Interessante Reihe mit verschenktem Potenzial
Vor der StilleIm Emsland wird eine junge Frau – Lisa Kramer - tot aus einem Kanal geborgen, doch bei der Obduktion wird Leitungswasser in der Lunge gefunden; Lisa muss also an einem anderen Ort gestorben sein. Die örtliche ...
Im Emsland wird eine junge Frau – Lisa Kramer - tot aus einem Kanal geborgen, doch bei der Obduktion wird Leitungswasser in der Lunge gefunden; Lisa muss also an einem anderen Ort gestorben sein. Die örtliche Sonderkommission ruft daher Hauptkommissarin Hanna Will und Kriminalpsychologe Jan de Bruyn zur Hilfe. Als ungleiches Ermittlerteam haben sie schon einige verzwickte Fälle gelöst, doch bei diesem kommen ihnen auch persönliche Dinge in die Quere.
„Vor der Stille“ ist bereits der dritte Band rund um Hanna Will und Jan de Bruyn. Neben dieser Reihe schreibt Autorin Anna Johannsen noch an einer weiteren; die „Inselkommissarin“ spielt auf den Nordfriesischen Inseln und umfasst bereits elf Bände. Die Handlung wird abwechselnd aus Hannas und Jans Perspektive in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt. So erfahren wir als Leser/-innen gleichermaßen, was in ihren Köpfen vorgeht. Das private Geplänkel zwischen den beiden war mir persönlich jedoch manchmal etwas zu viel, da gleichartige Szenen sich stets wiederholen.
Ich muss zugeben, dass ich die ersten beiden Bände der Reihe nicht gelesen habe; für das Verständnis des Kriminalfalls ist das aber auch nicht vonnöten. Was hingegen fehlte, ist die Vorgeschichte zu Hannas und Jans Team, deren Vergangenheit und wie es dazu kam, dass die beiden nun etwas mehr als Kollegen sind. Aus diesem Band geht für mich auch nicht recht hervor, was die beiden so besonders macht, denn es sind mehr zufällige Entdeckungen, die den Fall voranbringen und nicht unbedingt Hannas und Jans spezielle Fähigkeiten.
Der Mordfall ist thematisch mit dem Influencerdasein und dem Einstellen von Nacktbildern auf gewissen Plattformen verbunden, was schnell zu einer Fülle an männlichen Verdächtigen führt, die alle – vorsichtig formuliert – nicht unbedingt Sympathieträger sind. Dazu hätte ich mir einen Hinweis auf dem Klappentext gewünscht, denn sexuelle Gewalt ist hier omnipräsent. Zudem führen die vielen möglich Täter, die teilweise auch recht spät eingeführt werden, dazu, dass als Leser/-in das Mitraten schwerfällt.
Fazit: Eine interessante Krimi-Reihe, die Potenzial verschenkt