Akribisch recherchierter, interessanter historischer Roman und Familiensaga in einem der zu Zeiten der Hexenverfolgung in England spielt.
„Die Töchter der Heilerin“ ist ein historischer Roman, der in „Ich-Form“ aus der Sicht von zwei Frauen geschildert wird und umfasst 28 Jahre, in denen der Leser mehr über den Werdegang von Elizabeth „Beth“ ...
„Die Töchter der Heilerin“ ist ein historischer Roman, der in „Ich-Form“ aus der Sicht von zwei Frauen geschildert wird und umfasst 28 Jahre, in denen der Leser mehr über den Werdegang von Elizabeth „Beth“ Southerns, kurz Witwe Demdike genannt und ihrer Familie mit der sie in Lancastershire lebt, erfährt. Knapp über 50 Jahre alt ist Bess, als ihr eine übersinnliche Erscheinung in Gestalt eines attraktiven Mannes, der sich ihr als Tibb vorstellt, begegnet. Tibb ist eine Art Schutzgeist aus dem Feenreich und offenbart Bess Dinge aus der nahen Zukunft.
Er bestärkt sie darin, ihre besondere Gabe, die sie von ihrem Großvater erbte, anzunehmen, um ihre Familie vor Not und Hunger zu schützen. Und obwohl Beth zunächst sehr misstrauisch ist, bewahrheiten sich Tibbs Vorhersagen aufs Genauste. Doch er warnt sie auch vor wenig durchdachten Handlungen, die sie und die Ihrigen in Gefahr bringen könnten.
Beth weiß genau, auf welch schmalem Grat sie wandelt. Zwar übt sie sich lediglich in Heilkunst und bespricht kranke Menschen, übt also weiße Magie aus, doch als die Tochter ihrer beste Freundin aus Kindertagen in eine Notsituation gerät, muss sie das erste Mal die unsichtbare Grenze zwischen Gut und Böse übertreten…
Die zweite wichtige Person, deren Geschichte in Ich-Form geschildert wird, ist Alizon, Beths geliebte Enkelin. Alizon ist strahlend schön, gutherzig und hat ebenfalls die besondere Gabe ihrer Großmutter geerbt. Doch was zunächst als Segen für Beth und ihre Familie begann schlägt irgendwann in einen Fluch um, als sie in den unruhigen Zeiten der Hexenverfolgung ins Visier des Richters Bromley und des reichen Halbbruders von Beth, Roger Nowell, geraten.
Auf Effekthascherei verzichtet die Autorin in ihrem Roman völlig, trotz des brisanten Themas zu damaligen Zeiten, was mir sehr gut gefallen hat. Um einen wahren historischen Hintergrund- die Hexenprozesse des Jahres 1612 in Lancastershire, webt sie eine unterhaltsame Familiensaga, die dem Leser sehr interessante Einblicke in das Leben der einfachen Menschen der damaligen Zeitepoche vermittelt. Im ersten Teil des Romans (ca. 200 Seiten) erfährt man, wie Beth ihre Gabe annahm und wie sie und ihre Kinder sich in schweren Zeiten durchschlagen müssen. Aber bereits im ersten Teil des Romans spitzt sich die Lage um Beth, ihre Tochter Liza und deren Kinder Jamie und Alizon schon bedrohlich zu.
Im zweiten Teil wird die Story bis zum alles entscheidenden Prozess aus Alizons Sicht geschildert. Mir haben beide Teile sehr gut gefallen, denn sowohl Beth als auch Alizon sind sympathische, charismatische Romanfiguren, deren Handlungsweisen man stets nachvollziehen kann. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass „Die Töchter der Heilerin“ dank des guten, eingängigen Schreibstils der Autorin zwar unterhaltsam ist, doch ein etwas langsames Erzähltempo darin regiert und die Story trotz aller akribisch getätigter Recherche in Sachen Historie von Seiten der Autorin ein wenig nüchterner geschildert wird; was ich persönlich nicht als nachteilig empfand, weil ich schon im Vorfeld wusste dass Mary Sharratts historische Romane etwas anders aufgebaut sind, als zum Beispiel Iny Lorentz Historicals, bei denen der Unterhaltungswert noch ein wenig mehr im Vordergrund steht und in denen man am Ende zumeist mit einem Happy Ending für alle Beteiligten belohnt wird.
Fazit: Akribisch recherchierter, interessanter historischer Roman und Familiensaga in einem der zu Zeiten der Hexenverfolgung in England spielt.