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Veröffentlicht am 17.12.2018

Roman mit interessanten Konzepten zum Thema Elternschaft

Das Weiße Schloss
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"Die Großmütter hatten für das Jenseits gelebt. Die Mutter für ein Leben nach der Rente. Und Ada wollte in der Gegenwart leben." (Aus "Das weiße Schloss", S. 29)

–ein Buch über Elternschaft, über Beziehungen, ...

"Die Großmütter hatten für das Jenseits gelebt. Die Mutter für ein Leben nach der Rente. Und Ada wollte in der Gegenwart leben." (Aus "Das weiße Schloss", S. 29)

–ein Buch über Elternschaft, über Beziehungen, über Hedonismus und darüber, was einem im Leben wichtig ist.


Meine Meinung:
In diesem Buch stecken viele interessante Gedanken. Durch das dystopische Setting wird das große Thema des Romans – Kinder und Familie – von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Was macht eigentlich eine Familie aus? Wozu Kinder haben, wenn man sie nicht bei einem wohnen, man sie nur selten sieht, sie nicht erzieht? Muss man sich immer entscheiden, zwischen dem eigenen Leben, der Karriere und einer Familie? Muss man sich für Kinder immer ein Stück weit selbst aufgeben? Was bedeutet es eigentlich, Vater/ Mutter zu sein?
Das wird an dem Beispiel von Ada und Yves sehr schön veranschaulicht. Sie führen eine sehr intensive Beziehung, lieben sich, haben ein erfülltes Sexleben. Sie gehen voll auf in ihren jeweiligen Berufen. Ada arbeitet in einem Amt, das potentielle Kandidaten auswählt, die in ihr Land immigrieren dürfen, weil sie eine Bereicherung für die Gesellschaft wären. Yves ist Künstler und über eben jenes Programm in das Land gekommen.
Das Land ist übrigens nicht genauer bezeichnet. Auch die Zeit in der die Geschichte spielt, ist nicht genau bekannt. Aber an einigen Fakten, die am Rande genannt werden, kann man schließen, dass es sich um eine Zeit in der Zukunft handelt.
Da gibt es nämlich zum Beispiel die Organisation "Das weiße Schloss". In diesem Schloss leben Mütter, die man sich –wenn man das harte Auswahlverfahren übersteht– als Leihmutter für das eigene Kind buchen kann. Die Leihmutter trägt das Kind auf dem Schloss aus, während für sie und das Kind gut gesorgt wird. Alles ist auf Optimierung der Schwangerschaft ausgelegt. Es gibt einen auf Monat und Zustand der Mutter angepassten Ernährungsplan, Sport, Entspannung, zertifiziertes Material zur Stimulation der geistigen Fähigkeiten. Alles ist genau durchorganisiert. Das die Mütter glücklich sind, ist unglaublich wichtig. Nicht etwa um der Mütter selbst willen, sondern weil negativer Affekt Auswirkungen auf das ungeborene Kind hat.
Aber mit der Geburt des Kindes ist die Aufgabe der Leihmutter noch nicht erfüllt. Denn auf Wunsch der zahlenden Eltern, kann das Kind auch weiterhin bei der Leihmutter auf dem Schloss leben und wird dort von der Leihmutter erzogen und versorgt. Die Eltern können so oft sie wollen zu Besuch auf das Schloss kommen und dort Zeit mit dem Kind verbringen.
Das Thema Kinderwunscherfüllung wird hier als vollkommene Dienstleistung dargestellt. Von der Auswahl der geeigneten Leihmutter, über Befruchtung und Empfängnis bis hin zu Ernährung, Erziehung und Bildung. Ein weiterer Aspekt der betont wird, ist ein Finanzieller. Die Investition in die Bildung des Kindes ist gleichzeitig eine Altersabsicherung, da die Eltern per Vertrag zu "Teilhabern der späteren Verdienste des Kindes" erklärt werden. (S. 42)
Für mich war das alles ein sehr abenteuerliches Konzept, wie ich finde. Da schossen mir beim Lesen sofort sehr viele Gedanken und Fragen durch den Kopf.

Als bei Yves und Ada das Thema Familienplanung aufkommt, ist schnell Das weiße Schloss im Gespräch. Denn eins weiß Ada ganz genau: sie will nicht sein wie ihre Schwester, die nur noch für ihre Familie lebt. Das Umsorgen der Familie und die Rolle als Mutter wird aus Adas Sicht als furchtbar eintönig, undankbar und kräftezehrend dargestellt.
Das Konzept des Schlosses scheint Ada und Yves ideal: ein Kind haben, ohne den jugendlichen, hedonistischen Lifestyle aufgeben zu müssen. Weiterhin Sex und Alkohol, wann sie wollen. Ausschlafen, spontane Reisen und Ausflüge im Cabrio, in dem eh kein Platz für ein Kindersitz ist. Eine Familie, aber keine Verpflichtungen.

"Solange sie immer taten, wonach ihnen war, waren sie nicht langweilig, sondern selbstbestimmt." (Aus "Das weiße Schloss", S. 193)

Die Geschichte wird abwechselnd aus Adas und Yves Perspektive erzählt. Unterbrochen werden sie durch Einschübe, die sich alle in irgendeiner Art und Weise um das Thema Schwangerschaft und Familie drehen. Da geht es um Forscher, die den Prozess der Verschmelzung von Eizelle und Spermium entdeckt haben. Um die Entwicklung des Fötus im Mutterleib. Um philosophische Betrachtungen der Konzepte Mutterschaft und Familie. Diese Einschübe haben mir besonders gut gefallen, da ich einiges Neues gelernt habe und die Ergänzung zu der unterhaltenden Romanform sehr gelungen fand.

Generell hat mir das Thema des Romans und die Art und Weise, wie damit umgegangen wurde, sehr gut gefallen. Es wurde ein völlig neues Konzept von Elternschaft vorgestellt, ohne dem Leser/ der Leserin gleich eine Bewertung aufzudrängen. Vielmehr werden Fragen aufgeworfen. Gut fand ich auch, dass in dem Roman auch Platz war für "unbeliebte" Meinung, was das Thema Mutterschaft und Familie angeht. Dass es eben Frauen gibt, die sich das Leben mit einem Kind, ein Leben in der klassischen Mutterrolle nicht vorstellen können. Dass es auch Mütter gibt, die mit ihrer Rolle als Mutter unglücklich sind, die überfordert sind. Die ihrem alten Leben mit den vielen Freiheiten manchmal nachtrauern. Das ein Kind das Leben nicht nur bereichert, sondern eben auch Einschränkungen und viele Umstellungen mit sich bringt. Für all diese oft eher verschwiegenen oder beschämt hervorgebrachten Themen ist Platz in dem Roman. Das hat mir sehr gefallen.

Insgesamt hatte ich aber dennoch so meine Schwierigkeiten mit dem Roman. Der Schreibstil hat mir nicht so gut gefallen. Ich fand ihn oft unnötig kompliziert und teilweise kam es mir irgendwie etwas prätentiös vor. Auch mit den Charakteren wurde ich nicht so richtig warm und es blieb die ganze Zeit über eine gewisse Distanz bestehen. Das kann vom Autor durchaus so gewollt gewesen sein, hat es mir aber beim Lesen dennoch schwieriger gemacht, mich von der Geschichte packen zu lassen und sie wirklich begierig zu lesen.

Fazit:
Ein sehr interessantes Buch mit vielen Gedanken zum Thema Elternschaft und wie diese das eigene Leben, die Beziehung verändert. Mich hat es leider nicht ganz begeistern können, weil mir der Schreibstil nicht so gut gefallen hat und ich mit den Charakteren nicht warm wurde. Ich habe das Buch dennoch gern gelesen, weil es mir so viele Gedankenanstöße geliefert hat und mich einen ganz neuen Blick auf das Konzept von Elternschaft hat werfen lassen.

Veröffentlicht am 14.12.2018

Langweilig und ohne roten Faden

Manhattan Beach
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Dieses Buch war für mich leider ein ziemlicher Flop. Langweilig, zäh und ohne roten Faden. Ich hatte bis zum Schluss keine Ahnung, was die Geschichte eigentlich will. Irgendwie verlaufen mehrere Geschichten ...

Dieses Buch war für mich leider ein ziemlicher Flop. Langweilig, zäh und ohne roten Faden. Ich hatte bis zum Schluss keine Ahnung, was die Geschichte eigentlich will. Irgendwie verlaufen mehrere Geschichten einfach nebeneinander, ohne aber wirklich eine Einheit zu bilden oder auf etwas hinauszulaufen. Auch einen Spannungsbogen konnte ich nicht erkennen. Die Passagen über das Tauchen fand ich interessant, weil sie sehr gut recherchiert und sehr genau beschrieben wurden. Und auch die Einblicke in das Leben eines Seemanns und den Alltag auf hoher See fand ich interessant zu lesen. Ansonsten hatte dieses Buch für mich leider wenig Erfreuliches zu bieten und insgesamt hat da einfach zu wenig zusammengepasst. Ich hatte den Eindruck, das Buch wollte zu viel, zu viele Themen. Und von dem, was ich vom Klappentext erwartet hatte, war mir dann zu wenig dabei. Für mich ging es zu wenig um eine starke Frau, die ihren Weg geht und sich in einem von Männern dominiertem Arbeitsfeld durchsetzt. Dafür gab es noch die Gangsterwelt, die behinderte Schwester, die Werftarbeiter, den Seefahrer, und viele mehr. Und alles verläuft so nebenher, ohne für mich eine einheitliche, zusammenhängende Geschichte zu bilden.
Ein Buch, das durchaus auch spannende Aspekte hat, insgesamt aber zu viel wollte und sich daran leider übernommen hat.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Eine schockierende und bewegende Geschichte

Befreit
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Kurzmeinung:
Ein Buch, das mich aus verschiedenen Gründen beim Lesen unglaublich wütend gemacht hat. Insgesamt habe ich mit diesem Buch eine emotionale Berg- und Talfahrt erlebt –von Trauer und Wut bis ...

Kurzmeinung:
Ein Buch, das mich aus verschiedenen Gründen beim Lesen unglaublich wütend gemacht hat. Insgesamt habe ich mit diesem Buch eine emotionale Berg- und Talfahrt erlebt –von Trauer und Wut bis Freude und Stolz war alles dabei. Taras Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und obwohl es mich emotional so mitgenommen hat, konnte ich doch keine Pause einlegen, weil ich einfach immer wissen musste, wie es mit ihr und ihrer Familie weitergeht.
Eine Geschichte, die schockiert, die ans Herz geht, die einem beim Lesen viel abverlangt, die aber irgendwie auch Mut macht.


Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich aus verschiedenen Gründen beim Lesen unglaublich wütend gemacht hat. Einerseits hat mich Taras Familie so wütend gemacht. Da ist ihr Vater, der ihr Bildung verweigert und ein Weltbild aufzwingt, welches geprägt ist von Verschwörungstheorien und Verfolgungswahn. Ein Vater, der ihr vermittelt, dass sie niemandem trauen kann und alle anderen Menschen ihre Feinde sind. Ein Vater, der, obwohl er sie nicht aktiv misshandelt, sie so großen Gefahren aussetzt, dass es schon Kindeswohlgefährdung darstellt. Von Klein auf muss Tara auf dem Schrottplatz der Familie mitarbeiten, schwere körperliche Arbeit leisten und sich immer wieder in Gefahr bringen.
Dann ist da noch ihre Mutter, die ihr kein weibliches Vorbild ist, sondern sich immer den Wünschen des dominanten Vaters beugt; die nie für ihre Tochter einsteht. Eine Mutter, die selbst bei schwersten Verletzungen nicht der Schulmedizin vertraut und dadurch mehrmals das Leben ihrer Kinder gefährdet.
Und dann ist da noch Taras älterer Bruder Shawn, der mich am wütendsten gemacht hat. Er misshandelt seine kleine Schwester sowohl psychisch als auch körperlich. Trichtert ihr immer wieder ein, dass sie nichts wert sei, eine Hure sei. Unvorstellbar, was das mit der Psyche eines jungen, heranwachsenden Mädchens macht. Und umso erstaunlicher, dass Tara Westover es dennoch geschafft hat, sich davon zu befreien.

Auf der anderen Seite war ich aber teilweise auch wütend über Tara. Kaum hat sie einige kleine Fortschritte gemacht und sich etwas von ihrer Familie und deren manipulativem, fanatischem Weltbild gelöst, macht sie wieder tausend Schritte zurück und begibt sich wieder in den Einflussbereich ihres Vaters, lässt sich in alte Gedanken- und Verhaltensmuster zurückziehen und sich von ihrem Bruder misshandeln. Natürlich ist meine Wut auf sie überhaupt nicht gerechtfertigt. Wie unglaublich schwierig muss es sein, sich von so einer Gedankenwelt zu distanzieren, die dir Jahrelang als die einzig Wahre eingeprägt wurde –fast schon mit Methoden von Indoktrination. Und trotzdem habe ich es beim Lesen eben manchmal so empfunden, weil Tara mir einfach so leid tat und ich es nur schwer ertragen konnte, sie wieder in dieses Umfeld des Missbrauchs zurückkehren zu sehen, nachdem sie doch gerade erst zarte Fortschritte gemacht hatte.
Aber genau das ist eben auch die große Stärke des Buches. Das der/die Leser*in tatsächlich mitverfolgen kann, wie unglaublich schwer der Prozess des Loslösend von der eigenen Familie ist und von den Werten und dem Weltbild, mit dem man aufgewachsen ist. Diese innere Zerrissenheit, der innere Kampf von Tara wurde sehr deutlich.

"Es ist merkwürdig, wie viel Macht über dich du den Menschen gibst, die du liebst." (Aus Befreit, S. 278)

Der Teil, in dem die Bildung ihr dann tatsächlich die Welt erschlossen hat, hat dann gar nicht mehr so großen Raum in der Geschichte eingenommen, war aber trotzdem sehr interessant. Und der Weg, den sie (trotz oder wegen) ihrer Kindheit und den widrigen Umständen, unter denen sie aufgewachsen ist, geht, ist sehr beeindruckend.

"Die Fertigkeit, die ich mir aneignete, was wesentlich: die Geduld, Dinge zu lesen, die ich noch nicht verstand." (Aus Befreit, S. 98)



Fazit:
Insgesamt habe ich mit diesem Buch eine emotionale Berg- und Talfahrt erlebt –von Trauer und Wut bis Freude und Stolz war alles dabei. Taras Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und obwohl es mich emotional so mitgenommen hat, konnte ich doch keine Pause einlegen, weil ich einfach immer wissen musste, wie es mit ihr und ihrer Familie weitergeht.
Ich könnte noch ewig weiter über dieses Buch schreiben. So sehr hat mich das Buch bewegt, so sehr haben mich die Themen erschüttert und Gedanken nicht mehr losgelassen. Aber das würde hier glaube ich den Rahmen sprengen und deswegen sage ich lieber: lest dieses Buch am besten einfach selbst.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Sehr unterhaltsam –nicht nur für Menschenhassende!

Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung
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Kurzmeinung:
Dieses kleine Büchlein ist wirklich sehr witzig. Ich habe beim Lesen viel gelacht und konnte mich in erschreckend vielen Aussagen wiedererkennen.
Sehr unterhaltsam zeigt uns Julius Fischer, ...

Kurzmeinung:
Dieses kleine Büchlein ist wirklich sehr witzig. Ich habe beim Lesen viel gelacht und konnte mich in erschreckend vielen Aussagen wiedererkennen.
Sehr unterhaltsam zeigt uns Julius Fischer, was ihn an seinen Mitmenschen so nervt. Mit einer sehr guten Beobachtungsgabe wirft er einen kritischen Blick auf das normale Miteinander, auf skurrile Alltagssituationen und witzige Begebenheiten. Daneben gibt es humorvolle Abschweifungen und interessante Einblicke in die Gedankenwelt des Autors.
Sehr kurzweilig. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.


Meine Meinung:
Ich hasse Menschen von Julius Fischer ist wirklich perfekt für eine heitere Lektüre zwischendurch. Es eignet sich bestimmt auch sehr gut zum Verschenken, denn ich denke, jede und jeder kann sich hier in der ein oder anderen Situation wiedererkennen.

Julius Fischer erzählt in diesem Buch von seinem Leben, von komischen, verrückten und ganz alltäglichen Situationen, die er erlebt hat. Und von Menschen. Und warum die manchmal echt ganz furchtbar nerven. Dabei trifft er genau den Ton, damit es witzig, aber nicht überheblich klingt. Und Fischer macht auch vor sich selbst nicht halt. Manchmal nervt er sich auch selbst –und hat keine Scheu davor, sich selbst auf's Korn zu nehmen.

Durch sehr genaue Beobachtungen und gekonnte Überspitzungen lässt uns der Autor das Komische in nervigen Situationen sehen, die wir wohl alle aus unserem eigenen Leben kennen. Aber hinter all dem Witz stecken auch ernste Themen und so kann einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn man darüber nachdenkt, was hinter bestimmten Szenen steckt. Was unser tägliches Miteinander eigentlich prägt. Ob wir nicht manchmal netter oder rücksichtsvoller sein könnten. Wie sich das eigene Verhalten auf andere auswirkt.

Julius Fischer live
Ich durfte Julius Fischer bei einem Poetry Slam in Hamburg live erleben und wer die Chance dazu hat, sollte sie unbedingt nutzen. Denn vom Autoren persönlich vorgetragen sind die Texte einfach noch viel lustiger. Julius Fischer wirkt sehr sympathisch und überhaupt nicht abgehoben. Er hat sehr viel Charme und Witz, scheut sich aber auch nicht davor, zu ernsten und wichtigen Themen Stellung zu beziehen.


Fazit:
Ich hasse Menschen von Julius Fischer – ein dünnes Büchlein für humorvolle Unterhaltung zwischendurch. Wer sich eine witzige, kurzweilige Lektüre wünscht und nicht davor zurückschreckt, über die skurrilen Eigenarten der Menschen und mitunter auch sich selbst zu lachen, der ist mit diesem Buch gut beraten.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte

Uns gehört die Nacht
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Kurzmeinung:
Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire ist ein Buch, das mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits haben mich die Charaktere und die Geschichte sehr fasziniert und in ihren Bann gezogen. ...

Kurzmeinung:
Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire ist ein Buch, das mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits haben mich die Charaktere und die Geschichte sehr fasziniert und in ihren Bann gezogen. Eine Liebesgeschichte ohne Klischees, ganz anders, als man es bei der Prämisse erwarten würde. Allerdings hat das Buch im Mittelteil deutlich nachgelassen und es gab einiges, was mich gestört hat.


Meine Meinung:
Puh, dieses Buch lässt mich wirklich zwiegespalten zurück.
Am Anfang war ich absolut begeistert. Das Buch beginnt gleich absolut rasant und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wie im Rausch musste ich einfach immer weiter und weiter lesen. Der außergewöhnliche Schreibstil mit seinen vielen Beschreibungen hat mich fasziniert. Die Charaktere waren so ungewöhnlich, so anders, dass ich sie nicht in Schubladen stecken konnte und unglaublich neugierig war, was hinter ihrer Fassade steckt, wie sie sich weiterentwickeln. Die Handlung war für mich am Anfang absolut unvorhersehbar, ja manchmal fast schon verwirrend, so dass ich unbedingt weiterlesen musste, um zu erfahren, wie es weitergeht. Die erste Zeit hatte ich beim Lesen so das Gefühl, dass ich die Figuren und auch die Geschichte nicht ganz zu fassen bekommen habe, nicht greifen konnte. Aber genau das hat für mich auch einen Teil der Faszination ausgemacht. Alles war so unvorhersehbar: Die Handlung, die Charaktere, selbst die Sprache. Dieses Buch war einfach so ganz anders als alles, was ich seit langer Zeit gelesen hatte.
Für mich war es sehr spannend, diese zwei Liebenden aus den völlig verschiedenen Welten zu beobachten und zu verfolgen. Was alles zwischen sie kommen konnte. Und was die beiden, trotz all der Leidenschaft und Liebe füreinander, trennt.
Libaire hat es geschafft eine Liebesgeschichte zu erzählen, ohne auch nur im Ansatz in die typischen "Love Story Klischees" zu verfallen.


"Manchmal muss es uns das Leben so richtig zeigen, manchmal musst du es am eigenen Leib spüren, damit es echt ist." (Aus "Uns gehört die Nacht", S. 204)


Doch dann hat sich irgendwann so ein Trott eingeschlichen. Die Handlung hat sich irgendwie immer um das selbe gedreht, nur an anderen Schauplätzen. So hat sich dann bei mir ein Gefühl von "auf der Stelle treten" eingestellt –es ging einfach nicht voran mit der Handlung.
Auch der außergewöhnliche Schreibstil, der mich am Anfang so begeistert hat, hat dann irgendwann angefangen, mich zu nerven, denn das Stilmittel der Beschreibung von selbst kleinsten Alltagsdingen wurde mich irgendwann zu viel, zu ausufernd. Statt für eine besonderen Atmosphäre sorgte das zunehmend eher für Längen im Text.

Auch die vielen, sehr detailliert beschriebenen Sexszenen haben mir nicht so gut gefallen. Für mich hatte das mit zunehmender Häufigkeit und Detailliertet weniger etwas Erotisches, sondern eher Voyeuristisches. Und die teils vulgäre Sprache hat den Eindruck bei mir noch verstärkt.

Doch trotzdem waren da zwischendurch immer wieder wundervolle Sätze, die mich beim Lesen haben innehalten lassen. Sätze voller Tiefe und Bedeutung.
Und trotz der Längen habe ich das Buch gern zu Ende gelesen, weil ich einfach wissen musste, wie es mit Elise und Jamey weitergeht. Die beiden Figuren haben mich fasziniert und mich in ihren Bann gezogen. Und es ist schon eine große Kunst der Autorin, so ein abgedroschenes Thema –reicher Junge trifft armes Mädchen und sie verlieben sich gegen den Willen seiner Familie– auf eine so neue und aufregende Art darzustellen. Schon alleine deswegen lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.


"Keiner von beiden hatte einen verdammten Schimmer, was sie mit dem Leben machen sollten, außer leben." (Aus "Uns gehört die Nacht", S.12)


Fazit:
Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire hat einige Schwächen und hätte von mir aus gern 100 Seiten weniger haben können. Doch ich möchte es trotzdem empfehlen, weil es eine uralte Plotidee auf so außergewöhnliche und neue Art darstellt und mich –trotz aller Kritikpunkte– zu fesseln wusste.