Was ist ein Mensch wert?
„Wir sind wie glückliche Kühe oder freilaufende Hühner. Der einzige Unterschied ist, dass die Kühe und die Hühner – hoffentlich – das Glück haben, von etwas anderem als dem Jetzt nichts zu wissen." [S.55]
Dorrit ...
„Wir sind wie glückliche Kühe oder freilaufende Hühner. Der einzige Unterschied ist, dass die Kühe und die Hühner – hoffentlich – das Glück haben, von etwas anderem als dem Jetzt nichts zu wissen." [S.55]
Dorrit Weger ist 50, unverheiratet, kinderlos, hat als Schriftstellerin keinen nachhaltigen Mehrwert und leistet auch sonst keinen nennenswerten Beitrag, der Wohlstand und Wachstum der Gesellschaft zugutekommt. Damit gehört sie automatisch dem Kreis der „Entbehrlichen“ an und wird kurz nach ihrem Geburtstag in eine streng überwachte Reservebankeinheit für biologisches Material eingeliefert. Fortan muss sie sich für psychologische bzw. Medikamententests und Organentnahmen zur Verfügung stellen, bis es dann schlussendlich zur sogenannten „Endspende“ kommt, die unweigerlich zum Tode führt.
„Ich ging weiter; nickte, lächelte oder sagte Hej zu den Leuten, denen ich begegnete. Einige von ihnen kannte ich schon. Die meisten erkannte ich wieder. Eine geringe Anzahl sah ich zum ersten Mal. Den ein oder anderen sah ich zum letzten Mal.“ [S.76]
Ein schreckliches Szenario, was den Gedanken der absoluten Leistungsgesellschaft auseinandernimmt und das Miteinander in der Gesellschaft im allgemeinen kritisch hinterfragt.
Das Buch hat eine gewisse Schwere, bleibt dabei aber zutiefst menschlich. Scharf beobachtet und klug erzählt kratzt es an den Grenzen des Vorstellbaren und zeigt auf, dass der Wert eines Menschen nicht messbar ist und sich oftmals in kleinen Dingen wiederfindet.
Für mich ein Volltreffer aber sicherlich nicht für jeden geeignet.