Genetische (und umweltbedingte) Ursachen für Krankheiten
Martin Brüne, Professor für Psychiatrie, lotet hier aus, wie unser evolutionäres Erbe noch heute unsere Gesundheit und unser Verhalten beeinflusst. Im Gegensatz zu den meisten anderen Werken zu diesem ...
Martin Brüne, Professor für Psychiatrie, lotet hier aus, wie unser evolutionäres Erbe noch heute unsere Gesundheit und unser Verhalten beeinflusst. Im Gegensatz zu den meisten anderen Werken zu diesem Thema konzentriert er sich dabei nicht nur auf körperliche Folgen, sondern räumt auch der menschlichen Psyche viel Raum ein, spürt etwa den Ursachen für psychische Erkrankungen nach. Dabei zeigt sich, dass wir Angehörige der Spezies Homo sapiens auch in diesem Bereich weitaus mehr unseren Genen bzw einem Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt unterworfen sind, als wir gerne glauben würden.
Er überlegt beispielsweise, wie besonders frühe oder späte Mutterschaft durch unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien erklärt werden kann, welche Folgen Vernachlässigung oder traumatische Erfahrungen in der Kindheit je nach genetischer Prädisposition haben können, wie die Darmflora den ganzen Körper beeinflusst oder welche Auswirkungen Stress hat.
Der Inhalt ist großteils interessant, regt zum Nachdenken an und ließ mich einige Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten.
Bisweilen sind die Ausführungen und die hergestellten Zusammenhänge jedoch sehr spekulativ, was der Autor immerhin meist auch eingesteht. Außerdem neigt er zu Abschweifungen. Nicht nur, dass sich manchmal ganze Abschnitte vom eigentlichen Thema entfernen und es etwa im letzten Kapitel hauptsächlich um die Mängel des heutigen Medizinsystems geht. Es fließen auch sonst zu häufig diverse kritische bis polemische Bemerkungen ein, die der Sache nicht unbedingt dienen, da sie von den eigentlichen Aussagen ablenken. So ist es beispielsweise sicher gerechtfertigt zu konstatieren, dass die meisten Menschen mit ihrem Auto sorgsamer umgehen als mit ihrem Körper. Sich dann aber noch darüber auszulassen, dass Zigarettenkippen auf die Straße statt in den Aschenbecher geworfen werden, ist entbehrlich. Ebenso wie regelmäßige Anspielungen auf die Flüchtlingskrise.
Dennoch ein lesenswertes Buch, das erhellende Einsichten darüber bietet, wie die Evolution arbeitet und welche Schlüsse wir daraus für unser Leben und unsere Gesellschaft ziehen können.