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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2024

Rasanter Krimi mit Tiefgang

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
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Amy Wheeler arbeitet als Personenschützerin. Ihre aktuelle Kundin ist die berühmte Schriftstellerin Rosie D’Antonio, die es sich mit einer Darstellung in einem Roman mit einem russischen Oligarchen verscherzt ...

Amy Wheeler arbeitet als Personenschützerin. Ihre aktuelle Kundin ist die berühmte Schriftstellerin Rosie D’Antonio, die es sich mit einer Darstellung in einem Roman mit einem russischen Oligarchen verscherzt hat. Doch dann geschieht eine Reihe von Morden und Amy sollen diese Taten offensichtlich angehängt werden. Gemeinsam mit Rosie flieht sie von deren Privatinsel und macht sich auf die Suche nach dem wahren Schuldigen. Um Hilfe bittet sie schließlich Steve, ihren Schwiegervater. Der ist pensionierter Ermittler und betreibt eine kleine Detektei im Dörfchen Axley im New Forest. Um Amy zu helfen, müsste er seine Komfortzone verlassen – etwas, das er seit dem Tod seiner Frau nicht mehr getan hat.

Ich liebe Richard Osmans Reihe um den „Donnerstagmordclub“, also durfte auch „Wir finden Mörder“ nicht ungelesen bleiben; die deutsche Übersetzung stammt erneut von Sabine Roth. Die Handlung wird personal erzählt und wechselt zwischen den verschiedensten Charakteren hin und her. Hauptsächlich folgen wir dabei Amy oder Steve, aber auch die jeweiligen Mordopfer oder der anonyme Gegenspieler kommen zu Wort. So erleben wir die Geschichte von allen Seiten und sind immer mitten im Geschehen.

Wie auch schon in seiner ersten Reihe liegt Osmans Stärke vor allem in seinem Charakteren. Im Zentrum steht sicherlich Steve, der sich – aus Liebe für seine Schwiegertochter Amy – endlich wieder hinaus ins Leben wagt und die Ermittlungen mit seinem Charme und seinen unkonventionellen Methoden voranbringt. Seine Frau vermisst er noch immer schmerzlich, kann aber nach und nach wieder etwas Freude zulassen. Amy hingegen ist knallhart und auf ihre Arbeit fokussiert, ihren Mann Adam sieht sie nur selten. Mit ihrem Arbeitgeber Maximum Impact Solutions ist sie eigentlich zufrieden, aber will ihr vielleicht dort jemand etwas anhängen? Oder wer ist für die Jagd auf Amy verantwortlich?

„Wir finden Mörder“ ist ein rasanter, actionreicher Krimi, der jedoch auch tiefgründige Szenen aufweist. Die Figuren wachsen einem sofort ans Herz – zum Glück lässt der Schluss des Romans auf weitere Bände der Reihe hoffen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2024

Tolle Charaktere, schwacher Kriminalfall

Der Krimidinnermord
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Es ist ein ganz normaler Nachmittag auf Mallowan Hall. Hausmädchen Phyllida Bright wartet fieberhaft auf die Ankunft des neuen Staubsaugers – doch dann flattert eine Einladung ins Haus. Bei den neuen Nachbarn ...

Es ist ein ganz normaler Nachmittag auf Mallowan Hall. Hausmädchen Phyllida Bright wartet fieberhaft auf die Ankunft des neuen Staubsaugers – doch dann flattert eine Einladung ins Haus. Bei den neuen Nachbarn auf Beecham House soll ein Krimidinner stattfinden und da Agatha Christie und ihr Mann Max sich gerade in London aufhalten, soll Phyllida an ihrer Stelle daran teilnehmen. Zunächst wirkt alles ganz amüsant, bis sich herausstellt, dass die Leiche, der Hausherr Clifton Wokesley, durchaus echt ist. Natürlich muss Phyllida nun ermitteln und den Täter seiner gerechten Strafe zuführen.

„Der Krimidinnermord“ ist bereits der dritte Band der Reihe über Agatha Christies fiktive Haushälterin aus der Feder von Colleen Cambridge; die deutsche Übersetzung stammt von Angela Koonen. Der Erzähler folgt dabei hauptsächlich der Protagonistin Phyllida, hin und wieder werden aber auch wichtige Szenen beschrieben, in denen die Haushälterin nicht anwesend ist. In die Ermittlungen sind auch immer wieder kleine Easter Eggs eingeflochten, so inspiriert die Einladung der Wokesleys Agatha Christie beispielsweise zu ihrem Roman „Ein Mord wird angekündigt“ – für Fans ein amüsanter kleiner Spaß.

Es ist immer wieder schön, nach Mallowan Hall und zu den lieb gewonnen Figuren zurückzukehren, die eine große Stärke des Romans sind. Das eigentlich Bedeutsame in einem Krimi, der zu lösende Fall, ist hier aber mehr als unbefriedigend gestrickt. Immer wieder hakt Phyllida an bestimmten Punkten der Ermittlung nicht nach und zieht Schlüsse nicht, die ganz klar vor ihr liegen. So ist zwar das Mitraten möglich, aber die Identität des Täters ist dennoch recht früh klar – auch wenn später noch einige Ablenkungen eingestreut werden.

Für mich ist „Der Krimidinnermord“ leider der bisher schwächste Band der Reihe, dessen Kriminalfall nicht zu überzeugen weiß. Zudem wird auch das Geheimnis um Phyllidas Vergangenheit wieder in den nächsten Band verschoben. Das birgt, meiner Meinung nach, die Gefahr, dass sich bei den Leser/-innen so große Erwartungen aufbauen, dass die Auflösung nur enttäuschen kann. Schade!

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Veröffentlicht am 28.11.2024

Schöner Roman über die Bedeutung von Gemeinschaft

Jeongmin töpfert das Glück
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Jeongmin ist rastlos. In keiner Mietwohnung bleibt sie länger als ein bis zwei Jahre und auch in ihrem Job ist sie unglücklich. Alles ändert sich jedoch, als sie spontan kündigt und eine Wohnung in der ...

Jeongmin ist rastlos. In keiner Mietwohnung bleibt sie länger als ein bis zwei Jahre und auch in ihrem Job ist sie unglücklich. Alles ändert sich jedoch, als sie spontan kündigt und eine Wohnung in der Nähe eines Maronenhains findet. Bei einem Spaziergang in der Nachbarschaft landet sie in einer kleinen Töpferei, wo sie nicht nur ein neues Hobby, sondern eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen erwartet. Wie wird es in Jeongmins Leben weitergehen und was wünscht sie sich eigentlich für sich selbst?

„Jeongmin töpfert das Glück“ ist das internationale Debüt der Schriftstellerin und Drehbuchautorin Yeon Somin; die deutsche Übersetzung stammt von Kyong-Hae Flügel. Mir persönlich gefällt die Ausstattung des Buches als gebundene Ausgabe und mit den zart türkisfarbenen Vorsatzpapieren wirklich sehr gut. Erzählt wird die Handlung in der Gegenwartsform und mit dem Fokus auf der Protagonistin Jeongmin, so dass das Gefühl entsteht, mitten im Geschehen zu sein.

Der Roman ist sicherlich eine Hommage an das Töpfern als Handwerk und ich gebe zu, dass sich auch bei mir der Impuls breitmachte, das einmal selbst ausprobieren zu wollen. Doch die Töpferei ist vor allem auch ein Ort, an dem Gemeinschaft entsteht und wo Menschen sich umeinander kümmern. Zum ersten Mal erlebt Jeongmin hier, wie es ist, länger an einer Stelle zu bleiben und Verbindungen zu anderen Menschen einzugehen. Sie wird Stammgast in der Werkstatt und verbessert nicht nur ihren Umgang mit Ton, sondern findet auch heraus, was sie in Zukunft mit sich und ihrem Leben anfangen will.

„Jeongmin töpfert das Glück“ lebt von seinen authentischen Charakteren, wie zum Beispiel der Inhaberin der Töpferei, Johee, die kürzlich einen schweren Verlust erlitten hat, Kursteilnehmer Gisik, der von einer eigenen Werkstatt träumt, um seinem ungeliebten Job zu entfliehen oder der 12-jährige Yery, die sich lieber in der Töpferei aufhält, als bei ihren Eltern zuhause. Sie alle wachsen einem im Laufe der Handlung ans Herz und ich würde mich über eine Fortsetzung sehr freuen – die Geschichte ist jedoch in sich abgeschlossen.

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Veröffentlicht am 27.11.2024

Bedeutsamer, aber ruhiger Roman

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Junos Tage verlaufen alle ähnlich. Sie unterstützt ihren Mann Jupiter, der an Multiple Sklerose erkrankt ist und die meiste Zeit im Rollstuhl oder im Bett verbringt. Beruflich versucht sie, die Nachwirkungen ...

Junos Tage verlaufen alle ähnlich. Sie unterstützt ihren Mann Jupiter, der an Multiple Sklerose erkrankt ist und die meiste Zeit im Rollstuhl oder im Bett verbringt. Beruflich versucht sie, die Nachwirkungen der Pandemie abzuschütteln, denn als Performance-Künstlerin hat sie ein paar schwere Jahre hinter sich. Eines Nachts schreibt ein Love Scammer sie an und Juno spielt mit, erfindet sich selbst neu und spinnt Lügengeschichten. Doch der junge Mann namens Benu bereut seine Taten bald und die beiden schreiben sich täglich, führen Videocalls und reden über alles Mögliche.

Martina Hefters neuster Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet und rückte daher in mein Blickfeld. Die Handlung kann in Teilen durchaus als autobiografisch bezeichnet werden, was die Autorin in ihrem Nachwort auch so angibt. Hefter ist selbst Perfomancekünstlerin, während ihr Mann die Vorlage zu Jupiter lieferte. Geschickt spielt die Autorin hier mit den Grenzen zwischen Fiktion und Realität, aber in vielen Szenen ist klar herauszulesen, dass sie weiß, wovon sie schreibt.

Die Geschichte behandelt mehrere wichtige Themen. Auf der einen Seite wird Junos Leben als pflegende Partnerin dargestellt: welche Einschränkungen das für sie bedeutet, wie es ihre Beziehung zu Jupiter beeinflusst und wie der Druck der Verantwortung auf ihr lastet. Auf der anderen Seite schildert die Autorin auch, welche Steine Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit in den Weg gelegt werden. Sei es der jährliche Kampf mit der Pflegeversicherung oder der Versuch, mit einem Rollstuhl in einen Zug der Deutschen Bahn zu gelangen. Durch Benu, der in Afrika lebt, kommt noch das Thema Kolonialismus hinzu. Denn zu Beginn fragt dieser sich ganz ehrlich, ob das Ausnehmen deutscher Frauen nicht irgendwie auch ein Ausgleich für die Ausbeutung Schwarzer Menschen sei.

„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ ist ein bedeutsamer, aber ruhiger Roman, der sich hauptsächlich mit dem Alltag der handelnden Personen beschäftigt. Mir persönlich fehlte zu einer Bestnote noch ein klein wenig mehr.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Schöner Wohlfühlroman mit ernsten Themen

Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume
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Der Rentner Herr Jang und sein Hund Jindol, die gestresste Mutter Mira und ihre Tochter Nahi, die von ihrer Arbeit gefrustete Yeoreum, der aufstrebende YouTube-Musikstar Hajun und die frisch getrennte ...

Der Rentner Herr Jang und sein Hund Jindol, die gestresste Mutter Mira und ihre Tochter Nahi, die von ihrer Arbeit gefrustete Yeoreum, der aufstrebende YouTube-Musikstar Hajun und die frisch getrennte Yeonwoo mit ihrem Kätzchen Ari, sie allen gehen im Binggul-Binggul-Waschsalon im Seouler Stadtteil Yeonnam-dong ein und aus. Verbunden sind sie miteinander durch ein kleines grünes Tagebuch, das im Salon ausliegt und in welches sie sich gegenseitig, ohne sich zu kennen, aufmunternde Botschaften und gute Ratschläge schreiben – bis ein echter Kriminalfall sie alle zusammenführt.

„Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ ist das Debut der Autorin Kim Jiyun und wurde von Tamina Hauser ins Deutsche übersetzt. Die Handlung des Romans ist sehr interessant komponiert: Zunächst lernen wir in unterschiedlichen Paarungen fünf Hauptcharaktere kennen, durch deren Umfeld sich der Figurenkreis immer mehr erweitert. Erzählt wird also in einzelnen Episoden, die sich nach und nach zu einem Ganzen zusammensetzen und ihn ein großes Finale münden.

Was sich zunächst wie ein reiner Wohlfühlroman anhört, hat durchaus ernste Themen zu bieten. Herr Jang und sein Sohn verstehen sich schon seit Jahren nicht mehr, Mira und ihre Familie finden keine bezahlbare Wohnung. Yeoreum hat das Gefühl, im Job immer nur auf der Stelle zu treten, Hajun kämpft um seinen Erfolg als Straßenmusiker und Yeonwoo hat eine harte Trennung zu verkraften. Als schließlich Jaeyeol auf der Suche nach dem grünen Tagebuch im Salon auftaucht und allen vom Schicksal seines verstorbenen Bruders erzählt, beschließen die fünf, ihm zu helfen.

„Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ ist ein wunderbarer Roman, der Alltagsschicksale in Südkorea aufzeigt und dabei hervorhebt, wie wichtig Gemeinschaft ist. Im Waschsalon finden Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch unterstützen sie sich, mit dem, was sie einander anbieten können: Lebenserfahrung, Loyalität, Trost und Motivation. Am Ende werden sie sogar zu Helden in einem echten Kriminalfall und es ist einfach herrlich, die Charaktere gemeinsam ermitteln zu sehen.

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