Cover-Bild Wir waren Niemand. Meine Flucht aus Rumänien. Von Temesvar nach Graz 1989.
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Leykam
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 344
  • Ersterscheinung: 07.10.2019
  • ISBN: 9783701181407
Milan Radin

Wir waren Niemand. Meine Flucht aus Rumänien. Von Temesvar nach Graz 1989.

Mit seinem Fluchtbericht von Temesvar, Rumänien, nach Graz im Dezember 1989 liefert Milan Radin – damals erst 15 Jahre alt – eine bewegende und aufrüttelnde Momentaufnahme einer Zeit, die von Deportationen, Beschlagnahmungen, Zwangsarbeit, Nahrungsknappheit, willkürlicher Unterdrückung, Kälte und allgemeiner Düsternis gekennzeichnet war. Eine Lebensgeschichte zum Nachdenken: über sich, die Mitmenschen und das weitere Umfeld. „Milan Radins Geschichte, die er in diesem Buch darlegt, ist ein Zeitzeugnis, das die Ereignisse in Rumänien und während des Jahres 1989 besser beleuchtet und sie uns verstehen lässt“. Dr. Heinrich Schnuderl, Ehem. Hochschulseelsorger von Graz

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2020

Die Flucht aus dem Niemandsland

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Milan Radin seine Geschichte ist wahr, hat sich so zugetragen und war im damaligen Europa unter dem Namen „Eiserner Vorhang“ bekannt.

Milan Radin selbst wurde in Rumänien geboren, ist dort aufgewachsen ...

Milan Radin seine Geschichte ist wahr, hat sich so zugetragen und war im damaligen Europa unter dem Namen „Eiserner Vorhang“ bekannt.

Milan Radin selbst wurde in Rumänien geboren, ist dort aufgewachsen und mit 15 Jahren versuchten seine Mutter und er ihre dritte, gemeinsame Flucht.

Eine Flucht raus aus dem Rumänien welches vom Diktator Nicolae Ceaușescu mit harter und gewissenloser Hand geführt wurde. Raus aus Angst, Hunger, Kälte, Zwangsarbeit, Düsternis, Deportationen, Tod, Verlust von Land und Hof. Rein in das restliche Europa welches frei, demokratisch und voller Wunder und Möglichkeiten ist.

Ein sehr eindrückliches und vor allem bedrückendes Buch, ein Stück Zeitgeschichte die man sich aneigenen sollte.

Das Buch ist grösser gehalten, ich hätte mir hier eine kleiner Buchbindung gewünscht die einfacher zu halten ist. Auch kann man nicht durch dieses Buch „hetzen“, es liest sich keinesfalls leicht, aber Geschichte die sich so zugetragen hat, von einem Zeitzeugen niedergeschrieben, in meinen Augen sollten sich solche zugetragenen Momente nie leicht lesen, denn nur so bleiben sie im Gedächntis, die Leser denken noch länger darüber nach und machen sich ihre Gedanken.

Der Aufbau ist interessant, so beginnt der Autor mit den Landwirten, die von ihrem Hof und Gut verjagt werden um in der Ferne was Neues aufbauen zu können, müssen, von Wahl haben darf man nicht mal, ansatzweise, sprechen. Wir lernen den Mensch Milan Radin mit 14/15 Jahren kennen, wie sich sein Alltag in Rumänien bildet, die Schule, aber auch das Drillen der Schüler, ja, der ganzen Gesellschaft. Dass man Kritik oder ähnliches nie laut erläutern darf, denn jeder Mensch, egal ob Freund, Nachbar, ja sogar in der eigenen Familie kann ein Spitzel sein der Aussagen an die Securitate weiterleitet. Alle genießen dass sie Arbeit haben, eine Sozialwohnung und Essens sowie Benzinmarken die ihnen ihre monatlichen Rationen zugestehen. Die Realität ist natürlich eine ganze andere, aber darf nicht offenbart werden.

Ebenfalls anfangs verwirrend aber dann doch leicht miteinzubinden waren die Fremdwörter, die Sätze die im unteren Teil übersetzt wurde. Zu Beginn ist es immer ein hin und her wandern, es geht aber sehr schnell in den Lesefluss über und man ist natürlich auch neugierig was die Übersetzung bedeutet, wie es sich wohl ausspricht und wie man es selbst liest.

Erschreckend und mit grosser Kluft sind die Unterschiede zwischen der Bevölkerung und deren Empfinden sowie die des Diktators. Während man den Worten von Milan lauscht und folgt fließen immer wieder Berichte ein die kursiv gehalten sind und somit auch gleich ins Auge springen – sie handeln davon wie sich der Diktator feiern lässt, auf welchen Veranstaltungen er erscheint, wer von ihm einen Preis verliehen bekommt, Regierungsberichte über seine Erfolge. Diese großen Unterschiede lassen einen öfter innehalten, den Kopf schütteln und sprachlos erscheinen.

In jungen Jahren war Milan vom System Ceaușescu genauso begeistert wie viele andere Mitmenschen, aber umso älter er wurde, umso mehr bemerkte er die Wahrheit. Durch verbotene Filme aus Amerika oder Europa wird auch ihnen bewusst dass man ein anderes, einfaches und vor allem freieres Leben führen kann.

Man fiebert und hetzt, ängstig sich mit Milan, man ist atemlos wenn sie über die Grenzen, erneut, zu fliehen versuchen, wenn sie in Gefangenschaft geraten, wenn gewisse Exempel an Flüchtenden statuiert werden.

Gerade für Generationen, die sich mit dieser Geschichte nicht mehr auseinandersetzen können bzw. wie ich das in jungen Jahren zwar mitbekommen aber nicht verstanden hat ist dieses Buch ein sehr wichtiges Dokument welches absolut lesenwert ist. Daher auch eine klare Leseempfehlung und ein Dank an Milan Radin für seinen Mut, seine Worte und seine Geschichte.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Nicht nur eine Fluchtgeschichte, sondern eine Geschichte über das Leben, die Vergangenheit und Zukunft!

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„Was brauchen wir schon die Zeit Und die Geschichte, die uns ständig vorschreibt, wen wir lieben und wen wir hassen sollen, wer unser Freund und wer unser Feind ist?

Es sind eigentlich die Toten, die ...

„Was brauchen wir schon die Zeit Und die Geschichte, die uns ständig vorschreibt, wen wir lieben und wen wir hassen sollen, wer unser Freund und wer unser Feind ist?

Es sind eigentlich die Toten, die uns befehlen, denn wir klammern uns an irgendwelche alten ‚Vorstellungen, Erfindungen und Ideologien.“

Seite 42



1989, kurz vor Ausbruch der Revolution, gelang dem damals 15järigen Autor die Flucht aus Rumänien. Es war sein dritter Versuch, ein Land zu verlassen, das auf der einen Seite seine Heimat, auf der anderen sein Feind war.

In teils sehr kurzen Abschnitten erzählt Milan Radin von seiner Flucht, beginnend mit dem zweiten, endend mit dem ersten Versuch. In Rückblicken lässt er uns teilhaben an seiner Jugend, die auf der einen Seite so normal ablief, mit Fussballspielen auf der Straße, Bandenkämpfen und dem Austesten der Grenzen. Und auf der anderen Seite stark geprägt war von den strengen Vorgaben des allmächtigen Staatsoberhauptes, der Willkür seiner ausübenden Helfer und der ständigen Angst, selbst die engsten Freunde könnten für den Staat spionieren. Von Lebensmittelrationen und Nummern, die man auf dem Oberarm tragen musste, statt Namen. Da muss man nicht lange über Fluchtgründe schreiben, das alltägliche Leben zeigen sie nur zu deutlich.

Viele Aspekte der Flucht glaubt man, zu kennen. Aber was es heißt, nicht mal den besten Freunden, den Nachbarn Lebewohl sagen zu können, auszusortieren, was man mitnimmt, welche eigentümlichen Wertigkeiten da entstehen, Angst, im falschen Land aufgegriffen und zurückgeschickt zu werden… Um das auch nur ansatzweise zu begreifen, braucht es berührende, ehrliche Zeitdokumente, wie Milan Radin es mit „Wir waren Niemand“ geschaffen hat! In Österreich ging sein Kampf weiter, um Anerkennung seiner Ausbildung, um die Finanzierung seines Studiums. Und es freut mich, dass er in meiner Heimat Menschen fand, die an ihn glaubten, ihn unterstützten und ihn aufnahmen. Deshalb hätte ich persönlich gerne mehr über diesen Teil seines Lebens noch mehr erfahren! Beeindruckend auch Milan Radins Reise zurück in seine alte Heimat – die eine andere Stadt voller Fremder wurde. Bedingt durch den Umbruch heißen alle Straßen neu, viele seiner Freunde sind auf der ganze Welt verstreut.



Auch wenn mir der Einstieg in dieses Buch aufgrund der starken Zeit- und Themensprünge sehr schwer fiel, konnte ich es dennoch kaum aus der Hand legen. Das liegt zum großen Teil auch an Milan Radins Erfahrung und den Meinungen seiner Freunde und zufälligen Bekanntschaften, die er immer wieder eindrucksvoll einfließen lässt und die auch uns nachdenklich stimmen sollten, in was für einer „freien“ Welt wir tatsächlich leben.

„Die Welt ist leer… Niemand träumt mehr, niemand läuft mehr irgendwelchen Idealen nach. Statt Gotteshäuser bauen sie riesige Stadien. (…) Und in den Himmel wollen sie auch nicht mehr, sondern alle nur noch ins Fernsehen. (…) Sie leben nur noch, weil sie zu feige sind zu sterben!“ – Maria, Seite 284



Und so können, nein müssen, wir alle aus dieser Geschichte über die Vergangenheit viel über die Gegenwart lernen!



Veröffentlicht am 05.02.2020

Ein emotionaler Fluchtversuch

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Das Buch 'Wir waren Niemand' von Milan Radin handelt von einem Fluchtbericht des damals 15-jährigen Autors, in dem er die Umstände detailliert beschreibt.

Das Buch hat ein eher großes Format und sticht ...

Das Buch 'Wir waren Niemand' von Milan Radin handelt von einem Fluchtbericht des damals 15-jährigen Autors, in dem er die Umstände detailliert beschreibt.

Das Buch hat ein eher großes Format und sticht deshalb hervor. Das Cover ist schlicht.

Um die Inhalte des Buches verstehen zu können, muss man langsam lesen, denn sonst versteht man nichts. Ich musste einige Stellen mehrfach lesen!

Zu Beginn der Kapiteln stehen interessante Zitate, die in den Fußnoten übersetzt werden. Außerdem tauchen viele serbokroatische Wörter auf, die ebenso übersetzt werden - nebenbei paar Vokabeln lernen :)

An der einen oder anderen Stelle wird man schockiert, ist entsetzt und möchte einfach losheulen.

Nach solch einem Buch versteht man die geflüchteten Menschen evtl.besser. Empathie!!!

Von mir bekommt das Buch 4 von 5 Sternen!

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