher Gruppierungen abwarten und dann versuchen müssten, von außen in gefestigte Strukturen einzudringen...“
Dr. Ellen Strachwitz, die Chefin des Inlandsgeheimdienstes, wird von Jens Fricke, dem Leiter des BND zu einem Gespräch gebeten. Er bietet ihr seinen Posten an. Ihre Fragen nach dem Warum beantwortet er in meinen Augen ausweichend.
Im Indischen Ozean bricht Jörg zu einem Kamikazeunternehmen auf, dass jeglichen völkerrechtlichen Recht widerspricht. Doch seine Mission ist erfolgreich. Er wird aber zu absoluten Stillschweigen verpflichtet. Allerdings hofft er, dass ihm der Weg zurück in die KSK ermöglicht wird. Erst einmal sieht das nicht so aus.
Der Autor hat einen äußerst fesselnden Thriller geschrieben. Er ermöglicht mir tiefe Einblicke in den Auslandsgeheimdienst, den BND und den MAD.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Bei den letzten Wahlen in Deutschland hat die AEP gewonnen. Man einigt sich auf eine Koalition mit der CDU und einen Kanzler aus der CDU.
In der AEP spielt Felizitas Delius eine besondere Rolle. Sie wird Chefin des neu gegründeten Heimatministeriums und interessiert sich zunehmend für Ellens Arbeit. Sie möchte sich vom rechtspopulistischen Flügel ihrer Partei absetzen. Doch dann wird ausgerechnet sie entführt. Die Öffentlichkeit glaubt an eine linksterroristische Organisation. Die Presse stimmt in den Tenor mit ein. Ellen aber weiß es besser.
Drei Dinge sind für mich erschreckend. Das sind zum einen die rechtsradikalen Einflüsse in den Staatsorganen, zum anderen die undemokratischen Methoden der Geheimdienste und nicht zuletzt die bewussten Verschleierungen und Lügen gegenüber der Bevölkerung.
Zu den stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte gehören für mich eine Reihe von gut ausgearbeiteten Gesprächen. Eines davon ist der Dialog zwischen Ellen und Felizitas. Es geht unter anderen um die Effektivität der Überwachung des Datenverkehrs.
„...“Warum sollten moderne Terroristen nicht auch lieber ihre fünf Sinne benutzen?“ […] „...Nach heutigem Stand der Technik würden sie erst recht auffallen. Wer sich heute ohne Handy bewegt, Benzin mit Bargeld bezahlt, nichts im Internet bestellt und keine Mails verschickt, macht sich automatisch verdächtig...“
Ein weiteres großes Thema bei diesen Dialogen ist der Einsatz von V – Leuten.
„...Ich würde auch zulassen oder sogar anordnen, dass man Ihr Auto anzündet, wenn man dadurch einen V – Mann plausibel legendieren könnte...“
Natürlich wird gegebenenfalls mit eiskalter Erpressung gearbeitet. Dass der KSK rechtsradikale Mitglieder hat, wird im Buch ebenfalls deutlich. Der Begriff „Elite“ hat eben unterschiedliche Bedeutungen.
Hinzu kommt, dass Ellen nicht weiß, wem sie trauen kann. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen. Natürlich muss auch auf die Befindlichkeiten des Auslands Rücksicht genommen werden. Ein pensionierter Bundeswehrgeneral im Buch formuliert sarkastisch:
„...Es gibt etwa in Washington einige Leute, die zu Kriegen ein sehr positives Verhältnis pflegen und es Deutschland übel nehmen, das sich die Bundeswehr weder im Irak noch in Libyen engagiert hat...“
Mir würden noch eine Menge an Zitaten einfallen, die ich gern wiedergebe würde. Das aber sprengt den Rahmen einer Rezension. Es gibt im Buch eine Menge an Feinheiten und Nickigkeiten zu entdecken.
Das Ende macht betroffen. Täter werden nicht Täter genannt.
Eine Auflistung all der genannten Organisationen findet sich im Anhang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen und kompetentes Wissens des Autors aus.