Wissenschaftlich und theoretisch
Was erwartet die Leser in einem Buch mit dem Titel „Kreativität - Originalität diesseits des Genialen?“ Wer hofft, in diesem Buch Kreativitätstechniken zu finden, der wird wohl enttäuscht werden, diese ...
Was erwartet die Leser in einem Buch mit dem Titel „Kreativität - Originalität diesseits des Genialen?“ Wer hofft, in diesem Buch Kreativitätstechniken zu finden, der wird wohl enttäuscht werden, diese gibt es hier nicht. Stattdessen lernt man über den Stand der Wissenschaft im Bereich Kreativität, am Beispiel der Literatur. Wer also tiefergehend darüber nachdenken möchte, was Kreativität eigentlich ist, wie sich diese in der Gesellschaft äußert und von der Gesellschaft beeinflusst wird, der bekommt hier viele Anregungen.
Durch das Buch zieht sich das sogenannte „magische Dreieck“ aus erstens emotional-existenzieller Erfahrung. Gemeint ist diese aber nicht im Sinne einer Selbsterfahrung oder Selbsterkundung der Leser und auch nicht als Anleitung zum praktischen Handeln, sondern die Analyse von literarischen Texten und Gedichten. Konkret geht es um das Beispiel der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, das sich durch das ganze Buch zieht: ihr Leben und Schaffen wird analysiert und mit den theoretischen Konzepten verbunden. Sicherlich ein interessanter Zugang für alle, die sich besonders für Literatur interessieren.
Die zweite Säule des Buches ist die kognitiv-theoretische Basis, also die wissenschaftlichen Grundlagen. Auf diese wird umfassend eingegangen, etwa auf die Geschichte und Definition von Kreativität und deren Verrottung in der Gesellschaft. Der dritte Pfeiler ist gemäß dem Autor das motivational-faszinierende Entwicklungsziel.
Das Buch stellt durchaus hohe kognitive Anforderungen an die Leserschaft, außerdem setzt es ein hohes Interesse an abstraktem und wissenschaftlichem Denken und theoretischer Verortung von Inhalten voraus. Es findet sich eine Menge Wissen zu dem Thema in dem Buch. Wem das reicht, ohne den Anspruch zu haben, von einem Buch über Kreativität selbst kreativ inspiriert zu werden, für den ist es bestimmt interessant zu lesen. Zwar wird immer wieder erwähnt, dass praktische Anwendung von Kreativität eine wichtige Rolle spielt, als Leserin fühlte ich mich aber auf diese Reise nicht mitgenommen.
Ich kann das Buch allen empfehlen, die sich für eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Kreativität interessieren. Wer selbst seine Kreativität entwickeln möchte oder Kreativitätstechniken sucht, die in der Arbeit mit KlientInnen angewandt werden können, dem würde ich zu anderen Büchern zu diesem Thema raten.