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Veröffentlicht am 27.06.2024

Neues von den Food Detectives

Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 2)
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Der pensionierte Kommissar Nagare Kamogawa betreibt mit seiner Tochter Koishi in Kyoto ein Shokudo, also ein kleines, familiäres Restaurant. Neben Speisen und Getränken bieten die beiden dort aber auch ...

Der pensionierte Kommissar Nagare Kamogawa betreibt mit seiner Tochter Koishi in Kyoto ein Shokudo, also ein kleines, familiäres Restaurant. Neben Speisen und Getränken bieten die beiden dort aber auch noch einen weiteren Service an: sie sind Detektive, die verlorene Rezepte wiederfinden. So sucht beispielsweise ein junger Mann nach dem Bento, das sein Vater ihm als Kind jeden Tag für die Schule vorbereitet hat. Oder ein Ehepaar, dessen Sohn bei einem Unfall gestorben ist, wünscht sich die Weihnachtstorte aus einer kleinen Bäckerei, die der Junge so geliebt hatte.

„Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte“ von Hisashi Kashiwai ist der zweite Band der Reihe um das kleine Lokal in Kyoto und wurde in Japan bereits verfilmt. Aus dem Japanischen übersetzte Ekaterina Mikulich, die bisher hauptsächlich auf Mangas spezialisiert war. Im Prinzip handelt es sich hier nicht um einen Roman im klassischen Sinne, sondern eher um eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die den Schauplatz des Restaurants nicht verlassen und immer demselben Schema folgen: Eine Person sucht nach einem Rezept und kommt später zurück, um das entsprechende Gericht zu probieren. Das führt dazu, dass wir alles, was außerhalb des Restaurants geschieht, nur aus der Schilderung der Figuren erfahren.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die einzelnen Geschichten oft eine ähnliche Thematik haben. In den meisten Fällen geht es um die Entfremdung zwischen Familien oder den Wunsch, einen bestimmten Geschmack aus der Kindheit wiederzufinden. Darüber hinaus spielt natürlich auch die japanische Küche in jeder Geschichte eine große Rolle. Dennoch hat das gleichförmige Schema auch etwas sehr Gemütliches an sich, was dazu führt, dass man sich beinahe selbst wie ein Stammgast des Lokals fühlt, der die Inhaber und Katze Hirune schon lange kennt. Umso schöner ist es, dass wir in diesem zweiten Band nach und nach mehr über Nagare und Koishi erfahren und ihr Leben nach dem Tod der Mutter wieder richtig aufzublühen scheint.

Fazit: Eine Reihe, die mehr durch die erzeugte Atmosphäre, als durch eine spannende Handlung besticht

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Süßer Reihenauftakt

Mord in Shady Hollow
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Shady Hollow ist ein ganz besonderer Ort. Dort leben die unterschiedlichsten Waldtiere, weit entfernt von menschlicher Zivilisation, harmonisch zusammen – zumindest bis der mürrische Kröterich Otto Sumpf ...

Shady Hollow ist ein ganz besonderer Ort. Dort leben die unterschiedlichsten Waldtiere, weit entfernt von menschlicher Zivilisation, harmonisch zusammen – zumindest bis der mürrische Kröterich Otto Sumpf ermordet im Mühlenteich gefunden wird. Dieser Fall kommt der Füchsin Vera Vixen gerade recht. Sie ist neu in der kleinen Stadt und arbeitet als Journalistin für den „Shady Hollow Herald“. Da der Polizeichef, ein Bär namens Theodore Meade, seine Zeit lieber mit Angeln verbringt, als in seinem Büro, beschließt Vera, eigenhändig die Ermittlungen aufzunehmen.

„Mord in Shady Hollow“ ist der erste Band der Krimireihe rund um die Waldtiere von Shady Hollow. Hinter dem Pseudonym Juneau Black verbergen sich die Autorinnen und Buchhändlerinnen Jocelyn Koehler und Sharon Nagel; die deutsche Übersetzung stammt von Barbara Ostrop. Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler vermittelt, der zwischen den einzelnen Charakteren springt, um festzuhalten, was sich in Shady Hollow an verschiedenen Orten gleichzeitig abspielt.

Der Roman spielt hervorragend mit den Eigenschaften, die wir den einzelnen Tierarten zuordnen. So betreibt beispielsweise die reiche Biberfamilie von Beaverpelt das Sägewerk von Shady Hollow, Rabendame Lenore, Veras beste Freundin, den Buchladen „Nimmermehr“ und die Eule Ambrosius Heidegger ist Professor der Philosophie und weiß einfach alles. Die liebevollen Beschreibungen erzeugen eine ganz eigene Atmosphäre und machen das Buch zu einem echten Wohlfühlkrimi, auch wenn der Mord an dem armen Otto nicht der einzige bleiben soll.

Bei ihren Ermittlungen muss Vera Vixen lernen, dass nicht alle Dinge in Wirklichkeit auch so sind, wie sie scheinen. Ein Kleinkrimineller zu sein, wie Waschbär Lefty, heißt nicht unbedingt, dass man auch zu einem Mord fähig ist. Gleichzeitig darf man als Ermittlerin nicht jedem trauen, auch dann, wenn es sich um die netten Nachbarn handelt. Nach und nach kommen Vera und Deputy Orville Braun dem Täter näher und vor allem die neugierige Füchsin bringt sich dabei immer wieder in Gefahr. Eine wirklich süße Reihe, die ich unbedingt weiter verfolgen möchte.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der bisher beste Band der Reihe

Das Dorf der acht Gräber
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Der 27-jährige Tatsuya Terada fällt aus allen Wolken, als ihn eines Tages ein Anwalt kontaktiert. Er soll das Erbe seines Vaters antreten, den er nie kennengelernt hat. Doch dieses hat gleich mehrere Haken: ...

Der 27-jährige Tatsuya Terada fällt aus allen Wolken, als ihn eines Tages ein Anwalt kontaktiert. Er soll das Erbe seines Vaters antreten, den er nie kennengelernt hat. Doch dieses hat gleich mehrere Haken: Tatsuyas Vater Yozo tötete bei einem Massaker im Dorf der acht Gräber 32 Menschen und genau dorthin soll der junge Mann nun zurückkehren. Außerdem kann er sich nicht sicher sein, ob der Rest seiner Familie ihm wirklich wohlgesonnen ist oder ob nur der nächste in der Erbfolge ausgestochen werden soll. Trotz allem reist Tatsuya in das Dorf der acht Gräber und gerät in eine erneute Mordserie.

„Das Dorf der acht Gräber“ ist der dritte, in deutscher Sprache erschienene Teil der Reihe rund um Detektiv Kosuke Kindaichi des japanischen Schriftstellers Seishi Yokomizo; Übersetzerin ist übrigens die grandiose Ursula Gräfe. Bis auf den Prolog, in welchem der Autor sich selbst als Finder des Manuskripts inszeniert, auf dem der Roman basiert, wird die Handlung aus der Sicht des Protagonisten Tatsuya erzählt. Als Leser*innen finden wir uns also in derselben Situation wie er selbst wieder und wissen nicht, wem wir trauen können.

Hintergrund des Romans sind zwei größere Ereignisse: Zum einen der Tod von acht Samurais, die im Dorf mit einem geheimen Schatz Zuflucht gesucht hatten, von den Bewohner ermordet wurden und darum das Dorf verfluchten – und ihm so auch seinen Namen gaben. Die zweite Bluttat geschah durch Tatsuyas Vater Yozo, der sogar vier Mal acht Menschen tötete, was die Dorfbewohner an eine Rache der Samurais glauben lässt. Geschickt verwebt der Autor beide Ereignisse mit der Mordserie, die nun zum dritten Mal das Dorf erschüttert.

Meiner Meinung nach ist „Das Dorf der acht Gräber“ der bisher beste Band der Reihe. Ein klassischer Kriminalfall wird mit japanischer Folklore, einer Portion Abenteuer und Schatzsuche und fast schon thrillerartigen Szenen kombiniert. Die Auflösung der Morde mag ein wenig konstruiert sein, das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Nur unser Detektiv Kosuke Kindaichi steht bei diesem Fall sehr im Hintergrund, hat aber am Ende seinen großen Auftritt.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Gute Grundgedanken, wenig Umsetzung

Potenziell furchtbare Tage
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Es muss sich etwas ändern an unserer Arbeitswelt, schreibt Journalistin und Autorin Bianca Jankovska in ihrem Buch „Potenziell furchtbare Tage“. Acht Jahre lang musste sie sich mit der Diagnose Prämenstruelle ...

Es muss sich etwas ändern an unserer Arbeitswelt, schreibt Journalistin und Autorin Bianca Jankovska in ihrem Buch „Potenziell furchtbare Tage“. Acht Jahre lang musste sie sich mit der Diagnose Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) durch ein Arbeitsleben quälen, das auf ihre persönliche Situation keine Rücksicht nahm. Emotionale Zusammenbrüche und Jobwechsel folgten aufeinander, bis sie bewusst aus den Zwängen der Leistungsgesellschaft ausstieg und einige Monate in Schweden verbrachte.

In insgesamt 5 thematischen Kapiteln, einem Vorwort sowie einem Intro und Outro setzt sich Bianca Jankovska mit unserer Arbeitswelt auseinander, analysiert die Ist-Situation und stellt Überlegungen an, wie es auch anders gehen könnte. Dabei geht sie stets sehr persönlich von sich selbst aus und gibt Einblicke in ihr eigenes (Gefühls-)Leben. Es geht um Ideen wie die 4-Tage-Woche, Menstruationsurlaub und generell das Thema Anti-Work, also den Gedanken, sich von Arbeitszwängen zu lösen ein gesünderes Verhältnis zur Arbeit zu finden.

Eines vorab: Ich bin grundsätzlich mit vielem einverstanden, was Bianca Jankovska vorbringt. Andere europäische Länder machen beispielsweise vor, dass sich die Leistungsfähigkeit sogar steigern lässt, wenn bei gleicher Bezahlung auf eine 4-Tage-Woche umgestellt wird. Was mir bei der Autorin jedoch fehlt, ist eine Vorstellung davon, wie das in bestimmten Bereichen ablaufen soll. Es mag in einem klassischen Büro einfach sein, auf ein solches Modell zu wechseln oder sich als Individuum einfach mal ein paar Menstrual oder Mental Health-Tage zu nehmen. Wie sieht das aber in prekären Arbeitsverhältnissen aus? Oder in Jobs, bei denen tägliche geplante Anwesenheit essentiell ist? Wer betreut dann unsere Kinder, versorgt uns medizinisch oder räumt unseren Müll weg?

Die Autorin schreibt es am Ende des Buches selbst: sie ist privilegiert. Und das wird auch deutlich, wenn man ihre Lösungsvorschläge sieht: einfach mal ein paar Monate ins Ausland oder sich ein „böses“ Unternehmen suchen, um dieses dann finanziell auszunutzen, ohne richtig zu arbeiten. Schade, hier hatte ich mir mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Schöner klassischer Krimi

Mord bei Kerzenschein
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Oxfordshire, 1924. Der junge Arbie Swift wird von seiner älteren Nachbarin, Miss Phelps, gebeten, in ihrem Haus eine Geisterwache abzuhalten, denn er ist der Autor eines berühmten Reiseführers zur Geisterjagd. ...

Oxfordshire, 1924. Der junge Arbie Swift wird von seiner älteren Nachbarin, Miss Phelps, gebeten, in ihrem Haus eine Geisterwache abzuhalten, denn er ist der Autor eines berühmten Reiseführers zur Geisterjagd. Den hat er jedoch nur aus Langeweile geschrieben und um seinem Freund und Verleger einen Gefallen zu tun. Auf Drängen von Val, der Pfarrerstochter nehmen die beiden den Auftrag der alten Dame trotzdem an und finden sie einige Tage später tot in ihrem Haus – in einem verschlossenen Raum. Wer wollte Miss Phelps etwas antun und ist wirklich ihre eigene Familie in den Mord verwickelt?

Faith Martin ist eines der Pseudonyme der britischen Autorin Jacquie Walton, die bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht hat. „Mord im Kerzenschein“ ist nun der Start einer neuen Reihe rund um die Protagonisten Arbuthnot „Arbie“ Swift und Valentina „Val“ Coulton-James und wurde von Karin Dufner ins Deutsche übersetzt. Erzählt wird die Handlung von einem auktorialen Erzähler, der meistens Arbie oder Valentina folgt, hin und wieder aber auch den Fokus auf anderen Szenen lenkt, in denen die beiden nicht anwesend sind, um so ein paar zusätzliche Hinweise zu geben.

Die Dynamik zwischen Arbie und Val ist herrlich. Arbie ist ein Sohn aus reichen Haus, der eigentlich nur darauf wartet, irgendwann sein Erbe anzutreten. Ambitionen hat er keine und er liebt das faule Leben. Val hingegen würde am liebsten ihr kleines Dorf verlassen, um etwas aus sich zu machen, aber ihre Eltern haben an sie nur die Erwartung, einem Mann eine gute Ehefrau und Mutter seiner Kind zu werden. Gemeinsam treiben die beiden sich gegenseitig an und fordern sich heraus. Dabei erinnern sie mich stark an Bobbie und Frankie aus Agatha Christies „Ein Schritt ins Leere“, auch wenn hier die Rollen etwas verschoben sind.

Der Kriminalfall an sich ist spannend und verbindet eine Geisterjagd in einem knarzenden alten Haus mit jeder Menge Geheimnisse und Familiendrama. Dabei führt uns die Autorin immer wieder an der Nase herum, wenn wir gerade das Gefühl hatten, den Fall gelöst zu haben. Bitte unbedingt mehr von Arbie und Val!

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