Cover-Bild Zitronenhimmel
3,99
inkl. MwSt
  • Verlag: edition oberkassel
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 10.05.2019
  • ISBN: 9783958131620
Monika Detering

Zitronenhimmel

Ich stelle mir die Seele wie eine Zitrone vor, schreibt Lisa an ihre Großmutter Charleen. Sie hat viele Fragen nach der Seele und dem Tod. Die Schriftstellerin Charleen lebt im Wohnmobil an der Ostsee. Sie löste sich nach dem Tod ihres Mannes aus ihrer bisherigen Umgebung und entzweite sich mit ihrer Familie.
Charleen wird ein Haus mit Buchhandlung angeboten. Der Uhrmacher Ekkard hilft ihr, sich zu entscheiden. Als die Kraniche kommen, entführt er sie in die alte Vinetastadt Barth. Sie entdeckt, dass nur die Liebe die Abschiede überdauert und dass sie der Zitronenhimmel immer an Lisa erinnern wird.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei mabuerele in einem Regal.
  • mabuerele hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2019

Charleen sucht Antworten

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„...Wir zwei sind ein wenig aus der Welt gefallen, lass uns das Dorf zu unserem Universum machen...“

Nach dem Unfalltod ihres Mannes ist Charleen mit dem Wohnwagen an die See gefahren. Sie muss nicht ...

„...Wir zwei sind ein wenig aus der Welt gefallen, lass uns das Dorf zu unserem Universum machen...“

Nach dem Unfalltod ihres Mannes ist Charleen mit dem Wohnwagen an die See gefahren. Sie muss nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern auch die Tatsache, dass eine Frau mit im Auto saß. Charleen ist knapp 70 Jahre und Schriftsteller. Hier hofft sie, in Ruhe schreiben zu können. Ob sie bleiben will, hat sie noch nicht entschieden. Ihre Tochter reagiert mit Unverständnis.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben.
Im Ort hat Charleen vor allem Kontakt zu Ekkard, einem Uhrmachermeister, der wegen des Zitterns seiner Hände den Beruf aufgeben musste. Von ihm stammt das obige Zitat. Der Rest der Bewohner beäugt Charleen eher skeptisch und ergeht sich in Klatsch und Tratsch. Das klingt dann so:

„...Und könnt ihr mir mal sagen, warum die Frau Charleen dauernd eine Mütze auf den Kopf hat? Ist doch Sommer. Hat sie Läuse oder auch keine Haare mehr?...“

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er gibt geschickt Charleens momentane Unbeständigkeit und Unsicherheit wieder.
Das Besondere im Buch ist der Briefwechsel zwischen Charleen und ihrer Enkeltochter Lisa. Lisa geht in die Grundschule und beschäftigt sich gerade mit dem Themen Tod und Sterben. Unbefangen stellt sie Charleen ihre Fragen. Und die muss erst einmal für sich selbst Antworten finden. Genau in diesem Suchen nach Antworten wird deutlich, wie unsicher Charleen selbst ist. Sie ist aufgewachsen mit dem Bild des strafenden Gottes. In ihren Briefen weist sie Lisa auf verschiedenen Möglichkeiten des Lebens nach dem Tod hin. Schön finde ich folgenden Satz von ihr:

„...Solange du einen Menschen liebst und ihm auch nach dem Tod deine Liebe mitgibst und sie bewahrst, ist dieser Mensch bei dir...“

Der Briefwechsel regt Charleen auch an, ihre erste Lesung schwerpunktmäßig zum Thema Tod zu machen. Dabei trägt sie einige ihrer Gedichte vor. Die sollte man als Leser in Ruhe auf sich wirken lassen.
Charleen lässt mich auch an ihren Ausflügen in die Umgebung teilnehmen. Dadurch lerne ich manch örtliche Besonderheit kennen und erfahre geschichtliche Zusammenhänge.
Dann muss sie ihren Stellplatz räumen. Ihr wird eine Häuschen angeboten mit der Maßgabe, im anliegenden Schuppen eventuell wieder einen Bücherladen zu eröffnen. Wird sie den Neuanfang wagen?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Da die Protagonistin selbst eine Fragende ist, wirken ihre Antworten an die Enkeltochter aufrichtig.