Cover-Bild Haus aus Stein
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: InterKontinental Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 24.08.2023
  • ISBN: 9783982328157
Novuyo Rosa Tshuma

Haus aus Stein

Roman
Simone Jakob (Übersetzer)

Es ist fast so, als gehöre Zamani zur Familie. Während Abednego Mlambo mit den Geistern seiner Vergangenheit ringt und seine Frau Agnes Trost im Glauben sucht, drängt sich dieser rätselhafte Untermieter mehr und mehr in ihr Leben. Jeden Schwachpunkt nutzt er, sich in die Leerstellen zwischen ihnen zu drängen, ihre Geschichte zu seiner zu machen. Er schmeichelt sich ein, nährt die Alkoholsucht Abednegos und zeigt sich auf unglaubliche Weise hilfsbereit bei der Suche nach dem verschwundenen Sohn. Wie jeder machtbesessene Despot, weiß Zamani, dass derjenige, der die Geschichte kontrolliert, die Zukunft erbt.
Meisterhaft zeichnet Novuyo Rosa Tshuma anhand einer zerbrochenen Familie die jüngere Geschichte Simbabwes nach. Haus aus Stein ist ein vielschichtiges Porträt einer Gesellschaft, die einen Schleier des Schweigens über die Wunden der Vergangenheit gelegt hat.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2023

Das Schweigen brechen

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Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. ...

Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. Doch es liegt auch großer Kummer in der Luft, denn der leibliche Sohn der Ersatzeltern, Bukhosi ist seit einiger Zeit spurlos verschwunden.
In "Haus aus Stein" von Novuyo Rosa Tshuma aus dem Englischen übersetzt von Simone Jakob @ikontinental verwebt die Autorin gekonnt eine fiktive Familiengeschichte mit der wahren Historie Simbabwes. Denn die Ersatzfamilie Zamani's hat schlimmes erlebt in den 1980er Jahren, als die Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie Rhodesien erschüttert wird von einem brutalen Völkermord Gukurahundi. Der Roman hat mir viel über das Land im Süden des afrikanischen Kontinents gelehrt. Aber auch über die Menschen dort und ihr tiefes Trauma, welches mit eisernem Schweigen weggeschlossen ist. Die Handlung ist intelligent, philosophisch, empathisch geschrieben. Die Taten während des Völkermords werden Rasierklingen scharf beschrieben und haben mich bis in meine Träume verfolgt.
Der Roman ist definitiv nichts für schwache Nerven, aber doch so wichtig und überaus lesenswert. Ich hoffe sehr, dass er noch weit mehr Menschen erreichen und bereichern wird.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Tiefe Einblicke in die Geschichte von Simbabwe

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Zamani wächst ohne weitere familiäre Bindung bei seinem Onkel auf. Die Mutter ist während Gukurahundi getötet wurden, zum Vater besteht kein Kontakt. Als der Onkel stirbt, zieht Zamani zur Untermiete bei ...

Zamani wächst ohne weitere familiäre Bindung bei seinem Onkel auf. Die Mutter ist während Gukurahundi getötet wurden, zum Vater besteht kein Kontakt. Als der Onkel stirbt, zieht Zamani zur Untermiete bei Familie Mlambo ein, freundet sich mit deren Sohn an und wird bald als Familienmitglied gesehen.
Bukhosi, der Sohn der Familie, schließtsich, wie auch Zamani der Mthwakazi-Bewegung an und verschwindet auf einer Kundgebung spurlos. Anstatt den Eltern die Wahrheit zu erzählen, sieht Zamani die Chance endlich eine richtige Familie zu haben und tut alles um als Ersatzsohn anerkannt zu werden. Unter dem Deckmantel der Hilfe bei der Suche nach dem verschwundenen Sohn, drängt sich Zamani immer mehr auf, nährt den Alkoholismus seines „Ersatzvaters“ Abednego, um sich die Familiengeschichte zu erschließen, und nutzt dessen Gewaltausbrüche um seiner „Ersatzmutter“ Agnes näher zu kommen und auch ihr Informationen zu entlocken.
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Novuyo Rosa Tshuma erschafft mit ihrem Roman einen tiefen Einblick in die Geschichte von Simbabwe.
Die Erzählung über den toxischen, höchst berechnenden, Zamani bildet dabei nur den Rahmen, der zwar spannend zu lesen ist, für mich aber nicht die Essenz des Werkes ausmacht. Durch seine, zweifelsohne hartnäckige Vehemenz, die auch nicht vor Verrat und Erpressung zurückschreckt, entlockt er seinen selbstgewählten „Ersatzeltern“ deren Geschichte, die geprägt ist von Gewalt, Unterdrückung, Verlust. (Eventuell könnte man sein Handeln auch als Metapher für die Geschichte Simbawes betrachten)
Gerade diese Sequenzen, die von Krieg, Völkermord, Vertreibung, Enteignung und Flucht, von Armut und Lebensmittelknappheit, sowie auch über die Auswirkungen in die Gegenwart berichten, zeigen ein umfassendes, realistisches Abbild der jüngeren Geschichte des „Haus aus Stein“, lassen mich als Lesende tief in die grausamen Geschehnisse eintauchen und machen den wahren Kern des Gesellschaftsromans aus.
Die Autorin zeigt anhand der Einzelschicksale von Abednego und Agnes die Politik der letzten Jahrzehnte auf, die menschenverachtend und von Angst geprägt ist und thematisiert ein weiteres Problem: Das Schweigen. Die Geschehnisse werden sowohl von den Herrschenden, als auch von der Bevölkerung tabuisiert und totgeschwiegen, was zu der Weiterreichung transgenerationaler Traumata führt.
Schon allein aus diesem Grund halte ich das Buch für sehr wichtig, da es genau mit diesem Schweigen bricht, da es die Geschichte sichtbar macht und zur Aufarbeitung beiträgt. Es gab in der letzten Zeit sehr wenige Bücher, die mich so berührt und weitreichend haben recherchieren lassen.
Ein sprach- und bildgewaltiger Roman, dem ich viel Aufmerksamkeit wünsche und euch ans Herz legen möchte. Ganz große Empfehlung.