Profilbild von 65_buchliebhaber

65_buchliebhaber

Lesejury Star
offline

65_buchliebhaber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit 65_buchliebhaber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2021

Einsam in Oxford

Warten auf Eliza
0

Dieser Roman vereint viele Themen in einem Buch. Zwei Generationen treffen aufeinander, zwei einsame Frauen nähern sich an, beide lieben Literatur, sind in unterschiedlichen Familienverhältnissen verwurzelt ...

Dieser Roman vereint viele Themen in einem Buch. Zwei Generationen treffen aufeinander, zwei einsame Frauen nähern sich an, beide lieben Literatur, sind in unterschiedlichen Familienverhältnissen verwurzelt und helfen einander, die Welt zu verstehen. Eine verwitwete Seniorin trauert sehr und verkriecht sich in ihrem Haus; eine Studentin arbeitet an der Promotion und ist auf der Suche nach ihrer Identität. Der Rückblick auf die Vergangenheit der beiden Protagonistinnen bereitet auf sehr vielen Seiten das Kennenlernen der zwei Frauen vor. Dieser Einstieg ist wichtig, um den weiteren Lebenslauf zu verstehen, jedoch ist er extrem ausführlich ausgefallen. Allmählich in der Gegenwart angekommen, zeigen die zwei Frauen, was in ihnen steckt, allen voran die rüstige Ada. Ihre Trauerstarre löst sich, sie wird aktiv und nimmt ihr Leben in die Hand. Inzwischen bei ihr eingezogen, wird sie von der aufgewachten Eliza hauptsächlich durch Zuhören und kleinere Ratschläge unterstützt; beide entwickeln sich in Richtung eines lebenswerten Lebens. Das letzte Viertel hat mich etwas enttäuscht, denn die Vorkommnisse passen für mich nicht so ganz ins Bild und in der Entwicklung der Geschichte fehlt mir ein wenig Logik.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und hat mich zügig durch die Geschichte geführt. Die vielfältigen Themen sind gut miteinander verwoben, vielleicht wäre hier weniger doch mehr gewesen. Es konnten nicht alle Stränge logisch zu Ende geführt werden. Schade, denn die Grundlage hat mir gut gefallen. Das Lesen hat trotzdem Spaß gemacht. Und es regt den Leser auf jeden Fall zum Nachdenken an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.04.2021

Auf der Suche

Der Himmel über Palermo
0

Blandine von Bülow ist noch jung, als ihre Mutter sich von ihrem leiblichen Vater trennt und mit Richard Wagner eine neue Familie gründet. Im Jahr 1881 reisen alle gemeinsam nach Palermo, um dort zu überwintern. ...

Blandine von Bülow ist noch jung, als ihre Mutter sich von ihrem leiblichen Vater trennt und mit Richard Wagner eine neue Familie gründet. Im Jahr 1881 reisen alle gemeinsam nach Palermo, um dort zu überwintern. Wagner möchte hier seinen Parsifal beenden. Die feine Gesellschaft nimmt sie gerne auf, lernt aber einen anderen Wagner kennen, als sie erwartet haben. Blandine nimmt am gesellschaftlichen Leben teil und lernt ihren späteren Ehemann Graf Biagio Gravina kennen. Das Buch beginnt nach seinem frühen Tod, als sie Palermo verlässt, um den Erinnerungen an ihre Zeit in Palermo zu entfliehen, die sie auf der Fahrt Revue passieren lässt.

Das Familienleben ist nicht einfach, auch wenn Richard die Stieftochter und ihre leibliche Schwester wie seine eigenen Kinder behandelt. Ende des 19. Jahrhunderts ist das Leben höherer Töchter streng an Traditionen und Vorgaben gebunden, so auch der Aufenthalt in Palermo. Blandine hegt keine Gedanken daran, auszubrechen, möchte aber ein eigenes Leben führen. Ihr Rückblick darauf gibt jedoch wenig Einblick in ihr Inneres.

Die Erzählung hat mir ganz gut gefallen, es ist eine sprachliche Perle, die sich schnell und flüssig lesen lässt. Der fiktive Roman orientiert sich eng an historischen Begebenheiten und Personen. Eine Übersicht mit kurzen Erklärungen dazu hätte ich mir gewünscht, der Epilog bietet einige Informationen über die späteren Jahre der im Buch erwähnten Personen. Mir fehlen etwas die Emotionen und mehr Einsicht in ihre Zeit als Ehefrau in Palermo. Alles in allem aber ein schönes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2021

Eine starke Persönlichkeit

Die Rebellion der Alfonsina Strada
0

Geboren in die große Familie eines Tagelöhners im Italien gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wächst sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie lernt schnell, dass sie als Mädchen immer hintenan steht und das ...

Geboren in die große Familie eines Tagelöhners im Italien gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wächst sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie lernt schnell, dass sie als Mädchen immer hintenan steht und das Bild einer Frau von Traditionen geprägt, die nicht in die Zeit zu passen scheinen. Sie gilt von klein an als Außenseiterin, die ihren eigenen Kopf hat und die ihre Träume verwirklichen möchte. Es fängt an mit einem alten Fahrrad. Der Vater verbietet ihr die Nutzung, sie nimmt es heimlich und erntet oft Schläge. Sie lernt nicht nur das Fahren, sondern auch den technischen Umgang mit dem Gefährt.

Sie misst sich mit männlichen Radrennfahrern und wird nicht nur verspottet, sondern auch beschimpft und beleidigt. Sie ist ihrer Zeit voraus, was ihr übel genommen wird. Ihre größte Waffe ist ihr eiserner Wille, sich nicht entmutigen zu lassen und immer weiter zu machen. Stark und mutig verfolgt sie ihre Ziele. Nicht nur der Gegenwind ihrer Familie und ihrer Mitstreiter, auch zwei Weltkriege fordern ihren Tribut.

Die Autorin schafft es mir einem lebendigen Schreibstil ihrer Protagonistin ein Denkmal zu setzen, die Lebensumstände von Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu skizzieren und die erste und bisher einzige Teilnehmerin am Giro D'Italia zu porträtieren. Ein gelungenes Werk, das mir sehr gut gefallen hat, denn die Persönlichkeit einer willensstarken Frau der Zeitgeschichte ist hervorragend getroffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 27.04.2021

Ein beeindruckendes Porträt

Hauskonzert
0

Igor Levit gibt mit Unterstützung von Florian Zinnecker einen tiefen Einblick in seine Vergangenheit, seine musikalische Entwicklung, seine Emotionen, seine politischen Ansichten und öffentlichen Äußerungen. ...

Igor Levit gibt mit Unterstützung von Florian Zinnecker einen tiefen Einblick in seine Vergangenheit, seine musikalische Entwicklung, seine Emotionen, seine politischen Ansichten und öffentlichen Äußerungen. Die Kooperation ist geglückt, denn dieses Buch ist absolut lesenswert.

Der Autor rückt in den Hintergrund, ist aber doch immer präsent. Die starke Persönlichkeit der Hauptperson zeigt einen inspirierenden Menschen. Besonders hat mich die emotionale Erklärung berührt, warum in Coronazeiten die Hauskonzerte für ihn so wichtig waren. Man fühlt als Leser mit ihm, als Zuhörer dieser Hauskonzerte findet man im Nachgang ein noch intensiveres Verständnis für die Auswahl der Musikstücke mit seiner Umsetzung.

Die Aufteilung und die schnellen Wechsel zwischen den einzelnen, teils sehr kurzen Episoden, haben mir gut gefallen. Sie bringen Abwechslung ins Lesen und sorgen für ein angenehmes Lesegefühl. Auch haben sie mich zu mehr Aufmerksamkeit aufgefordert, denn man muss immer wieder an zurück liegende Informationen anknüpfen. Ein gelungenes Stilelement. Der Schreibstil von Florian Zinnecker ist sehr locker und passt gut ins Bild. An den richtigen Stellen nutzt er Zitate, die immer aussagekräftig sind sowie das Gesamtbild von Buch und Person Igor Levit abrunden. Mit diesem Buch ist mir der Pianist und Aktivist ein Stück näher gerückt, ich sehe seine Auftritte und Äußerungen jetzt aus einem anderen Blickwinkel, der mir durch seine Offenheit ermöglicht wird. Ich freue mich auf das nächste Konzert, das ich mithilfe dieses Buches intensiver erleben kann. Danke dafür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2021

Ein königliches Vergnügen

Das Windsor-Komplott
0

Ein Mordfall in Schloss Windsor sogt intern für Aufregung. Einer der Gäste wird in prekärer Situation tot aufgefunden. Polizei und Geheimdienst ermitteln. An erster Stelle steht Diskretion, es darf nicht ...

Ein Mordfall in Schloss Windsor sogt intern für Aufregung. Einer der Gäste wird in prekärer Situation tot aufgefunden. Polizei und Geheimdienst ermitteln. An erster Stelle steht Diskretion, es darf nicht an die Öffentlichkeit geraten. Die Queen ist sehr interessiert an diesem Fall und ermittelt im Hintergrund mithilfe einer neuen Privatsekretärin, die ebenfalls diskret agieren muss. Mit der ihrer subtile Art hält die Queen, oft von den Betroffenen unerkannt, die Fäden in der Hand. Das bereitet ihr ein königliches Vergnügen.

Das Leben im Schloss wird plausibel (oder wie man es sich als Laie vorstellt) beschrieben, die einzelnen Bereiche der mit den Ermittlungen befassten Einheiten werden einbezogen und kommen nicht gerade gut davon. Die Familie wird in Nebensätzen erwähnt, so dass man sich mittendrin im royalen Leben wiederfindet. Das Cover ist unter dem Aspekt durchaus sehr passend.

Der Roman erzählt in einem angenehm leichten Schreibstil, der schnell lesbar ist, eine unterhaltsame Geschichte, die mir gut gefallen hat. Alles ist very british, der Humor liegt mir. Das Buch ist ein Paradebeispiel für Cosy Crime. Wer einen spannenden Krimi erwartet, ist hier nicht richtig, aber eine unterhaltsame Kriminalgeschichte mit royalem Touch ist es auf jeden Fall. Von mir gibt es ein empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere