Ein Stück Heimat auf dem Teller
Dieses Kochbuch ist wunderschön gemacht und man sieht, wie gern Nelson Müller kocht und auch genießt. Die Gerichte sind nicht neu, nicht mal wirklich neu interpretiert – sie sind grundehrlich, seit Generationen ...
Dieses Kochbuch ist wunderschön gemacht und man sieht, wie gern Nelson Müller kocht und auch genießt. Die Gerichte sind nicht neu, nicht mal wirklich neu interpretiert – sie sind grundehrlich, seit Generationen geliebt und leider vom Trend der ausgefallenen Speisen und Zutaten regelrecht überrollt und in die Ecke gedrängt worden. Heimat ist das Thema – und dabei betont Nelson Müller zu Recht, dass dies ein dehnbarer Begriff ist und Heimat immer da ist, wo das Herz zu Hause ist.
Nicht alles mag ich davon essen – das liegt aber daran, dass ich sowieso recht mäkelig beim Essen bin, auch wenn man mir das nicht ansieht. Da ich noch nie ein Kochbuch hatte, bei dem ich wirklich jedes einzelne Gericht kochen und essen wollte, ist das hier vernachlässigbar. Für mich ist dies ein kleiner Atlas der deutschen Küche – aus jeder Region findet sich eine Spezialität.
Zwischen den Rezepten finden sich immer wieder reine Bildseiten – auf nicht wenigen der Fotos ist Nelson Müller zu sehen. Dann gibt es Seiten mit Texten und Fotos zu den Regionen und dortigen Spezialitäten, aber auch zu gewissen Lebensmitteln. Das ist immer sehr informativ und liest sich noch dazu sehr gut. Man lernt dazu, und wenn man das Gelernte richtig einsetzt, kommt es den eigenen Kochkünsten sehr zugute.
Der Aufbau der Rezepte ist klassisch, mit einer kleinen, vorangestellten Erklärung von Nelson Müller. Sehr schön finde ich, dass rechts oben eine Deutschlandkarte anzeigt, aus welchem Bundesland das Rezept stammt. Darunter teilt sich dann die Seite in zwei Bereiche – links die Angabe, für wie viele Personen das Rezept ausreichend ist, die Zubereitungszeit und benötigten Zutaten, unterteilt für alle Komponenten des Gerichts, so vorhanden, untereinander gelistet, rechts gut erklärt und immer verständlich die durchzuführenden Schritte. Zu fast jedem Rezept gibt es noch einen speziellen Tipp für Variationen, das Erkennen des richtigen Garpunktes, alternative Zubereitungsarten, Einkaufstipps usw.
Die Fotos im Buch, ob zu den Speisen oder der Gegend, zu Lebensmitteln und Nelson Müller selbst, sind grandios gelungen. Auch wenn das eigene Kochergebnis selten in die Nähe des Profi-Ergebnisses kommt, sind mir Fotos zu Rezepten einfach wichtig. Hier sehe ich ehrliche Gerichte, die nicht unbedingt einfach zu kochen sind, die ich mir aber auf alle Fälle auch zutraue, zu kochen – und von denen ich mir sicher bin, dass sie ebenfalls lecker aussehen und schmecken. Viele davon habe ich schon vorher gekocht, aber sie gesammelt im Regal stehen zu haben, um bei Bedarf nachschlagen zu können, gefällt mir sehr, zumal ich viele Tipps und Kniffe übernehmen konnte.
Kochbücher sind eine meiner Leidenschaften, aber sie müssen schon etwas Besonderes haben, um mich richtig zu begeistern. „Heimatliebe“ trifft meinen aktuellen Nerv in Sachen Kochen, ist wunderschön gemacht, versammelt diverse Regionen und ist von einem meiner liebsten TV-Köche zusammengestellt. Nelson Müller hat viel Charisma, strahlt Ehrlichkeit und Kochliebe aus, ohne den geringsten Funken von Arroganz. Ihm ist sein Erfolg eindeutig nicht zu Kopf gestiegen. Das mag ich sehr!
Dies ist ein Buch, in dem man auch dann gern schmökert, wenn man nicht gerade eine Idee zu einer weiteren Mahlzeit sucht. Hochwertig und sympathisch – deshalb bekommt es (und damit Nelson Müller) von mir die vollen fünf Sterne.