Cover-Bild Hure spielen
Band der Reihe "Nautilus Flugschrift"
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Edition Nautilus GmbH
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 27.08.2014
  • ISBN: 9783894017996
Melissa Gira Grant

Hure spielen

Die Arbeit der Sexarbeit
Georg Felix Harsch (Übersetzer)

In der Debatte um ein Verbot der Prostitution kommen Sexarbeiterinnen (und erst recht Sexarbeiter) kaum selbst zu Wort. Bei bestürzend vielen Feministinnen herrscht eine zutiefst sexistische Auffassung von Prostituierten, wie sie eigentlich eher konservativen alten Männern unterstellt werden könnte: als unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt. Die aus dieser Bevormundung folgende Forderung, Prostitution gehöre verboten, wird aber kaum jemals von den Sexarbeiterinnen selbst vertreten.

In Hure spielen stellt Melissa Gira Grant, Journalistin und ehemalige Sexarbeiterin, die Dinge vom Kopf auf die Füße und lässt die Akteure selbst zu Wort kommen. Dabei entlarvt sie die Position von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur Kontrolle und plädiert fur einen grundsätzlich neuen Blick auf die Sexindustrie. Sie berücksichtigt auch männliche und transsexuelle Sexarbeit.

Mithu M. Sanyal, die bekannte feministische Kulturwissenschaftlerin, hat für die deutsche Ausgabe ein Vorwort geschrieben, in dem sie Grants Positionen in die deutsche und europäische Debatte einordnet.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Paperboat in einem Regal.
  • Paperboat hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2023

Über die politischen und sachlichen Seiten der Sexarbeit

0

Immer wieder zieht mein Interesse für diese Form der Arbeit, die so versteckt und unsichtbar von allen anderen Berufsfeldern ist, mich zu Büchern, die solche Themen behandeln. So bin ich auf Melissa Gira ...

Immer wieder zieht mein Interesse für diese Form der Arbeit, die so versteckt und unsichtbar von allen anderen Berufsfeldern ist, mich zu Büchern, die solche Themen behandeln. So bin ich auf Melissa Gira Grants „Hure spielen“ gestoßen.

Grant erläutert die Arbeit der Sexarbeit, wie es im Untertitel ihres Buches heißt. Ihr Buch hat dabei für mich eine ähnliche Qualität wie das von Undine de Riviere, das ich vor einigen Jahren gelesen habe und ebenfalls einen politischen Kern hat, anders als viele andere Bücher über Sexarbeit, die üblicherweise einen biografischen Teil haben und ein wenig der Illusion darüber, dass die Autorin der Arbeit auch gerne und mit eigener Lust nachgeht, die man als Kunde möglicherweise lesen möchte. Als weibliche Leserin brauche ich speziell diesen Teil nicht unbedingt.

Grant greift immer wieder auf zwei Schwerpunkte in ihrer Abhandlung zurück. Der eine ist die Abgrenzung zwischen Sexarbeit und Sexualität, der andere ist die Dekonstruktion der Argumente von Protestgegner:innen.

Ein Problem der Diskussion Sexarbeit, zeigt Grant immer wieder auf, ist die Sichtbarkeit der Sexarbeiter:innen selbst, denn Prostitutionsgegner:innen sprechen Sexworker:innen ihnen immer wieder die Fähigkeit das eigene Handeln zu reflektieren ab und degradieren sie zu Opfern, die ausgebeutet und sexualisiert werden und daher gerettet gehören. Grant betont wieder und wieder, dass Sexarbeit Arbeit ist und erklärt, dass eine sexualisierte Form von Arbeit nicht dasselbe wie Sexualität ist. Das leuchtet ein, scheint Sexarbeit ist nicht einfach Sex zu sein, sondern heißt, etwas aufzuführen, eine Rolle zu spielen, Fachkönnen einzusetzen und innerhalb professioneller Grenzen eine empathische Beziehung zu Kund:innen aufzubauen. Die Arbeit von Sexarbeiter:innen ist es, so zu tun, als ob sie das Begehren ihrer Kund:innen teilen.


Wer pikante Details über die intime Seite der Sexarbeit sucht, wird mit diesem Buch seine Neugier nicht befriedigen können. Wer sich über den aktuellen politischen Diskurs, die Arbeitsbedingungen und der Kriminalisierung informieren möchte, für den wird dieses Werk gegenwärtig das Beste auf dem Markt sein.