Cover-Bild Der kalte Saphir
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Johannes Petri
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Klassisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 02.06.2016
  • ISBN: 9783037840986
Michael Düblin

Der kalte Saphir

Auf den Spuren eines Mordfalls im Musikbusiness
Warum musste Jerome sterben?
Nach Jahrzehnten des Schweigens gibt Sebastian Winter, einst Tontechniker der legendären Band Klarstein, 2015 erstmals ein Interview. Jule Sommer, gefeierte Journalistin des Musikmagazins Schall, hat die einmalige Chance, aus erster Hand zu erfahren, was sich damals in der «Kommune des Schreckens» tatsächlich abgespielt hat.
Im Berlin der späten 1970er Jahre war die Band um den charismatischen Sänger Jerome aus dem Nichts kommend kometenhaft aufgestiegen. Nachdem die erste Platte und vor allem die Single Sommer die Charts gestürmt hatten, schien den Erfolg nichts mehr aufhalten zu können. Bis zu jener katastrophalen Neujahrsnacht, an deren Ende Jerome erschossen im Tonstudio lag und Klarstein aufgehört hat zu existieren.
Sebastian Winter will reden, doch was hat er zu erzählen – und was bezweckt er damit? Je weiter er die Reporterin in die Vergangenheit mitnimmt, desto beklemmender empfindet diese das Gespräch: Führt sie ein Interview oder nimmt sie eine Beichte ab; hat sie es mit einem Zeugen oder einem Mörder zu tun? Und was bedeutet das für sie selbst? Weiss Winter gar von ihrem geheimen Auftrag?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2016

Spannender Rückblick

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Der Roman „Der kalte Saphir“ von Michael Düblin erschien im Juni 2016 im Johannes Petri Verlag. Es handelt sich hierbei um ein Roman über die Rockband Klarstein und ist seine dritte Romanveröffentlichung.

Der ...

Der Roman „Der kalte Saphir“ von Michael Düblin erschien im Juni 2016 im Johannes Petri Verlag. Es handelt sich hierbei um ein Roman über die Rockband Klarstein und ist seine dritte Romanveröffentlichung.

Der Autor Michael Düblin schickt uns mit seinem neuen Roman auf den Spuren eines Mordfalls im Musikbusiness. Genauer gesagt nach Berlin in die späten 1970er Jahren. Hier wurde die Rockband Klarstein gegründet und lebte gemeinsam in einer Villa.

Die hartnäckige Journalistin Jule Sommer vom Trend-Magazin „Schall“ hofft auf die Story ihres Lebens und durch ihre harte Arbeit bekommt sie die Chance dazu. Sebastian Winter, der frühere Tontechniker der Band Klarstein, möchte nach Jahrzehnten des Schweigens erstmals ein Interview geben. Jule hofft auf Details zum Mord vom Sänger Jerome der bisher ungeklärt blieb. Die beiden treffen sich in Griechenland zum Interview und spielen ein Katz- und Mausspiel mit anfänglichem Misstrauen welches sich nach und nach legt. Winter beschreibt seine Seite der Geschichte sehr detailliert und kommt auch direkt auf dem Punkt „Ich hatte ein Motiv und war am Tatort“.

Dieser Roman ist sehr angenehm geschrieben. Der Schreibstil liest sich gut und es ist nie langweilig. Die Protagonisten Sommer und Winter sind so wie Nachnamen es sagen, sehr unterschiedlich aber doch ähnlich. Beide gehen sie mit Misstrauen in das Interview und schätzen den Gegenüber immer wieder neu ein mit ihren Spielchen zwischen Flipperkasten, Pool und ein Glas Whiskey. Der Protagonist Winter ist schwer einzuschätzen, seine Mentalität schwankt zwischen ruhig und aufbrausend hin und her. Das Ende von diesem Roman war für mich eher unerwartet, es war eher überraschend. Das Interview an sich war sehr interessant geführt und man konnte sich die Szenen von damals sehr lebhaft vorstellen. Die Übergänge von Vergangenheit und Gegenwart sind klar ersichtlich.

Insgesamt war es eine schöne Reise in die Geschichte der Rockband und kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Beeindruckendes Kammerspiel mit Rückblicken; spannend und Studie über Branche und Menschen

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Wieder ein Buch, das ich in ganz kurzer Zeit durchgelesen habe, weil es mich in den Bann zog. Wieder ein Buch, bei dem ich die Wendungen so nicht vorausgesehen hatte (bis auf eine, weil sie sich aus den ...

Wieder ein Buch, das ich in ganz kurzer Zeit durchgelesen habe, weil es mich in den Bann zog. Wieder ein Buch, bei dem ich die Wendungen so nicht vorausgesehen hatte (bis auf eine, weil sie sich aus den ausgelegten Spuren für mich ergab). Wieder ein Buch, bei dem ich immer noch auf das Ende starre (das andere war „Nichts ist je vergessen“ von Wendy Walker ganz kurz vorher).


Ich bin mir wieder nicht ganz sicher, welchem Genre ich das zuordnen soll, ein Krimi ist das nicht wirklich, ein Hauch Psycho (Psycho- was?) ist da, viel Gesellschaftsstudie, viel psychologische Studie der Protagonisten - …ein Roman.

Der charismatische Frontmann der legendären Band Klarstein wurde vor über dreißig Jahren erschossen – die Journalistin Jule Sommer will im Interview mit dem damaligen Tontechniker der Band, Sebastian Winter, die Ereignisse aufklären – ein Tipp des damaligen Bandmitglieds Herb (man beachte: Sommer, Winter, und Herb st?).

Der Titel des Buchs bezieht sich auf den Bandnamen „Klarstein“, den sich der Gründer und Frontmann Jerome ausgedacht hatte – um damals Zed zu überreden, für die Band als Drummerin tätig zu werden, hatte er ihr einen Ring mit dazu passendem blauen Saphir geschenkt.

Das Interview in dem einsam gelegenen Haus von Winter mit Sommer gerät zum Kammerspiel, teils klaustrophobisch, teils zwanghaft, häufig mit bedrohlichem Unterton. Es wird früh klar, dass Winter vorhat, seiner eigenen Dramaturgie zu folgen; bei ihm hat fast alles eine tiefere Bedeutung, so denkt er zum Beispiel mit Blick auf Journalistin Sommer: „Wenn sie wüsste, was dieses Schwimmbecken für ihn bedeutet.“ S. 46 Der Eindruck entsteht, dass beide einander belauern, jeder vom anderen profitieren möchte.

Die Erzählungen des Tontechnikers geraten zur Reise in die Vergangenheit: „Ich erzähle Ihnen die ganze Story. Ungeschminkt. Aber nur, wenn sie mir versprechen, dass Sie sie auch so veröffentlichen werden, genau so, wie ich sie Ihnen erzähle“. S 22. Die Rückblenden sind atmosphärisch dicht, man kann fast die Geräusche im alten Haus hören oder den Alkohol und die Zigaretten in den Kneipen riechen. Nebenbei bekommt man eine Vorstellung, welche Härten es mit sich bringt, als junge Band bekannt werden zu wollen: die Reisen, der Geldmangel, lange aufeinander zu hocken, die Proben, die Improvisation, Feilen an Songs – aber auch die Businessmaschinerie, erste Anhänger. Durch den Kunstgriff des Wechsels zwischen den Zeitebenen bleibt eine gewisse Distanz zu den Figuren beim Leser durchaus bestehen, auf mich wirkt dadurch der Sog, der sich um die Mitglieder auftat inklusive des einsetzenden Erfolgstaumels surreal – genauso, wie sich so ein Triumph sicherlich für „betroffene“ Bandmitglieder darstellt.

Insgesamt ein wirklich gut und fesselnd geschriebenes Buch mit düsterer Spannung und viel Einblick in Branche, Menschen und Beziehungen. Der Schreibstil ist flüssig, mit einigen wenigen für mich ungewohnten Ausdrücken, so dem schweizerdeutschen Begriff für eine Obststiege (der Autor ist Schweizer). Manko war für mich vielleicht eine ungewöhnliche Wendung zu viel, die Tochter von Thérèse hätte es nach meiner Meinung nicht gebraucht. Genial dafür die „multimediale“ Einbettung des Buches: es gibt eine Webseite der Band und man kann sogar ihre Lieder hören (bzw., als Leser des Buches auch herunterladen!). Das Ende – ja, da schlage ich den Bogen zu meinen einleitenden Worten – wieder ein Buch, bei dem ich Idee und sicherlich Rückgrat des Autors bezüglich des Endes bewundere.


Übrigens ist der Autor Informatiker und hat vorher zwei Bücher geschrieben: eines ist ein Fußballroman, das andere ein Roman über einen Alpenflug, was ich im Zusammenspiel auch für reichlich bemerkenswert halte.
4 von 5 möglichen Sternen (einfach nur, weil noch ein Hauch Luft nach oben ist).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei, die sich belauern

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Eine Journalistin, die sich die Story ihres Lebens erhofft und ein Interviewpartner, ehemaliges Bandmitglied von „Klarstein“, der die Journalistin an ihre Grenzen bringt. Dies sind die Hauptzutaten für ...

Eine Journalistin, die sich die Story ihres Lebens erhofft und ein Interviewpartner, ehemaliges Bandmitglied von „Klarstein“, der die Journalistin an ihre Grenzen bringt. Dies sind die Hauptzutaten für Michael Düblins Roman. Nebenbei wird noch ein Mord aufgeklärt, der innerhalb der Band passiert ist, aber schon Jahrzehnte zurückliegt. Doch die „Ermittlung“ verkommt fast zur Nebensache, widmet sich der Autor doch intensiv den Gefühlswelten der beiden Protagonisten und ihrer sich scheinbar stets verändernden Beziehung zueinander. Jule Sommer ist redlich bemüht, Sebastian Winter auszuhorchen und ihn trotzdem frei erzählen zu lassen, was sich zu den so erfolgreichen Zeiten zwischen den Musikern ereignete. Alles befindet sich im Wechsel: das Wetter rund um Winters Anwesen in Griechenland, die Initiative der Gesprächspartner sowie Wohlbefinden der beiden und die Einschätzung, die sie vom jeweils anderen haben. Darf Jule ihm nun glauben? Ist sie eine ernstzunehmende Gegnerin für einen so gewandten Erzähler wie ihn? Und ist Winter ernsthaft an der Wahrheit interessiert oder nur an ihrem Körper?
Zu den kleinen Psychospielchen, die die beiden zwischen Pool, Flipperkasten und Aufnahmegerät austragen, passt auch der kleine „Trick“ mit den Namen der beiden sehr gut. Und obwohl er manchmal schon bildlich an der Klippe steht, kann der Autor gut vermeiden, doch zu sehr in Klischees abzudriften, die sehr oft dann lauern, wenn Mann und Frau so aufeinanderprallen.

Überrascht hat mich das Ende, teilweise wegen des Inhalts aber viel mehr der Gestaltung wegen. So, wie es ist, wäre sogar eine Fortsetzung denkbar, was ich aber nicht vermute. Dann müssten viele Details noch aufgeklärt werden und einige Fäden zusammengebracht werden. Schön ist auf jeden Fall, dass Jule und Winter doch irgendwie zu einem stummen Einverständnis kommen, was die Geschichte und ihre Folgen betrifft.
Hinter der Person Jules hätte ich insgesamt noch mehr Tiefe vermutet, was aber schwierig geworden wäre, da Winter viel Raum für sich beansprucht. Er ist für mich bis zum Schluss kein voll greifbarer Charakter, hat viele Ecken und Kanten, ist streitbar und dann wieder ein Ruhepol. Aber zu einem möglichen Mörder passt das wohl, dass man ihn nie ganz einschätzen kann und sich nahezu parallel zu Jule beim Lesen so seine Gedanken über diesen seltsamen „Kauz“ macht.
Wer sich hier ein packendes „Mörder-Interview“, ähnlich wie eine Befragung vor Gericht wünscht, wird sicher teilweise enttäuscht. Natürlich geht es um eine Rückschau und eine Aufklärung, doch Winter darf ausreden, monologisieren und erzählt nicht nur Geschichten von damals. Nur zwischendurch gibt es einige spannungsgeladene Frage-Antwort-Momente. Wer sich von Winter aber gemütlich durch die Geschichte tragen lässt, lernt ganz nebenbei noch vieles über Aufnahmetechnik und die Musikbranche.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu duster um mich zu begeistern

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Düblin beschreibt in seinem Roman "Der kalte Saphir" die Recherche der Musikjournalistin Jule Sommer zu einem in der Neujahrsnacht 1981/82 um die Band Klarstein. Dazu trifft sie den ehemaligen Tontechniker, ...

Düblin beschreibt in seinem Roman "Der kalte Saphir" die Recherche der Musikjournalistin Jule Sommer zu einem in der Neujahrsnacht 1981/82 um die Band Klarstein. Dazu trifft sie den ehemaligen Tontechniker, der ihr verspricht, erstmalig die ganze Wahrheit zu erzählen. Der Roman besteht aus Interviewsequenzen und Rückblicken, die wohlsortiert sind, so dass man der Chronologie der Ereignisse als Leser gut folgen kann. Schnell wird deutlich, dass Düblin sichnicht allein auf den Mordfall beschränkt, sondern ein intensives Bild des Zeitgeistes, Der Band Klarstein und vor allem der Bandmitglieder und ihren Beziehungen entwirft. Er arbeitet die Charaktere seiner Protagonisten sehr fein heraus und läßt doch dabei einiges offen. Sein Schreibstil ist flüssig und abwechslungsreich, immer wieder mit poetischen Einschüben, die zu dem beschriebenen Künstlermilieu passen. Wer einen Krimi erwartet, wird trotz der Rahmenhandlung, enttäuscht sein, da sich Düblin Zeit läßt, die Geschichte zu entwerfen und der Leser, genau wie die ambitionierte Journalistin, Geduld mitbringen muss. Insgesamt fand ich den Roman durchaus interessant und zeitweise auch sehr spannend, bin aber durch die düstere und kaputte Atmosphäre der Geschichte doch froh gewesen, als ich ihn nach der letzten Seite wieder weglegen konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Klarheit um Klarstein?

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Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, ...

Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, der Drummerin Zed, Gitarrist Sven und Keyboarder Herb. Alle vier zogen zur Gründung der Band gemeinsam in eine alte Berliner Villa ein, die Sebastian Winter durch eine Erbschaft erwerben konnte. Sebastian wurde der Tontechniker der Band. In der Silvesternacht 1981 wurde Jerome im Keller der Villa erschossen. Der Fall konnte nie geklärt werden: die Drummerin Zed wurde von Sebastian vor Ort blutverschmiert angetroffen, ist aber noch in der Nacht spurlos aus Berlin verschwunden. Es gab nur die Schilderung von Sebastian über den möglichen Verlauf, die zeitlichen Zusammenhänge konnten von Herb bestätigt werden. Seither rätselt die Musikwelt, was sich wirklich zugetragen hat. Stimmt Sebastians Schilderung oder ist er selbst der Mörder? Warum und wohin ist Zed verschwunden, lebt sie überhaupt noch?

Jule Sommer ist Musik-Journalistin und bemüht sich seit einiger Zeit, Sebastian Winter zu einem Interview zu bewegen. Dieser lebt zurückgezogen auf einer griechischen Insel. Überraschenderweise bekommt Jule von ihm die Einladung, im Juli 2015 nach Griechenland zu kommen, da er bereit sei, die Bandgeschichte veröffentlichen zu lassen.
Der Leser und auch Jule fragen sich, warum Winter nach über 30 Jahre endlich die wahre Geschichte erzählen will. Wird dieses Interview möglicherweise zu einem Mordgeständnis? Ist irgendwas geschehen, dass Winter veranlasst, jetzt alles aufzudecken? Aus meiner Sicht waren es Ereignisse im Frühjahr des Jahres 2015, die Winter zu diesem Entschluss gebracht haben. Sebastian bekam Briefe von Zed, die ihn auffordern, an Orte zurückzukehren, die damals für die Band von Bedeutung waren. Er ist hin- und hergerissen, ob Zed vielleicht noch lebt und er sie dort antreffen kann. Der Pilot Nils hat den Auftrag, Sebastian nach Nizza und später nach Paris, Amsterdam und Berlin zu fliegen und ihn dort zu begleiten.

Die Begegnung von Sebastian und Jule im Sommer auf Griechenland kam mir vor wie ein Kammerspiel. Ein permanentes Abwägen der beiden, wer sich wie verhält. Und Zweifel, ob dabei tatsächlich Klarheit in den alten Fall gebracht wird. Sebastian erzählt parallel die Rückblicke in die 80er und die Erlebnisse mit Nils in diesem Frühjahr. So baut sich, leider manchmal etwas schleppend, die ganze Geschichte bis zum Finale auf. Für mich entscheidend war, dass der Leser am Ende doch mit einer Aufklärung bedient worden ist, deshalb von mir 3 Sterne.