Die sechs Leben der Mascha Kaléko
Kleine Notizen aus dem Berliner Alltag, im Sinne der Neuen Sachlichkeit nüchtern und mit einfachen Worten aber auch mit Witz erzählt, bringen der jungen Mascha Kaléko rasch Erfolg. Ab 1929 wird ihre "Gebrauchslyrik" ...
Kleine Notizen aus dem Berliner Alltag, im Sinne der Neuen Sachlichkeit nüchtern und mit einfachen Worten aber auch mit Witz erzählt, bringen der jungen Mascha Kaléko rasch Erfolg. Ab 1929 wird ihre "Gebrauchslyrik" in vielen der zahlreichen Berliner Tageszeitungen abgedruckt. 1933 erscheint bei Rowohlt ihr erstes Buch "Das Lyrische Stenogrammheft". 1937 werden ihre Schriften verboten und ein Jahr später flieht sie mit ihrer Familie in die USA. An den großen Erfolg während der Weimarer Republik kann sie nie wieder anknüpfen. Kaléko stirbt 1975.
Der Titel des Buches "Die paar leuchtenden Jahre" meint die Zeit um 1930, vor der "großen Verdunkelung". Diese Zeile hat die Herausgeberin einem Vortrag von Kaléko entnommen. In dieser Veröffentlichung hat Gisela Zoch-Westphal Gedichte zusammengestellt, die lange vergriffen waren, dazu Chansons und Lieder; neben zeitbezogener Lyrik gibt es auch Kindergedichte und einige längere Prosatexte z.B. über ihre Zeit in New York. Eine mit Dokumenten und Fotos angereicherte Biographie von über 100 Seiten, sowie ein Essay, eine Zeittafel, eine Bibliografie und ein alphabetisches Werkverzeichnis machen das Buch absolut rund.
Ich hatte mich zuvor so gut wie gar nicht mit Mascha Kaléko beschäftigt und habe ihre Lyrik nun sehr gerne gelesen. Die Texte wirken immer noch frisch und frech. Sie spielt mit Worten, mit dem Berliner Dialekt, sie springt zuweilen ins Englische oder Französische, schreibt aber häufig so, wie die Wörter gesprochen werden. Da ist viel Witz in ihren Gedichten enthalten. Das hat mir sehr gefallen, obwohl oft von Abschied geschrieben wird. Sehr bereichernd war der biografische Teil, der auch Tagebuchaufzeichnungen enthält. In diesen wird deutlich, wie sehr sie ihren Sohn und ihren Mann geliebt, ja verehrt hat. Tragischerweise hat Kaléko beide überlebt.
Insgesamt eine Veröffentlichung, die ich sehr empfehlen kann, um sich mit der Person und Künstlerin Mascha Kaléko erstmals vertraut zu machen.