Abbruchrezension
Ich konnte nur schwer, wenn nicht sogar gar überhaupt nicht in die Handlung finden. Nach den ersten 20% hatte ich bereits den ersten Verdacht, dass ich einen langen Atem brauchen werde, würde ich dieses ...
Ich konnte nur schwer, wenn nicht sogar gar überhaupt nicht in die Handlung finden. Nach den ersten 20% hatte ich bereits den ersten Verdacht, dass ich einen langen Atem brauchen werde, würde ich dieses Unterfangen durchziehen wollen. Gegen eine gute Einführung in die Story, die gerne auch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nimmt, habe ich nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Allerdings muss diese für mich auch einen Mehrwert haben, die Geschichte aufbauen und mich mit den Figuren vertraut machen. Weder wurde ich gut unterhalten, noch hatte ich das Gefühl, langsam einen Zugang zum Protagonisten aufbauen zu können. Über das Fehlen von Spannung hätte ich noch hinwegsehen können, wäre auf diesen Seiten etwas passiert, dass mich neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht hätte. Der einzige Lichtblick, der mich dann auch zum Weiterlesen animierte, waren die Auszüge aus den Aufzeichnungen der Chronik von Duighreach, die an den Beginn eines jeden Kapitels gestellt wurden. Diese Auszüge, die nie mehr als eine Seite ausfüllten, lieferten mehr Einblick in die Vergangenheit der Geschichte und gaben mehr Preis, als all die vielen Seiten dazwischen.
Nach ca. 40% habe ich mich nun gegen das Buch und für einen Abbruch entschieden. Vielleicht mag ich nicht die Zielgruppe sein und in anderen Bewertungen und Rezensionen werden dann die Loblieder auf diesen Roman gesungen, die er eventuell verdient hat. Doch meinen Geschmack hat er in keiner Weise getroffen. Die Hauptstory plätschert nur so dahin und zeigt bis zu dem Punkt, an dem ich es bei Seite gelegt habe, keinerlei Hinweis darauf, Spannung zu entwickeln. Protagonist Anthony, dem es an Charakterfestigkeit fehlt und dessen Handlungen dadurch willkürlich wirken, stolpert von einer Ohnmacht in die nächste und muss dabei jedes Mal von seinem geheimnisvollen Dienstmädchen Mary errettet werden. Wenn sie ihn nicht gerade zurück auf sein Zimmer tragen muss, verfolgt Mary ihn durch das Anwesen, dass man meinen könnte, sie sei ein Stalker. Ich erkenne die Absicht, dass sie mysteriös und unheimlich wirken soll. Dies wird allerdings durch die Berechenbarkeit, mit der sie überall dort auftaucht, wo er sich auch aufhält, zerstört. Gleichzeitig ist sie für eine geisterhafte (?) Erscheinung auch einfach zu aufmüpfig und forsch. Der Roman ist mit seinen 598 Seiten nicht gerade ein schmales Bändchen und muss sicherlich hier und da aufgefüllt werden. Muss ich jedoch viele, viele Seiten (und in meinem Fall eben 40%) lang immer wieder lesen, wie Anthony Akten und Aufzeichnungen wälzt, sich dann auf die Suche nach einem geheimen Raum macht (und ihn nicht findet), stürzt/sich den Kopf stößt usw., verarztet wird und sich in Unterhaltungen mit Mary begibt, die ein unangenehmes Gefühl von Fremdschämen bei mir verursacht … dann muss ich einfach irgendwann die Reißleine ziehen.
Ich wollte dieses Buch wirklich mögen und ihm eine gerechte Chance geben. Doch sich immer wieder aufraffen zu müssen den Reader überhaupt wieder in die Hand zu nehmen ist nicht das, was ich unter einem Lesevergnügen verstehe. Es ist wirklich sehr schade und ich kann nicht oft genug betonen, wie unangenehm mir der Abbruch von Rezensionstiteln ist, aber Houston Hall hatte einfach nicht das besondere Etwas, was in mir den Wunsch auslösten konnte, weiterlesen zu wollen.