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Veröffentlicht am 16.07.2024

70er Vibes

Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
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Wieder ein Buch, das ich in Rekordzeit beendet habe. Ich wollte schon länger etwas von Kathinka Engel lesen. Aber für welches ihrer Bücher sollte ich mich entscheiden? Die Frage hat sich mit Erscheinen ...

Wieder ein Buch, das ich in Rekordzeit beendet habe. Ich wollte schon länger etwas von Kathinka Engel lesen. Aber für welches ihrer Bücher sollte ich mich entscheiden? Die Frage hat sich mit Erscheinen ihres neuesten Romans dann nicht länger gestellt. London als Schauplatz und eine Geschichte auf zwei Zeitebenen - mehr musste ich gar nicht wissen. Schwupps habe ich “Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen” gekauft.
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Darum geht’s: Im Jahr 1974 verliebt sich Pippa, Tochter aus gutem Hause, in Oz, den Sänger einer Punkband. In der Gegenwart will Gilly den Verkauf des Mietshauses verhindern, in dem sie gerade erst eine bezahlbare Wohnung bezogen hat. Dabei stößt sie zusammen mit ihrem Nachbarn Owen auf eine interessante Geschichte…
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Ich habe hier einen richtig schönen Roman gelesen. Kathinka Engel schreibt leichtgängig. Ihre Worte umweht ein sanfter Hauch von Poesie. Die Geschichten auf beiden Zeitebenen haben mir gut gefallen. Letztendlich laufen sie natürlich zusammen. Ich hatte früh eine Ahnung, worauf es hinausläuft. Insofern nimmt die Handlung keinen großartig überraschenden Verlauf. Aber sie trifft trotzdem ins Herz - und darauf kommt es doch an.
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Den besonderen Reiz macht die Zeitreise in die 70er Jahre aus. Sie war für mich besonders faszinierend. Vieles hat mich hier immer noch an die Regency-Ära erinnert. Manche Personen kamen mir beim Denken und Handeln so vor, als wären sie direkt einem Jane Austen-Roman entsprungen. Wer mich ein bisschen kennt, kann sich denken, dass die Autorin damit genau meinen Nerv getroffen hat.
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Die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart läuft rund. Etwas schade finde ich, dass die Geschehnisse recht schnell und dadurch gefühlt etwas oberflächlich abgehandelt werden. Für mich hätte es gerne noch viel mehr Ausschmückung und Baden in Gefühlen sein dürfen. Die Thematik hätte es vertragen und mich vielleicht noch den entscheidenden Tick mehr gecatcht, um ein Highlight zu werden. Aber auch so habe ich hier ein wunderschönes Buch fürs Herz gelesen, das ich definitiv weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Softes Horror-Debüt

Schlafenszeit – Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt
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Die SCHLAFENSZEIT hätte ich fast verpennt. Auf Englisch schlummert HIDDEN PICTURES (Originaltitel) schon seit letztem Jahr ungelesen auf meinem eBook-Reader. Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ...

Die SCHLAFENSZEIT hätte ich fast verpennt. Auf Englisch schlummert HIDDEN PICTURES (Originaltitel) schon seit letztem Jahr ungelesen auf meinem eBook-Reader. Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ist mir erst aufgefallen, dass das Buch umfangreich illustriert ist. Damit war klar, dass ich mir das Buch nochmal als Print-Ausgabe gönne. Komplett überlesen habe ich zunächst, dass es sich hier um das Horror-Debüt des Autors handelt. Ohje! Horror mag ich so gar nicht und wird von mir eigentlich konsequent gemieden. Das Buch hätte also Genre-technisch ein kompletter Fehlkauf sein müssen. War es aber zum Glück nicht.
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Darum geht's: Mallory wird bei den Maxwells angestellt - als Babysitter für ihren Sohn Teddy. Der Vierjährige zeichnet gerne. Aus dem typisch kindlichen Gekritzel werden schnell immer detailliertere Zeichnungen. Das Motiv: Ein Mord!
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Ich bin hier in eine wirklich interessante Geschichte abgetaucht. Mit flüssiger Schreibe hat der Autor mich ruckzuck eingefangen und dazu gebracht, Seite um Seite regelrecht zu verschlingen. Dabei nimmt der Autor sich Zeit, seine Charaktere und das Setting überzeugend und atmosphärisch zu entwickeln. Das Spannungslevel baut sich langsam und unterschwellig auf. Es braucht tatsächlich rund 200 Seiten, bis sich der erste richtige Gänsehaut-Moment einstellt.
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Faszinierend wird die Geschichte durch die Kombination von Wort und Bild. Teddys Zeichnungen werden nicht nur beschrieben, sondern zum sichtbaren Teil der Geschichte. Das Kopfkino, das beim Lesen bereits in Gang gesetzt wurde, wird dadurch nochmal visuell unterstützt. Die im Verlauf immer ausgefeilteren Zeichnungen sind toll anzuschauen. Ich bin in die Bilder eingetaucht, habe verschiedene Perspektiven eingenommen, Einzelheiten analysiert und interpretiert. Der Miträtsel-Faktor ist groß. Eifrig habe ich Schlüsse gezogen und bin nach und nach der Geschichte hinter den Bildern auf die Spur gekommen. Letztendlich gibt es aber nochmal unvorhergesehene Wendungen. Das Ende konnte mich mit tollen Twists also komplett überraschen.
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Kommen wir nochmal zum Horror-Aspekt. Der Begriff ist hier wirklich nicht besonders extrem definiert. Das große Grauen bleibt aus. Für mein Empfinden hat der Thriller einen leichten Gruselfaktor, der vor allem durch Mystery-Elemente erzeugt wird. Der Autor hält das Ganze aber auf einem massentauglich niedrigen Level, sodass in Sachen Spannung und Gänsehaut-Feeling sogar noch Luft nach oben ist. Da hätte für meinen Geschmack ruhig noch eine Schippe draufgelegt werden können.
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Fazit: SCHLAFENSZEIT ist ein lesenswerter Thriller und überzeugt mit seinem Gesamtkonzept. Ein gut geschriebener und unterhaltsamer Pageturner. Die zahlreichen Illustrationen verleihen dem Buch den Touch des Besonderen. Dieses softe Horror-Debüt macht mir Lust, mich vielleicht doch noch etwas weiter an das Genre heranzutasten.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Schlicht und einfach gut

An dir führt kein Weg vorbei
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Wieder ein Roman, der sich für mich als kleines Überraschungsbuch entpuppt hat. Der Klappentext gefiel mir zwar, trotzdem hatte ich mir von einer 300 Seiten kurzen Geschichte nicht allzu viel versprochen. ...

Wieder ein Roman, der sich für mich als kleines Überraschungsbuch entpuppt hat. Der Klappentext gefiel mir zwar, trotzdem hatte ich mir von einer 300 Seiten kurzen Geschichte nicht allzu viel versprochen. Die Autorin zeigt aber, dass eine schöne Lovestory auch in knackigem Umfang erzählt werden kann.
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Darum geht’s: Marina ist wieder solo. Ihr langjähriger Freund hat sie verlassen. Dabei hatte ihr Plan eigentlich die Familiengründung vorgesehen. Auch im Job könnte es besser laufen. Mit Lukas konkurriert sie um die Beförderung. Beim Testen von Freizeitaktivitäten sind sie gezwungen, Zeit miteinander zu verbringen…
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Der Einstieg ins Buch ist locker und humorvoll. Ich habe den Roman spontan als leichte Unterhaltung eingestuft. Mein erster Eindruck: Eine nette, vorhersehbare und etwas oberflächliche Enemies-to-Lovers Geschichte. Mein zweiter Eindruck: Hey, die Geschichte hat mehr zu bieten als gedacht. Gedanken zum Schluss: Was für ein schönes Buch, das mir gemessen an der Seitenzahl mehr gegeben hat, als ich es für möglich gehalten hätte.
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Eins ist angesichts des Umfangs aber klar: Hier wird nicht viel drumherum erzählt. Die Handlung kommt direkt zur Sache und wird von der Autorin dann on point entwickelt. Ohne überflüssige Schlenker und großartige Ausschweifungen geht es durch eine Geschichte, die ich zunächst echt unterschätzt und dann im Verlauf immer mehr geschätzt habe. Marina und Lukas sind authentische und liebenswerte Protagonisten, die die Handlung absolut tragen. Das Zusammenspiel stimmt einfach und kommt dabei ohne unnötigen Schnickschnack aus.
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Diese romantische Komödie für Erwachsene ist weder übertrieben witzig, noch wird hier irgendetwas überdramatisiert. Die Story ist einfach so herrlich normal, gefühlt mitten aus dem Leben und genau deshalb einfach schön. Mit seiner vergleichsweise schlichten Optik läuft das Buch leider Gefahr, neben der Fülle an quietsch-bunten RomComs unterzugehen. Das wäre sehr schade. Die Autorin und ihr Buch sind es wert, gesehen und entdeckt zu werden.

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Konnte mich nicht wirklich begeistern

Wenn sie lügt
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Mit dem neuen Thriller von Linus Geschke war es so ein Hin und Her. Lese ich ihn? Lese ich ihn nicht? Jedenfalls stand “Wenn sie lügt” nicht ganz oben auf meiner Leseliste, nachdem mich Geschkes zuvor ...

Mit dem neuen Thriller von Linus Geschke war es so ein Hin und Her. Lese ich ihn? Lese ich ihn nicht? Jedenfalls stand “Wenn sie lügt” nicht ganz oben auf meiner Leseliste, nachdem mich Geschkes zuvor erschienener Thriller “Die Verborgenen” nicht so richtig hatte begeistern können. Ich war also skeptisch. Dann habe ich hier etliche gute Bewertungen gesehen - und so ist das Buch schließlich doch bei mir gelandet. Optimistisch bin ich in die Geschichte gestartet…
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Darum geht’s: Norahs Freund David tötet auf einem Parkplatz ein Liebespärchen. Er selbst stirbt auf der Flucht. Die Freundesclique zerbricht. 20 Jahre später bekommt Norah Drohbriefe, die klingen, als hätte der tote David sie geschrieben. Als Goran, Norahs ehemals bester Freund, nach Waldresroda zurückkehrt, versuchen sie zusammen herauszufinden, wer und was dahintersteckt…
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Der Plot liefert eine interessante Grundkonstellation. Ich bin auch richtig gut in die Geschichte reingekommen. Die Handlung hat sich düster, geheimnisvoll, atmosphärisch und auch spannend angelassen. Der Wechsel zwischen den Perspektiven und Zeitebenen hat mir richtig gut gefallen. Die Seiten sind zunächst nur so dahin geflogen. Dieser Schwung ist dann aber streckenweise verloren gegangen. Plötzlich hat sich eine gewisse Langatmigkeit eingeschlichen. Bei einigen Szenen hatte ich das Gefühl, dass sie einfach nur Füllmaterial sind und die Handlung strecken sollen. Teilweise könnte man Seiten oder sogar Kapitel lediglich überfliegen, ohne etwas Nennenswertes zu verpassen. Im Gegensatz dazu wirkt das Ende auf mich irgendwie übers Knie gebrochen. So als hätte ausgerechnet da dann eine zündende Idee gefehlt. Die Protagonisten waren für mich nicht gerade Sympathieträger. Außerdem habe ich die Ausdrucksweise im Buch zuweilen als etwas derb empfunden, was mir nicht so besonders gefallen hat.
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Ich habe länger überlegt, wie ich den Thriller bewerten soll. Er hat stark begonnen, dann aber auch stark nachgelassen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir das Buch insgesamt dann leider doch weniger gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Intensiver Rechtsmedizin-Thriller

Tote klagen an
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Vor fast zwei Jahren bin ich mit dem zweiten Band in diese Reihe eingestiegen. Seitdem habe ich fast vergessen, wie intensiv Ermittlungen mit Raven & Flyte sind. Oder war ich diesmal einfach aufnahmefähiger ...

Vor fast zwei Jahren bin ich mit dem zweiten Band in diese Reihe eingestiegen. Seitdem habe ich fast vergessen, wie intensiv Ermittlungen mit Raven & Flyte sind. Oder war ich diesmal einfach aufnahmefähiger für die Vibes? In Band 3 haben sie mich jedenfalls mit voller Wucht getroffen.
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Darum geht’s: Eine Leiche treibt gegen den Rumpf von Cassie Ravens Hausboot. Der Mann kann nicht identifiziert werden. Niemand scheint ihn zu vermissen. DS Flyte kommt der Tote irgendwie bekannt vor. Und Cassie macht am Leichnam eine seltsame Entdeckung…
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Ich mag Thriller, die in der Rechtsmedizin spielen. Nicht umsonst bin ich Fan der Werke von Dr. Michael Tsokos. Mit A.K. Turner habe ich eine weitere Autorin gefunden, die meine morbiden Bedürfnisse bedient. Ich bin Cassie Raven nur allzu gerne in den Sektionssaal gefolgt, habe ihren sensiblen Umgang mit den Toten beobachtet und ihr bei Obduktionen über die Schulter geguckt. Dabei konnte ich wieder einiges Wissenswerte in mich aufsaugen. So mag ich es. Aber auch abseits ihres Arbeitsplatzes konnte Cassie Raven mich wieder für sich einnehmen. Eigentlich mehr noch, als beim letzten Mal. Das gilt auch für die zweite Protagonistin Phyllida Flyte. Beiden bin ich diesmal richtig nahe gekommen. Die Damen haben jetzt den Status erreicht, dass ich sie nicht mehr vergessen werde.
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Also, wir haben Insiderwissen aus der Pathologie und gleich zwei faszinierende Protagonistinnen. Ach ja, einen Mordfall haben wir auch noch. Ob der eines Thrillers würdig ist, darüber lässt sich mal wieder streiten. Das will ich aber gar nicht, denn A.K. Turner schreibt so oder so einfach toll und hat die Handlung gut entwickelt. Ich bin problemlos Seite um Seite durch das Buch geglitten und fand hier einfach jeden Aspekt interessant. Ob das Privatleben von Raven & Flyte, den Kriminalfall oder die Ermittlungen - alles wird untrennbar miteinander verwoben und von einer subtilen Spannung begleitet. Das war genau meins.
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Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Hier steckt alles drin, was ich bei Krimis & Thrillern mag. Nochmal der Hinweis: Es ist ein Thriller der spannungs-technisch ruhigeren Gangart, bei dem die Persönlichkeitsentwicklung der Protagonistinnen im Fokus steht. Das Konzept geht auf, weil die Figuren stark genug sind, um die Handlung zu tragen. Für mich ist es eine Reihe, die A.K. Turner auf diesem Level gerne noch um etliche Bände erweitern darf.
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Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der Verlag der Serie wirklich ein spektakulär schönes Cover-Design gönnt, das sich bei Band 3 konsequent fortsetzt. Ich liebe diese Optik einfach und hoffe, das sie beibehalten wird.

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