Cover-Bild Obdachlosigkeit – Warum sie mit uns allen zu tun hat
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Scheidegger & Spiess
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaft und Kultur, allgemein
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 01.03.2024
  • ISBN: 9783039421855
Matthias Drilling, Nora Locher, Esther Mühlethaler, Jörg Dittmann

Obdachlosigkeit – Warum sie mit uns allen zu tun hat

Arne Bellstorf (Illustrator)

«Entschuldigung, aber haben Sie ein bisschen Geld für mich, ich bin obdachlos?» Die Begegnung mit Menschen, die im öffentlichen Raum leben, gehört heute zum städtischen Alltag. Aber die Toleranz ihnen gegenüber sinkt, und in vielen Städten wird das Leben auf der Strasse nicht mehr geduldet. Die Lage dieser Menschen ist jedoch selten selbst verschuldet, sie hat in den meisten Fällen strukturelle Gründe: Städtisches Wohnen wird immer teurer und günstiger kommunaler Wohnraum ist äusserst knapp. Sich zu verschulden ist Teil unseres Gesellschaftsmodells, steht aber oft am Beginn einer Abwärtsspirale, die mit der Räumung der Wohnung endet. Wer illegal in einem Land lebt, hat kaum eine Chance auf eine bezahlbare Wohnung.

Dieses kompakte und bestens verständliche Buch vermittelt alles, was wir wissen müssen, um zu verstehen, weshalb das Thema Obdachlosigkeit uns alle etwas angeht. Zusammen mit der Fotografin Nora Martin, dem Grafiker Noah Drilling und dem bekannten deutschen Illustrator Arne Bellstorf haben die Autorinnen und Autoren die Erkenntnisse ihrer jahrelangen Forschung übersetzt und visualisiert, so dass eine neuartige Sicht auf Obdachlosigkeit entsteht. In 17 Kapiteln behandeln sie ein zentrales gesellschaftliches Thema und zeigen auf, wie wir alle zu einem besseren Umgang mit obdachlosen Menschen beitragen können. Ein Glossar der für die Schweiz, Deutschland und Österreich wichtigsten Begriffe rundet das Buch ab.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Geht uns alle an

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Sie gehören zum Stadtbild wie dm und sind doch so unsichtbar, weil keiner hinschauen will: obdachlose Menschen.
Viele Städte werben mit einem Image der inklusiven Stadt, die allen Menschen zur Verfügung ...

Sie gehören zum Stadtbild wie dm und sind doch so unsichtbar, weil keiner hinschauen will: obdachlose Menschen.
Viele Städte werben mit einem Image der inklusiven Stadt, die allen Menschen zur Verfügung steht, doch nichts straft diese Selbstdarstellung so sehr Lügen wie Parkbänke mit Metallgittern, auf die man sich nicht legen kann. Die Städteplanung richtet sich zunehmend an bezahlkräftige Bevölkerungsgruppen und der öffentliche Raum wird stark von politischen sowie ökonomischen Interessen beeinflusst. Wohnungslose Menschen, die sich fast ausnahmslos nur im öffentlichen Raum aufhalten können, werden von zentralen Orten wie Parks, Bahnhöfen, Einkaufspassagen vertrieben und verlieren damit Schutz, denn gerade wo viele Menschen verkehren, sind Obdachlose eher vor Übergriffen geschützt.
Es gibt neue sozialpolitische Ansätze, wie in den USA entwickelte Housing-First-Programme, bei denen im Vordergrund steht, nicht allein die Symptome wie schlechte Gesundheit zu bekämpfen, sondern Obdachlose zunächst in ein festes Wohnen zu bekommen, aus dem alle anderen Probleme wie Schulden angegangen und begleitet werden. Denn mit einer Wohnung kommt auch die Bürokratie zurück ins Leben und es werden Kompetenzen benötigt, die auch vor der Obdachlosigkeit nicht ausgeprägt waren.

Dieses kurze und dennoch sehr informative Buch mit seinen Infografiken lässt sich innerhalb von drei Stunden durchlesen. Und das macht es gut, denn sich ab und zu bewusst zu machen, wie schnell ein:e jede:r von uns in die Lage kommt, die wir beim Stadtbummel auf Kniehöhe lieber ignorieren ist nur angemessen. Ich kann dieses Büchlein eigentlich nur allen empfehlen; man muss sich ja nicht erst zur Weihnachtszeit wieder rührselig Gedanken um die Ärmsten unserer Gesellschaft machen, denn obdachlos sind jene Menschen das ganze Jahr.