Toller Esprit, aber etwas lame
Ich kenne Max Mutzke aus dem Fernsehen und er war mir sympatisch. Daher wollte ich seine Biografie lesen. Allerdings musste ich meine Erwartungen anpassen: Um seinen Sieg bei der Casting-Show und seine ...
Ich kenne Max Mutzke aus dem Fernsehen und er war mir sympatisch. Daher wollte ich seine Biografie lesen. Allerdings musste ich meine Erwartungen anpassen: Um seinen Sieg bei der Casting-Show und seine ESC-Teilnahme geht es in den letzten 12 %, es ist also ein relativ kleiner Anteil. Davor ist das Buch eine Mischung aus Biografie und Lebensansichten des Max Mutzke. Und die sind bodenständig, familienorientiert und sehr, sehr positiv. Aus dem Buch geht man mit einem guten Gefühl heraus und ich fand's schade, als es vorbei war.
Worum geht es?
Der Autor beschreibt sein Leben, beginnend mit den Eltern. Besonders prägend war die Zeit mit dem Großvater, seine Liebe zu Autors, zum Entdecken, und zum Schwarzwald. Seine komplizierte Beziehung zur Musik. Seine Wertschätzung für seine Mitmenschen. Einige Streiche. Die Wertschätzung für sein Leben.
Außerdem gibt es Songtexte zu lesen. Sie ohne Musik anzuhören, das ist komisch, aber oft sind sie sehr passend.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Das Cover ist knallig orange, die Anordnung aber eher geometrisch. Mit der Spiegeloptik weist es gut auf die zwei wesentlichen Aspekte des Autors hin: Die Heimatverbundenheit und die Liebe zu anderen. Der Blick nach innen und außen. Trotzdem wird es der Lebendigkeit Max's nicht gerecht.
Übrigens merkt man dem Buch nicht an, dass eine Co-Autorin mitgewirkt hat. Kira Brück hat bereits einige Influencer-Biografrie mit-verfasst. Bei anderen Büchern spürte ich, dass der Schreibstil nicht dem Redestil der Person entspricht, hier wirkt alles stimmig.
Was ich dem Buch hoch anrechne: Max Mutzke lässt zu private Dinge außen vor. Wer das lesen möchte, befragt ein Klatschblatt seiner Wahl. Die Mutter seiner Kinder, Nazu, wird an einigen Stellen kurz erwähnt, außerdem pendelt er für seine neue Partnerin nach Köln und mag sowohl Schwarzwald als auch die Jecken-Stadt. Besonders bewegend war, dass die Alkohol-Erkrankung der Mutter nur wenig angerissen wird. Man hätte das Thema ausschlachten können, aber Max Mutzke erspart uns Schreckensszenen. Dass er sich in einem Verein engagiert, der Kindern alkohlkranker Eltern hilft, spricht für sich.
Max Mutzke hatte das Glück eines sehr toleranten Elternhauses, das jeden seine Wege mitgetragen hat. Er kam schon früh mit Musik in Kontakt und arbeitet bis heute gern mit anderen Musiker:innen zusammen. Er war ein aufgewecktes Kind und konnte in einem sicheren, dörflichen Umfeld aufwachsen.
Was mich beeindruckt hat: Er hat ADHS, hat das aber nie als Hürde empfunden. Das macht Menschen mit ähnlicher Diagnose oder ähnlichen Eigenschaften Mut. Er konnte sich einerseits schlecht konzentrieren, hatte aber einen - aus Laiensicht - Hyperfokus für Schlagzeug-Spielen und Technik. Trotzdem hat er, mit einem Umweg, sein Abitur gemacht und das sogar, während die Casting-Show lief. Max Mutzke hat sein Leben so gestaltet, dass es für ihn aufregend bleibt z.B. indem er in wechselnden Kombinationen auftritt. Auch das Pendeln bereitet ihm Freude. Ich denke, auch für seine Kinder ist es gut, weil er es schafft, sie zu unterhalten und z.B. handy-freie Zeiten aufregend zu gestalten.
Das Buch hat mich mit seinem Esprit beeindruckt. Auch wenn es eher episodenhaft ist - überwiegend chronologisch, aber nicht komplett. Trotzdem waren es für mich manchmal zuviele Lebensweisheiten, zuviele Erklärungen seiner Ansichten. Er macht das sympatisch, aber ich hätte mich manchmal über mehr aufregende Geschichten gefreut. Es hat mich nicht immer mitgezogen. Deswegen musste ich zwischendurch eine Pause machen.
Fazit
Ich empfehle das Buch gern Leuten, die in schlechter Stimmung sind, auch wenn sie von Max noch nie gehört haben. Mit seinen Leidenschaften können sich viele identifizieren und er ist ein Vorbild für Leute, die ähnlich Herausforderungen bewältigt haben. Es hätte etwas vielseitiger, spannender sein können. Trotzdem ein Buch, das heraussticht. Denn im Gegensatz zu vielen Biografien wirkt es nahbar und sympatisch.