Nichts ist wie es scheint...
Cyrus ist Psychologe und berät auch die Polizei, um bei der Aufklärung von Straftaten zu helfen. Als Teenager wurde er selbst Opfer eines entsetzlichen Verbrechens: Sein psychisch kranker Bruder Elias ...
Cyrus ist Psychologe und berät auch die Polizei, um bei der Aufklärung von Straftaten zu helfen. Als Teenager wurde er selbst Opfer eines entsetzlichen Verbrechens: Sein psychisch kranker Bruder Elias ermordete die ganze Familie - nur Cyrus überlebte. Zwanzig Jahre später soll der scheinbar geheilte Elias aus der Psychiatrie entlassen werden...
“Der Erstgeborene” ist Teil 3 der Cyrus Haven-Reihe, kann jedoch auch ohne Vorkenntnisse (Band 1: “Schweige still” und Band 2: “Fürchte die Schatten) gelesen werden.
Die traumatisierte, eigensinnige Evie ist mittlerweile einundzwanzig und wohnt bei Cyrus. Er ist zwar nicht mehr ihr gesetzlicher Vormund, aber wenn sie sich in Ärger verstrickt, ist er stets zur Stelle, um die Wogen zu glätten. Evie verursacht durch ihr unüberlegtes Handeln allerdings auch echte Probleme, unter denen andere leiden müssen...
Erzählt wird abwechselnd aus Cyrus’ und Evies Sicht, aus der Ich-Perspektive, sodass die komplizierten Gefühle und Gedanken der beiden hautnah ankommen. Cyrus’ Zerrissenheit wird interessant sowie bewegend geschildert: Er will seinem schizophrenen Bruder vergeben, ein gutes Verhältnis zu ihm haben, kann ihm aber einfach nicht vertrauen. Sein Unbehagen ist geradezu greifbar – sind seine Zweifel berechtigt? Evie steht dem neuen Mitbewohner ebenfalls skeptisch gegenüber, zeigt sich jedoch kooperativ - solange sie kann...
Cyrus neuster Fall ist ungemein undurchsichtig und rätselhaft: Es geht um einen Serienmörder, der seine weiblichen Opfer verunstaltet. Forensische Psychologie bringt Cyrus dieses Mal allerdings nicht weiter, da die Indizien nicht zusammenpassen wollen. Es gibt mehrere Tatverdächtige, darunter ein Patient von Cyrus, und Evie hatte durch ihren neuen Job in einer Bar Kontakt zu dem jüngsten Opfer. Dann bringt ihre Neigung sich einzumischen bzw. helfen zu wollen sie in tödliche Gefahr...
Ich fand den atmosphärischen Schreibstil, die außergewöhnlichen Figuren und die vielschichtige, ausgeklügelte Handlung insgesamt sehr fesselnd – obwohl ich mir mehr intensive Spannungsmomente bzw. bedrohliche Situationen gewünscht hätte. Zahlreiche Wendungen, herrlich schwarzer Humor und interessante zeitgeistliche Betrachtungen runden das großartige Storytelling ab.
Die angenehmen Stimmen passen sehr gut zu Cyrus (unaufgeregt, meistens jedenfalls) und Evie (jung & lebendig). Besonders Normans Matts Stimme erweist sich als äußerst wandelbar, wenn er die gesprochene Rede anderer Figuren glaubwürdig darstellt. Beide sprechen natürlich und ausdrucksstark zugleich – besser geht’s nicht!