Ein absolut wichtiges Buch
Antimuslimischer Rassismus ist ein weitverbreitetes Problem – von Mikroaggressionen im Alltag über das Erstarken rechter Parteien bis hin zu Morden, Anschlägen und Genoziden. Musliminnen werden im besten ...
Antimuslimischer Rassismus ist ein weitverbreitetes Problem – von Mikroaggressionen im Alltag über das Erstarken rechter Parteien bis hin zu Morden, Anschlägen und Genoziden. Musliminnen werden im besten Fall als rückständig, im schlechtesten als extremistisch wahrgenommen – was natürlich einen Einfluss auf unsere Gesellschaft hat. Doch was können wir selbst tun, um rassistische Denkmuster zu erkennen und aufzulösen?
In ihrem ersten Sachbuch widmet sich Filmautorin, Journalistin und Medienkritikerin Melina Borčak dieser Frage. Ihre Sprache fällt dabei als erstes auf: sie jung und modern, umgangssprachlich, sehr direkt und deutlich. Einige Leserinnen dürften sich daran wohl stören, aber die Autorin sagt, sie schreibe, wie sie eben spreche – was dazu führt, dass wir ein zugängliches Sachbuch vor uns haben, bei dem niemand befürchten muss, die Aussage nicht zu verstehen.
In einer kurzen Einleitung legt Borčak dar, was sie mit ihrem Buch erreichen will. Es soll nicht nur um anti-rassistische Sprache und das eigene Handeln gehen, sondern vor allem darum, unbewusste Vorurteile zu erkennen sowie rassistische Strukturen und Framing (=Inhalte auf eine bestimmt Art kontextualisieren) zu entlarven. Eine wichtige Aussage der Autorin ist zudem, dass es nicht die eine kohärente Gruppe von Muslim*innen gibt. Schließlich scheren wir doch auch nicht alle Christen weltweit über einen Kamm. Außerdem erklärt sie falsch verstandene und verwendete Begriffe wie Dschihad, Scharia oder „Islamisierung“ und zeigt, dass Sachverhalte bewusst (sprachlich) unsichtbar gemacht werden.
Das wichtigste Kapitel, so bezeichnet es Borčak auch selbst, ist das über Genozide - und es ist wirklich erschütternd. Wusstet ihr, dass weltweit nur drei Genozide von internationalen Gerichten als solche anerkannt wurden und der Holocaust beispielsweise nicht darunter ist? Ein Grund hierfür ist, dass wir sie noch immer als „Massaker“ oder „Massenmorde“ verharmlosen, wenn doch ein ganzes perfides System hinter ihnen steckt, das über das reine Morden weit hinausgeht. Ein wichtiges Buch, dem ich mit meiner Rezension nur schwer gerecht werden kann.