Atlas - frei zum Abschuss
Dies ist bereits der zweite Band um den BKA-Zielfahnder Andreas Atlas. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, hatte aber keinerlei Probleme, mich in die Handlung hinein zu finden. Trotzdem kann dieses ...
Dies ist bereits der zweite Band um den BKA-Zielfahnder Andreas Atlas. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, hatte aber keinerlei Probleme, mich in die Handlung hinein zu finden. Trotzdem kann dieses Buch nicht für sich allein stehen, worauf ich am Ende der Rezension noch eingehen werde.
Atlas ist ein sympathischer Charakter, wirkt aber, bedingt durch seine Vergangenheit, etwas verloren in seiner alten Heimatstadt. Aber er hat auch Freunde wiedergefunden und lebt mit Grete, einer Lehrerin und ihrem autistischen Sohn zusammen auf einem alten Gutshof. Er hätte nie gedacht, dass er sich in der Gegend seiner Kindheit jemals wieder so wohl fühlen könnte. Eigentlich möchte er nur das Leben mit seiner Grete und mit Lars genießen und in Ruhe gelassen werden. Aber da gibt es noch das Problem mit den Millionen, die er bei seiner Flucht aus Mexiko zur Seite geschafft hatte. Sie waren seine Sicherheit, um irgendwo ein neues Leben anfangen zu können. Der autistische Lars, der sehr an Andreas hängt, hat jedoch den Koffer mit dem Geld versteckt, und Atlas weiß nicht, wohin.
Nun ist ihm auch noch das Drogenkartell auf den Fersen und bedroht nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das der Menschen, die ihm nahe stehen. Eigentlich will er Grete nicht verlassen, aber um ihrer Sicherheit willen sieht er sich dazu gezwungen, denn das Drogenkartell hat einen Mann auf ihn angesetzt, der ihm bedrohlich nahe kommt und bei seinem Job über Leichen geht.
Martin Calsows Schreibstil ist sehr einnehmend und fesselnd. Dabei bringt er ab und zu auch eine Portion trockenen Humor in die an sich ernste Handlung ein. Man hat sehr intensives Kopfkino, wenn der Autor diverse Situationen so lebendig beschreibt, und bei manchen Szenen bleibt einem glatt vor Spannung die Spucke weg. Atlas, der nach außen hin gerne sein Pokerface aufsetzt und auf den ersten Blick knallhart wirkt, was er in der Vergangenheit, in einer Welt der Drogenkriminalität durchaus sein musste, hat jedoch auch eine sensible Seite und trägt jede Menge Ängste mit sich herum. Das nimmt man ihm auch jederzeit ab, und besonders sein gutes Verhältnis zu Lars, dem autistischen Sohn seiner Partnerin, wie er auf ihn eingeht und sich für ihn einsetzt, hat ihn mir sehr sympathisch gemacht. Auch die weiteren Charaktere in seinem Umfeld haben etwas Liebenswertes.
Dieser Krimi ist gut und kurzweilig geschrieben und bringt jede Menge Spannung mit. Auch wenn man so manches über die Gegend um den Teutoburger Wald erfährt und stellenweise die Atmosphäre direkt spüren kann, würde ich ihn nicht unbedingt als typischen Heimatkrimi sehen.
Die Geschichte hat einerseits ein gutes Ende, aber im Epilog geschieht etwas, das mich auf eine Fortsetzung hoffen lässt, denn ich empfand das als starken Cliffhanger, der geradezu nach einem weiteren Band schreit.