Ein so wichtiges Plädoyer für eine geschlechtsspezifische Medizin
Prof. Michael Becker widmet sich in „Herzenssache“ einem lebenswichtigen, längst überfälligen Thema: Der Herzgesundheit von Patientinnen unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten. Er zeigt anhand der ...
Prof. Michael Becker widmet sich in „Herzenssache“ einem lebenswichtigen, längst überfälligen Thema: Der Herzgesundheit von Patientinnen unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten. Er zeigt anhand der Kardiologie auf, dass bis heute Medizin im Regelfall eine an den männlichen Patienten ausgerichtete Medizin ist, ein Fakt, der dazu führt, dass Genderaspekte bei Anamnese, Diagnostik, Behandlung und Medikation vielfach nicht angemessen berücksichtigt werden. Der Gründer des Zentrums für Frauenherzen in Würselen zeigt anhand von Fallbeispielen auf, dass dies häufig zu hohem Leidensdruck und jahrelangen Ärzteodysseen führt. Nicht selten werden die Beschwerden als Hysterie oder psychisch bedingt abgetan. Dies kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
In elf Kapiteln erläutert Prof. Michael Becker ausführlich und für medizinische Laien verständlich die Unterschiede zwischen Männerherzen und Frauenherzen und die Konsequenzen, die sich hieraus in der Behandlung ergeben müssen. Dabei geht er auch auf geschlechterspezifische Medikation und Beurteilung von Laborparametern ein.
Prof. Michael Becker gibt sich sehr viel Mühe, allgemeinverständlich zu schreiben und anschauliche Beispiele und Vergleiche anzuführen. Auch wenn ich selbst keine medizinischen Hintergrund habe, vereinfacht er mir hier manchmal fast etwas zu stark, doch ich verstehe seine Intention, wirklich jede Patientin unabhängig vom Bildungsniveau abholen zu wollen.
Sehr eindrücklich beschreibt der Autor, gegen welche Widerstände er und seine Kollegen auch unter Medizinern hierbei ankämpfen müssen, da geschlechtssensible Medizin leider noch immer von vielen abgelehnt wird. Seinem Einsatz gebührt daher großer Dank.
Ich habe in diesem Buch sehr viel Interessantes erfahren, und mir ist die Bedeutung gendersensibler medizinischer Forschung und Behandlung noch klarer geworden. Zudem fühle ich mich besser vorbereitet, sollten bei mir eines Tages Herzbeschwerden auftreten, und ich würde mit größerem Selbstbewusstsein auf eine entsprechende Diagnostik drängen.