Frauenalltag in China
China, fremde Kulturen, unbekannte Traditionen, außergewöhnliche Lebensweisen. Nicht zu vergessen die ungewöhnliche Speisekarte und damit meine ich nicht Ente süß-sauer. Mein Wissen über dieses Land war ...
China, fremde Kulturen, unbekannte Traditionen, außergewöhnliche Lebensweisen. Nicht zu vergessen die ungewöhnliche Speisekarte und damit meine ich nicht Ente süß-sauer. Mein Wissen über dieses Land war (und ist!) begrenzt, erst durch dieses Buch habe ich mich tatsächlich näher mit der Thematik beschäftigt.
China hat aktuell (Stand 23.05.2021) 1.45 Milliarden Einwohner, davon sind über 696 Millionen weiblich und über 751 Millionen männlich. Man erwartet dieses Jahr ein Bevölkerungswachstum von über 2,9 Millionen! China ist somit das bevölkerungsreichste Land der Welt. Zum Vergleich: Deutschland hat aktuell 83,72 Millionen Einwohner, davon sind über 42.665.457 weiblich und über 41.059.102 männlich.
Die Wege der Autorinnen haben sich 2014 in China gekreuzt. Zu diesem Zeitpunkt entstand die Idee zum Buch, deren Umsetzung allerdings erst im Oktober 2015 realisiert werden konnte. Heraus kam ein wunderbares Buch, in dem 45 Frauen aus Beijing ihre Geschichte erzählen. Sie berichten über ihre Familien und ihr eigenes Leben, über ihre Wünsche, Sehnsüchte, Träume und Vorstellungen.
Wie gestaltet sich das Leben in diesem Land als Mädchen, Schwester, Frau, Mutter? Warum wachsen die meisten Kinder bei ihren Großeltern oder Verwandten auf dem Land auf und nicht bei ihren Eltern? Welche Rolle nimmt die Frau in einem Land ein, in welchem man früher eher männliche Nachkommen herbeigesehnt und auch alles dafür getan hat? Ist dies immer noch so? Es werden Fragen zu Familie und Arbeit beantwortet, zu Schule und Freizeit, aber ebenso welche zu Beziehungen und Liebe.
Es war interessant und sehr spannend für mich, die Interviews zu lesen. Einiges fand ich aber wirklich schwer auszuhalten. Wenn etwa über die Zeit der Ein-Kind-Politik (1979 bis 2015) berichtet wurde, war es kaum zu glauben, was die Frauen berichteten. Für das zweite Kind stand in dieser Zeit eine Strafe an, oft wurde aber eine Abtreibung erzwungen und nicht selten die Frau danach zwangssterilisiert. Bei uns wäre dies undenkbar! Hielt man sich an die Auflage, bekam die Familie ein Zertifikat von der Regierung mit dem Wortlaut: „Du bist ein guter Mitbürger! Wir sind stolz auf dich!“, verbunden mit monatlich 40 Yuan (5 €) als Belohnung. In kleinen Dörfern durfte man übrigens zwei Kinder haben, wenn das erste Kind ein Mädchen war und die Familie einen Sohn haben wollte.
Wie abgeklärt die Frauen über ihre Lebensumstände berichten, imponiert mir. Keine Klagen, keine Beschwerden, jede von ihnen hat ihr Los angenommen, akzeptiert und macht das Beste daraus. Hierbei fällt mir auf, dass keine von ihnen es wagt, die Regierung zu kritisieren, auch nicht durch versteckte Hinweise. Meinungsfreiheit und freier Wille geht sicherlich anders. Fast jede von ihnen wünscht sich ein besseres Leben, aber jede spricht davon, dass Bildung ihr größter Wunsch für alle sei. Es gibt in China so viele Hürden, um zur Schule und/oder Universität gehen zu können, dass der größte Teil der Bevölkerung, insbesondere die Menschen aus ländlichen Gegenden, keinen Zugang zur Bildung hat.
Es gibt so vieles im Buch, das ich nicht wusste, was mir absolut unbekannt war und meine Neugierde weckte, mehr über dieses Land zu erfahren. Dies wird sicherlich nicht mein letztes Buch über China bleiben. Von mir gibt es 5 Sterne und eine große Leseempfehlung. Eine großartige Reise in eine fremde, faszinierende und außergewöhnliche Welt. Es war mir eine große Freude, dieses Buch lesen zu dürfen.