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Veröffentlicht am 17.09.2024

Ein, für die 1920er, sehr mutiges Buch

Ex-Wife
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Als Patricias Mann sie verlässt, fällt sie aus allen Wolken. Mit gerade mal 24 Jahren muss sie sich mit dem Thema Scheidung auseinandersetzen. Kampflos gibt sie nicht auf und versucht ihren Mann zurück ...

Als Patricias Mann sie verlässt, fällt sie aus allen Wolken. Mit gerade mal 24 Jahren muss sie sich mit dem Thema Scheidung auseinandersetzen. Kampflos gibt sie nicht auf und versucht ihren Mann zurück zu gewinnen, baut sich aber gleichzeitig ein glamouröses Leben inmitten von Partys und anderen Männern auf. Als unabhängige Frau eilt ihr Ruf ihr voraus, was im New York der 1920er Jahre nicht oft auf Zuspruch trifft.
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„Sex an the City“ meets „The Great Gatsby“… Für mich definitiv ein Argument den Roman zu lesen, da ich beides sehr gemocht habe und eine Mischung sehr spannend fand. Dazu später mehr.
Ich muss zugeben, dass ich mit der Protagonistin nicht viel anfangen konnte. Ihre Abhängigkeit von der Meinung anderer Personen, vor allem Männer, fand ich sehr unterwürfig. Auch die Reduzierung auf Äußerlichkeiten konnte ich nicht im Geringsten nachvollziehen und ihr Verhalten hat mich unglaublich oft mit dem Kopf schütteln lassen. Andererseits war sie sehr unangepasst. Sie hatte eine gut bezahlte Arbeit, hat ihr Leben genossen, ist ausgegangen und durch die Betten gehüpft. Für die damalige Zeit eine Ungeheuerlichkeit…
Immer wieder musste ich mir die Zeit vor Augen halten in dem das Geschriebene spielt, das Frauenbild, welches damals vorherrschend war, denn vieles hat mich einfach nur wütend gemacht, aber beachtet man das, war Pat ziemlich ihrer Zeit voraus.
Richtig stark ist die Tatsache, dass Parrott den Roman bereits 1929 geschrieben hat und es auch geschafft hat ihn veröffentlichen zu lassen. Ich kann mir nicht mal ansatzweise die Empörung vorstellen, die er damals verursacht haben muss.
Stiltechnisch mochte ich das Buch sehr. Es ist gut geschrieben und lässt sich leicht und flüssig lesen. Es entwickelt auch eine gewisse Sogwirkung, lässt sich schwer weglegen und ich wollte unbedingt wissen, wie es endet. Das mir das Ende so gar nicht zugesagt hat, ist sehr subjektiv, denn es hat perfekt zum Roman gepasst und ja… der historische Kontext.
Um den Bogen zum Anfang zu spannen: gewissen Parallelen zu „The Great Gatsby“ und „Sex and the City“ gibt es definitiv. Vor allem SATC hab ich früher gefeiert und ich erkenne vieles von Patricia in Carry wieder. Es gibt viel Party, es gibt viele Männergeschichten, es geht um Status, Mode und die schönen Seiten des Lebens.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: der missbräuchliche Verzehr von Alkohol spielt eine große Rolle, was sicherlich auch zeitlich bedingt ist, mir aber sehr unangenehm aufgefallen ist.
Ein Fazit fällt mir schwer. Begebe ich mich in Gedanken in die 1920er so ist es ein mutiges Buch über eine junge Frau, die ihren Weg auf ihre Art und Weise geht, die sehr modern lebt und sich nicht reinreden lässt. In der Gegenwart hab ich aber einfach meine Probleme damit, wenn jemand nur als (Ex-)Frau von existiert und das größte Ziel im Leben ist zu heiraten.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Witzig und informativ

Morden in der Menopause
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Liv ist Mutter von drei Teenagern. Als wäre das nicht schon anstrengend genug, kommen Probleme mit ihrem Mann, Mäuse auf einer Baustelle und die Wechseljahre hinzu… Ach ja: und der ein oder andere Mord. ...

Liv ist Mutter von drei Teenagern. Als wäre das nicht schon anstrengend genug, kommen Probleme mit ihrem Mann, Mäuse auf einer Baustelle und die Wechseljahre hinzu… Ach ja: und der ein oder andere Mord. Aber die sind ja nur passiert wegen der fehlenden Hormone, oder den Hitzewallungen, oder der Reizbarkeit… also im Prinzip kann Liv nichts dafür, sondern die Menopause.
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„Morden in der Menopause“ ist ein herrlich erfrischender Roman für zwischendurch. Er ist locker leicht geschrieben, enthält eine Menge Humor und entwickelt eine regelrechte Sogwirkung.
Klar spielt Tine Dreyer hier mit Klischees (und zwar nicht zu knapp) und natürlich ist alles überspitzt dargestellt, aber genau dies soll so sein. Manchmal muss man die Keule auspacken, zum einen, weil es einfach einen großen Unterhaltungswert hat, zum anderen aber auch, um auf unkonventionelle Weise über Probleme zu sprechen.
Nun werden sicher nicht viele Frauen in ihrer Menopause zu Mörderinnen (hoffe ich zumindest), jedoch wird klar, dass diese Phase des Lebens nicht einfach ist. Körperliche Veränderungen, Anpassungen des Homrmonhaushalts: eine zweite Pubertät sozusagen. Ich kann da jetzt (noch) nicht wirklich mitreden, stelle es mir aber sehr unangenehm vor. Wenn man dann, durch das Absinken des „Kümmerhormons“ feststellt, dass man sämtliche Care-Arbeit allein bewältigt und sich alle um einen herum irgendwie Sch…. benehmen, kann man schon mal ein bisschen überreagieren.
Neben der turbulenten, manchmal etwas abwegigen Story, bekommt man einige Fakten zu den Wechseljahren, was ich persönlich ganz interessant fand.
„Morden in der Menopause“ ist kein literarisches Highlight, aber ein absolut gelungener Roman, der abschalten und schmunzeln lässt.
Große Empfehlung.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Porträt eines schwierigen Erwachsenwerdens

Geschichte der Unordnung
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Ein Grundstück im Wald, eine geborgene Kindheit, verständnisvolle Eltern, die fördern anstatt zu fordern… Insgesamt sehr gute Voraussetzungen für ein glückliches, gesundes Aufwachsen.
Doch dann stirbt ...

Ein Grundstück im Wald, eine geborgene Kindheit, verständnisvolle Eltern, die fördern anstatt zu fordern… Insgesamt sehr gute Voraussetzungen für ein glückliches, gesundes Aufwachsen.
Doch dann stirbt der Vater bei einem Unfall und alles ändert sich. Die Mutter versinkt in einer tiefen Depression, das Kind ist auf sich allein gestellt, sucht Liebe und Zuneigung, findet jedoch nur Einsamkeit.
Auch der spätere Erwachsene kommt von diesem Verlust bzw. den Folgen, die dieser hinterlassen hat nicht los, verliert sich in Alkohol, Drogen und falschen Freunden, sucht nach Anerkennung und gerät schlussendlich in den Strudel einer ausgewachsenen Panikstörung.
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„Was bedeutet Verlust einer Bezugsperson in früher Kindheit? Welche Auswirkungen hat es auf das spätere Leben? Wie kann man einen Umgang damit erlernen, wenn man keine Vorbilder hat und nicht darüber gesprochen wird?“ Diesen und anderen Fragen geht Simon Elson in „Geschichte der Unordnung“ auf den Grund.
Der Titel ist hier sehr treffend, denn genau das ist es. Es ist eine Erfahrung, die ein geordnetes Leben aus der Bahn werfen kann. Die für Chaos sorgt, welches anhält, weil keine Möglichkeit zum Wiedererlangen der Ordnung da ist. Und die das gesamte Leben beeinflusst. Die Geschichte zeigt, was es bedeuten kann ein Leben zu führen, wenn im Inneren Unordnung herrscht.
Sehr ehrlich und reflektiert beschreibt Elson sein Erleben, hinterfragt Dinge, zieht Schlüsse. Aus der Erzählung geht klar hervor, dass er sein Leben lang nur eins wollte: gesehen werden und das um jeden Preis. Er schafft es tiefes Mitgefühl für den kleinen Jungen, der er irgendwie noch immer zu seien scheint, zu erzeugen, auch wenn viele seiner Handlungen unüberlegt und selbstzerstörerisch sind. Ebenso lässt er Verständnis für die Mutter entstehen, was ich bemerkenswert finde, denn trotz der absolut falschen Umgangsweise mit dem ganzen Thema und in diesem Zusammenhang auch mit dem Kind, wird klar, dass sie einfach nicht anders konnte.
Elsons Roman ist ein sehr gelungenes Porträt und eine vielschichtige Betrachtung von Tod, Trauer, Verlust und Trauma.
Von mir gibts definitiv eine Leseempfehlung, seid aber achtsam, wenn ihr euch die Themen oder die Beschreibung einer Panikattacke triggert.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Toller Roman über unkonventionelle Lebensmodelle

Das Gras auf unserer Seite
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3 Frauen Mitte 40 die sich den gesellschaftlichen Konventionen widersetzen. Keine von ihnen ist verheiratet oder lebt mit einer Partnerin zusammen, keine hat Kinder und alle wollen es genau so haben.
Doch ...

3 Frauen Mitte 40 die sich den gesellschaftlichen Konventionen widersetzen. Keine von ihnen ist verheiratet oder lebt mit einer Partnerin zusammen, keine hat Kinder und alle wollen es genau so haben.
Doch dann kommt das Leben dazwischen: Charly wird ungewollt schwanger und muss sich der Frage stellen, was sie will, Grit „muss“ mit ihrem Freund zusammenziehen, da Geld und Wohnraum in Berlin rar sind und Kessie ist gezwungen ein paar Wochen in ihre Heimatstadt zu ziehen, um ihrer Mutter in den ersten Tagen im Pflegeheim beizustehen und trifft prompt auf ihre Jugendliebe.
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„Das Gras auf unserer Seite“ ist ein wunderbarer Roman über Weiblichkeit, Mutterschaft und Selbstbestimmung.
Stefanie de Velasco erschafft mit ihren Protagonistinnen Kessie, Charly und Grit starke Charaktere, die genau wissen was sie wollen, die nahbar sind, die auch mal straucheln, die sich nicht von Männern oder der Gesellschaft diktieren lassen, wie sie zu leben haben.
Zwischen ihnen besteht eine unanfechtbare Solidarität, jede ist für jede da, und das fand ich ganz toll. Wie oft werden Frauen Steine in den Weg gelegt, wie oft herrscht untereinander eine gewisse, wenn auch unterschwellige Rivalität, wie oft zerbrechen Freudschaften an eben diesen Tatsachen oder einfach daran, dass keine Zeit mehr vorhanden ist, da sich die meisten Frauen in ihre Sozialisierung fügen und unreflektiert die Rolle der Kümmerin übernehmen?
Die Autorin zeigt hier Lebensmodelle auf, die eben nicht darauf ausgerichtet sind die Rolle als Ehefrau und Mutter auszufüllen und wie befreiend es sein kann seine gesamte verfügbare Zeit in sich selbst zu investieren. Sie wertet Mutterschaft oder Ehe keinesfalls ab, betont aber die Wichtigkeit der freien Entscheidung und vor allem auch die Notwendigkeit der vorherigen Auseiandersetzung damit, was es bspw. heißt ein Kind großzuziehen.
Des Weiteren kritisiert sie in ihren Text den erschwerten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, thematisiert das Alter und welche Probleme bei der Pflege von Angehörigen auftreten können und geht aus Vorurteile zu den im Roman gelebten Lebensmodellen ein.
Verpackt mit jeder Menge Humor, viel Hund und einer leichten Sprache ist es eine Freude den Roman zu lesen. Besonders gut haben mir auch die Passagen in Chatform gefallen, da sie einen noch tiefer in das Erleben der Protagonistinnen einsteigen lassen.
Große Empfehlung.

Veröffentlicht am 27.06.2024

Familie und andere Probleme

Der Hund des Nordens
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Penny‘s Leben ist ein großes Chaos. Gerade hat sie ihren Mann verlassen und sitzt nun gewissermaßen auf der Straße. Da kommt ihr das Angebot in einem Van zu schlafen gerade richtig. Als wäre das nicht ...

Penny‘s Leben ist ein großes Chaos. Gerade hat sie ihren Mann verlassen und sitzt nun gewissermaßen auf der Straße. Da kommt ihr das Angebot in einem Van zu schlafen gerade richtig. Als wäre das nicht schlimm genug, muss sie sich auch noch mit ihrer dementen Großmutter auseinandersetzen, die keinerlei Einsicht zeigt, dass alleine leben keine Option ist. Auch bei ihrem Großvater und seiner wesentlich jüngeren, absolut unsympathischen Ehefrau gibt es Probleme und dann sind da ja auch noch die vor fünf Jahren in Australien verschwundenen Eltern und ein Erzeuger der der sich seit Jahren als Stalker entpuppt.

„Der Hund des Nordens“ war schon der zweite Roman dieses Jahr, bei dem ich mich auf eine lustige Roadtrip-Story gefreut habe und irgendwie nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe…
Lustig war es auf jeden Fall. Durch die ganzen Verstrickungen und familiären Probleme fühlt man sich jederzeit gut unterhalten. McKenzies Stil ist locker und leicht, bringt einen zum schmunzeln und liest sich weg wie nichts.
Die Protagonist*innen sind allesamt ein bisschen strange, was an der ein oder anderen Stelle aufgesetzt wirkt, sicherlich aber auch einfach dem Genre geschuldet ist. Der Roman will unterhalten und bedient sich dabei an Übertreibung und Stereotypen, erreicht dadurch aber definitiv sein Ziel.
Für eine Roadtrip-Story war es mir tatsächlich zu wenig Roadtrip, was ich ein bisschen schade fand.
Gut hingegen fand ich die Darstellung der beginnenden Demenz der Großmutter und was diese Erkrankung für Angehörige und Freunde mit sich bringt.
Im Fazit ein guter Unterhaltungsroman mit dem ihr nichts falsch macht, wenn ihr ein bisschen Zerstreuung sucht.