Malen ist ein anderes Wort für fühlen
Es könnte alles so schön sein: Trotz einiger Probleme in der Vergangenheit zieht Anne mit ihrem Ehemann Sebastian in ein neues Leben nach Hamburg. Sie kann sich weiter ihrer Leidenschaft der Malerei widmen ...
Es könnte alles so schön sein: Trotz einiger Probleme in der Vergangenheit zieht Anne mit ihrem Ehemann Sebastian in ein neues Leben nach Hamburg. Sie kann sich weiter ihrer Leidenschaft der Malerei widmen und Sebastian hat einen gut bezahlten Job gefunden, der ihn mir als ausfüllt. Doch Sebastian kann die Vergangenheit nicht vergessen. Immer wieder wirft er Anne vor, dass sie schuld ist, dass er sich so abschuften muss. Als Anne eines Tages auch noch den Wunsch äußert, dass sie gerne ein Kind möchte, bringt dies bei Sebastian das Fass zum Überlaufen und er wird immer gemeiner zu ihr. Der einzige Lichtblick dieser toxischen Beziehung ist Annes neuer Schüler Leo.
Spätestens seit „der Vorleser“ üben Geschichten, in denen Frauen einen deutlich jüngeren Liebhaber haben, eine gewisse Art der Faszination auf uns auf. Wo die einen „Tabubruch“ schreien, finden andere wiederum die Vorstellung interessant, sich in ein solches Abenteuer zu begeben. Generell kann man sagen, dass wir schon lange solchen veralteten Denkweisen entwachsen sind, die eine solche Liebesbeziehung als schlimm empfinden. Vor allem in dem Fall wie „Herz aus Acryl“ ihn aufwirft.
Zwar geht es auch um aufkeimende Gefühle zwischen einer erwachsenen Frau und einem Teenager, allerdings steht dahinter noch so viel mehr. Es geht um Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben, gerade im Fall von Anne. Sie befindet sich in einer toxischen Beziehung zu einem Mann und hat schon vor langer Zeit damit aufgehört, sich zu fragen, was sie eigentlich möchte. Erst als Leo in ihrem Leben auftaucht, erkennt sie, wie leicht das Leben sein kann. Manchmal braucht man einfach einen Perspektivwechsel, um zu sehen, in welcher Situation man sich selbst befindet.
Von diesem Standpunkt aus fand ich die Geschichte sehr schön erzählt und wollte unbedingt wissen, ob Anne es schafft, zu ihren Träumen zu stehen, unabhängig davon, ob sie damit auch ihr Liebesglück findet. Denn alles ist besser als ihr Ehemann Sebastian. Er ist einfach nur ein richtiges Ekel, der nur an sich denkt. Zwar hat sich Anne in manchen Situationen für meinen Geschmack zu devot verhalten, aber Sebastian weiß auch genau, was er sagen muss, um sie klein zu halten.
Alles in allem hat mir die Geschichte sehr gut gefallen und ich kann jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über eine Frau lesen möchte, die durch einen kurzen Perspektivwechsel endlich anfängt zu leben.