"Ich danke Dir, dass Du mich gedemütigt hast und lehrst mich Deine Rechte"
Das war Dietrich Bonhoeffers liebstes Zitat aus seinem Lieblingspsalm
(Ps. 119, 71), den der Autor Martin Schramm in Verlauf seiner
Erläuterungen zu Bonhoeffer aber vor allem an Bonhoeffer entlang zitiert
und ...
Das war Dietrich Bonhoeffers liebstes Zitat aus seinem Lieblingspsalm
(Ps. 119, 71), den der Autor Martin Schramm in Verlauf seiner
Erläuterungen zu Bonhoeffer aber vor allem an Bonhoeffer entlang zitiert
und auch ich liebe ihn sehr - ich hatte es nur vergessen - und
interpretiere hier die Demut für mich als eine Rückkehr zum Wahren,
Vertrauten, Ursprünglichen.
Bonhoeffer dagegen... ach, das
sollten sie selbst lesen wie auch vieles andere, denn von Bonhoeffers
Reisen, von seinen Stationen hie und da auf der Welt kann man für sich
die eine oder andere Anregung für den eigenen Alltag ableiten. Das habe
ich beispielsweise durch die Auseinandersetzung mit dem lange
vergessenen Psalm getan, das tut viel mehr noch Martin Schramm in allen
Teilen des Buches, in denen er die Nachfolge Bonhoeffers beschreibt -
nein, nicht dessen Adaptation, sondern vielmehr die Umsetzung seiner
Werte im Alltag des 21. Jahrhunderts. Dies kann so unterschiedlich
erfolgen, wie sich eben die Alltage der verschiedenen Menschen
gestalten.... ach, und ich gerate selbst wieder ins Philosophieren, in
die Auseinandersetzung mit dem Gelesenen.
Dabei wollte ich nur
ein lohnenswertes Buch vorstellen, eines, das den Leser mitnimmt und
zwar sowohl über die Gedanken von Bonhoeffer als auch über die von
Martin Schramm.
Schramm hat sich drei Stationen des Vielgereisten
herausgepickt - Faro, Zingst und Berlin und anhand dieser eigene
Gedanken weiterentwickelt und zwar zu den Themen "Selbstreflexion in der
Lebensmitte", "Konflikte im Miteinander" und "Vitale Impulse des Lebens
wahrnehmen", in den er sich am Leben Bonhoeffers entlang in sein
Eigenes hineinhangelt.
Das Buch - ein eher schmales Bändchen, das
zudem einige Fotos enthält - ist unglaublich dicht, prall gefüllt mit
Wissens- und mehr noch mit Nachdenkenswertem. Schon allein die
Aufmachung ist sehr ansprechend, das Büchlein ist sehr liebevoll
gestaltet - bereits daran erkennt man, wie wichtig das Thema dem Autor
und dem Verlag ist.
Wer Antworten sucht, könnte sich hier an der
falschen Stelle wähnen: es werden sehr, sehr viele Fragen aufgeworfen -
ein zentraler, wenn nicht der wichtigste Punkt bei der Glaubensfindung
und beim Leben mit dem Glauben. Aber erhält man nicht auch gleichzeitig
eigene, individuelle Antworten, wenn man sich ein wenig auf das Thema
einlässt? Ich zumindest habe es so empfunden.
Ein Buch, das den
Leser tragen, ihn aber auch erschlagen bzw. einfach zu sehr dominieren
kann - die Fülle an Informationen, Vorschlägen, Ideen ist schlicht
unglaublich. Ich habe einen Mittelweg gewählt und mir häppchenweise
Bonhoeffer bzw. Schramm gegönnt - und bin, so finde ich, gut damit
gefahren: so schnell werden mich diese Anregungen nicht wieder
loslassen.
Wer sich ein wenig besinnen, über Vergangenes und
Zukünftiges nachdenken, alte Werte wiederfinden und völlig neuen Ideen
begegnen will - selbstverständlich im Geiste von Bonhoeffer - dem kann
ich dieses Buch von Herzen empfehlen!