Cover-Bild Beobachtungen aus der letzten Reihe
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 29.09.2017
  • ISBN: 9783732549252
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Neil Gaiman

Beobachtungen aus der letzten Reihe

Über die Kunst, das Erzählen und wieso wir Geschichten brauchen
Rainer Schumacher (Übersetzer), Ruggero Leò (Übersetzer)

Neil Gaiman gehört zu den großen Erzählern unserer Zeit. Seit seiner Kindheit sind Geschichten für ihn Zufluchtsorte und lebensnotwendig. In dieser Sammlung von Essays und anderen Schriften beschäftigt Gaiman sich mit Literatur, Schreiben, Kunst und Fantasie. Er spricht über Autoren und Werke, die für ihn prägend waren und geblieben sind. Mal eindringlich und weise, mal spielerisch und humorvoll, erkundet Gaiman Dinge, die ihn bewegen, und schenkt dem Leser einen Einblick in seine ganz persönlichen Gedanken.


Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2017

„Macht gute Kunst. Auch an guten Tagen.“

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Beobachtungen aus der letzten Reihe von Neil Gaiman ist ein größeres Werk: 576 Seiten der gebundenen Ausgabe auf zehn Kapitel mit etlichen Unterkapiteln verteilt.
Der Autor stellt sich vor, spricht über ...

Beobachtungen aus der letzten Reihe von Neil Gaiman ist ein größeres Werk: 576 Seiten der gebundenen Ausgabe auf zehn Kapitel mit etlichen Unterkapiteln verteilt.
Der Autor stellt sich vor, spricht über seine Ansichten zu diversen Bereichen des kulturellen Lebens wie Kino, Filme, Comics, Fantasy, SciFi und natürlich über die Bücher insg. und ihre Rolle. Insb. im ersten Kapitel erzählt Gaiman, wie wichtig die Bücher für ihn als Kind waren, wie und wie sehr sie ihn geprägt haben, und warum es notwendig ist, dass es auch heute Büchereien und Bibliotheken gibt, wo die Kinder unmittelbare Begegnungen mit Büchern machen könnten.
Mal sind es seine Reden, in denen er sich als ein geschickter Redner präsentiert, der sein Publikum zu unterhalten und zu fesseln weiß und der die Spannung bis zum letzten Satz gekonnt aufrechterhält. Mal sind es Essays oder Erinnerungen, z.B. an Treffen mit Freunden beim Filmfestival 2010 oder an eine Buchtournee mit seinem alten Freund Terry Pratchett zum Buch, das sie zusammen geschrieben haben. Mal spricht er über die Werke anderer Autoren und die Autoren selbst, so charmant, dass man sie auch gern kennenlernen möchte.
Drei Kapitel: 1, 8 und 9 werden mir länger in Erinnerung bleiben. Im ersten Kapitel liest man hpts. seine Reden, manches wiederholt sich, aber unter einem anderen Aspekt, insg. sind es so tolle Texte, die ich nicht mehr missen möchte, insb. Credo ganz am Anfang. Aber auch weitere Beiträge wie „Warum unsere Zukunft von Büchereien, Lesen und Tagträumen abhängt“ hat mir viel Freude bereitet: „Wir müssen unseren Kindern auf die Leseleiter helfen: Alles, was ihnen Spaß macht, führt sie Sprosse für Sprosse hinauf zu Bildung.“ Oder: „Empathie ist ein Werkzeug, um aus Menschen Gruppen zu formen. Empathie erlaubt uns, mehr zu sein als ichbesessene Einzelgänger.“ Oder: Büchereien stehen für Freiheit: für die Freiheit zu lesen, die Freiheit der Ideen und die Freiheit der Kommunikation.“ Oder auch: „Bücher sind echte Orte. Vergessen Sie das nicht.“
Im achten Kapitel erzählt er über sein Märchen Sternwanderer, das später verfilmt wurde. Sehr interessant, was er über die Märchen insg. und über sein Märchen und warum er es geschrieben hat sagt! Ich habe die Verfilmung vor etlichen Jahren gesehen, war so begeistert, u.a. von Robert de Niro und vielem anderen: spannende Figuren, tolle Handlung voller Überraschungen, eine Fülle von toll umgesetzten Ideen und guten Sprüchen, uvm., dass ich den Film insg. drei oder vier Mal sehen musste. Damals war mir der Name des Autors nicht wirklich geläufig, aber hier, beim Titel Sternenwanderer, denn der Film hieß auch so, musste ich aufhorchen.
Das neunte Kapitel besteht aus nur einer Rede, aber einer ganz großartigen, mit dem Titel „Macht gute Kunst“ an der Uni of Arts in Philadelphia 2012. Wie auch in anderen Reden erzählt Gaiman über seinen Werdegang als Schriftsteller, über die Schwierigkeiten, die er hatte. Er macht auch viel Mut und gibt den angehenden Künstlern Rat, wie auch sie die Hürden ihres Berufes meistern könnten. Sagt aber auch ganz einfache Dinge: „Macht nur das, was ihr am besten könnt. Macht gute Kunst. Auch an guten Tagen.“ Oder auch das hier: „Der Moment, in dem ihr – vielleicht – das Gefühl habt, nackt die Straße entlangzugehen, zu viel von eurem herzen preiszugeben, von euren Gedanken und eurem Innenleben, das Gefühl, zu viel von euch zu offenbaren, das ist der Moment, in dem ihr vermutlich auf dem richtigen Weg angekommen seid.“
Da sind noch einige tolle Gedanken und Sätze, mit denen man die Zitatenhefte füllen und einfach Spaß am Lesen haben kann.

Fazit: Manche Themen sprechen einen mehr, manche weniger an, aber insg. ist es ein lesenswertes, aufschlussreiches Werk voller toller Zitate über das Lesen, Bücher, Literatur uvm. geworden, recht locker erzählt, leicht humorig, mal selbstironisch. Oft hat man den Eindruck, als unterhalte man sich mit Gaiman, in einem gemütlichen Sessel sitzend vor einem Kamin bei einem guten Getränk. Ziemlich viel Selbstdarstellung und Selbstbeweihräucherung haben zum einen Stern Abzug geführt, aber sonst ist es ein ganz gutes, lesenswertes Buch geworden.