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Veröffentlicht am 01.07.2023

Gute Idee - aber das allein reicht nicht

Zwei Fremde
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Oha, was für ein seltsames Buch. Tolles Setting. Toller Plot. Nachlässige Charakterbildung. Bei der Handlung ist ab der Hälfte die Luft raus und die Story zieht sich - und das bei unter 300 Seiten. Was ...

Oha, was für ein seltsames Buch. Tolles Setting. Toller Plot. Nachlässige Charakterbildung. Bei der Handlung ist ab der Hälfte die Luft raus und die Story zieht sich - und das bei unter 300 Seiten. Was ist da nur passiert?
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Ein Hotel in der Einöde. Nur ein Gefängnis befindet sich in der näheren Umgebung. Einer der Insassen flüchtet. Draußen wütet ein Schneesturm. Im Laufe der Nacht klopfen zwei Männer an die Tür des Hotels. Jeder stellt sich als Polizist PC Gaines vor. Einer von ihnen ist in Wahrheit ein Mörder.
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Das hört sich erstmal richtig gut an. Angesichts der relativ geringen Seitenzahl habe ich einen dicht erzählten, temporeichen und durchweg atemlos spannenden Thriller erwartet. Aber irgendwie kommt alles anders. Schnell ist klar: Der Leser wird hier mit einer Story geblendet, die er so gar nicht bekommt. Die Wer ist wer-Frage in Sachen Polizist und Mörder wird viel zu früh aufgeklärt. An dieser Stelle hat der Thriller seinen Reiz für mich verloren. Zwar passiert noch einiges, aber mein Interesse war weg, weil ich ja eigentlich eine ganz andere Geschichte lesen wollte. Zu den agierenden Personen konnte ich keine besondere Bindung aufbauen. Was mit ihnen passiert war mir schnuppe. Die noch folgenden Entwicklungen und Wendungen erschienen mir viel zu gewollt und aufgesetzt. Die Spannungskurve ist erschlafft und hat sich nicht wieder aufgebaut. Für mich hat es sich dadurch gezogen wie Kaugummi.
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Fazit: So schade! Mir will nicht in den Kopf, wie man das Leitmotiv des Thrillers schon nach der Hälfte des Buches auflösen und die Handlung damit so dermaßen vor die Wand fahren kann. Der Fokus geht verloren und das hat die Geschichte für mich komplett ruiniert. So viel Potenzial und nix draus gemacht. Unglaublich aber leider wahr!

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Titanic trifft Tod auf dem Nil

Der Tod reist mit
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"Ein Fest für Fans von Agatha Christie. Ihr werdet's lieben" steht auf dem Cover. Da bin ich doch sofort hellhörig geworden und habe mich sehr auf einen klassischen Krimi in historischem Ambiente gefreut.
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Ein ...

"Ein Fest für Fans von Agatha Christie. Ihr werdet's lieben" steht auf dem Cover. Da bin ich doch sofort hellhörig geworden und habe mich sehr auf einen klassischen Krimi in historischem Ambiente gefreut.
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Ein Mord. Zwei Detektive. Ein Schiff. Mehrere Verdächtige. Der Krimi ist zeitlich im Jahr 1924 angesiedelt. Spielort ist der Ozeandampfer Endeavor, der Richtung New York unterwegs ist. Als ein älterer Herr tot am Fuß einer Treppe gefunden wird, glaubt Schiffsoffizier Timothy Birch zunächst an einen tragischen Unfall. Zufällig ist mit James Temple ein Scotland-Yard-Ermittler an Bord. Und der wittert ein Verbrechen…
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Dieser Krimi vereint viel Schönes. Die Schiffspassage auf der Endeavor versprüht Titanic-Vibes. Ohne Eisberg. Dafür mit mysteriösen Vorkommnissen und Ermittlungen, die an "Tod auf dem Nil", einen der Klassiker der Queen of Crime, Agatha Christie erinnern. Temple hat mich mit seiner speziellen Art direkt an Christies Inspector Poirot erinnert. An der Zusammenarbeit von Temple & Birch als Ermittlerteam wider Willen hatte ich großes Vergnügen.
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Der Fall ist ein klassischer Whodunit. Die Ermittlungen laufen unter Zeitdruck, denn wenn das Ziel der Reise erreicht ist, geht der Mörder unbescholten von Bord. Der Kreis der Verdächtigen ist schnell auf ein paar Figuren eingegrenzt. Geheimnisse und Intrigen werden zu Tage befördert - auch auf Seiten der Ermittler. Am Schluss des klassisch inszenierten Plots überschlagen sich die Ereignisse. Das große Finale war für mich nochmal eine komplette Überraschung mit einer Entwicklung, die ich so in keinster Weise erwartet hatte.
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Fazit: Die Handlung ist spannend und wendungsreich. Die Atmosphäre ist authentisch. Die Charaktere werden durch detaillierte Beschreibungen zum Leben erweckt. "Der Tod reist mit" kommt daher wie ein Krimi-Klassiker. Agatha Christie selbst hätte es vermutlich nicht viel besser machen können.
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Veröffentlicht am 22.06.2023

Schwedisches Thriller-Debüt nach meinem Geschmack

Apfelmädchen
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Die Skandinavier haben es einfach drauf. So viele Krimis und Thriller ich schon gelesen habe - aus dem Norden gibt es immer wieder neue und interessante Autoren zu entdecken. In diesem Fall Tina N. Martin, ...

Die Skandinavier haben es einfach drauf. So viele Krimis und Thriller ich schon gelesen habe - aus dem Norden gibt es immer wieder neue und interessante Autoren zu entdecken. In diesem Fall Tina N. Martin, die mit "Apfelmädchen" ein, wie ich finde, sehr gelungenes Debüt hinlegt.
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Darum geht’s: Eine Lehrerin wird grausam ermordet. Das Verbrechen ruft Ermittlerin Idun Lind auf den Plan. Zusammen mit ihrem Partner Calle Brandt kommt sie schockierenden Hintergründen auf die Spur - und bringt sich dabei selbst in Lebensgefahr.
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Der Thriller ist Ermittler-zentriert, packend geschrieben und als Leser*in hat man die reelle Chance mit zu ermitteln. Dass ich dem Täter tatsächlich mal auf die Spur gekommen bin, hat der Sache keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hatte das 500 Seiten starke Werk recht schnell beendet. Tina N. Martin schreibt zwar überwiegend ruhig und unaufgeregt, trotzdem ist es ihr gelungen, mich tief in die Story hineinzuziehen. Als Stilmittel verwendet die Autorin den beliebten Switch zwischen Gegenwart und Vergangenheit, den ich ja ohnehin mag. Auch hier war der Zeitwechsel samt Annäherung unterschiedlicher Handlungsstränge ein Spannungsgarant. Insgesamt ist das Buch wieder mal ein Beweis dafür, dass ein Thriller nicht reißerisch sein muss, um zu fesseln.
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Fazit: Tina N. Martin ist eine starke neue Stimme aus Schweden. Vergleichbar mit Camilla Läckberg würde ich sagen. Wer deren Fjällbacka-Reihe mag, sollte sich den Reihenauftakt um Idun Lind auf jeden Fall mal näher anschauen. Ich habe den zweiten Band "Gewittermann" jedenfalls direkt auf meine WuLi gepackt.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Etwas zu versexte Regency-Romance

Ein Duke wider Willen
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Der Roman hat stark angefangen. Meine Highlight-Alarmglocken haben schon geschrillt. Im Verlauf hat die Story sich aber mit zu viel Sex und expliziter Sprache selbst zerstört. Aber fangen wir mal vorne ...

Der Roman hat stark angefangen. Meine Highlight-Alarmglocken haben schon geschrillt. Im Verlauf hat die Story sich aber mit zu viel Sex und expliziter Sprache selbst zerstört. Aber fangen wir mal vorne an…

Das Cover ist ein Träumchen. Die Blumenranken finden sich auch im Buch jeweils am Anfang eines Kapitels. Wunderschön. Da jubelt das Mädchen in mir. Diana Harper, die weibliche Hauptfigur, ist stark und emanzipiert angelegt. Mit ihren Schwestern steigt sie quasi in die Veranstaltungsbranche ein. Mit ihrer Agentur "Elegant Occassions" veranstalten sie ebensolche. Wir haben es also Anfang des 19. Jahrhunderts schon mit echten Selfmade-Women zu tun. Dann kommt Geoffrey Brookhouse ins Spiel. Der hat gerade einen Herzog-Titel geerbt und will jetzt seine kleine Schwester gut an den Mann bringen. Zwecks Orga des Balls wendet er sich an Diana. Die rasselt mit dem recht ungehobelten Typen erst mal heftig aneinander. Allerdings sorgt das Mannsbild bei ihr auch für feuchte Träume - und sie wiederum für ausgebeulte Hosen beim Herzog.

Bis hierher hatte ich großen Spaß mit dem Buch. Dann ging es mir allerdings zu unverblümt zur Sache. In dem kleinen Soft-Porno wird nichts der Phantasie überlassen. Die Sex-Szenen waren mir insgesamt too much. Ich mag an Regency, dass alles etwas verdruckst unter dem Deckmäntelchen gehalten wird. Allzu viel Klarheit zerstört bei mir eher den Charme einer Geschichte. Das ist leider hier der Fall. Zwar hat die Handlung nach dem Höhepunkt - im wahrsten Sinne des Wortes - nochmal andere Bahnen eingeschlagen. Das übliche Geheimnis und die Prise Dramatik habe ich da aber schon nicht mehr als relevant empfunden. Und das Diana und Geoffrey selbst während einer Rettungsaktion nur Sex im Kopf haben… Nee! Für mich war da die Luft raus und das Interesse war bereits flöten gegangen.

Fazit: Diese Regency-Interpretation hat sich nach einem tollen Einstieg leider in zu viel Sex verloren. Mir persönlich war es zu spicy. Auch ein paar explizite Ausdrücke mochte ich einfach nicht. Das hat bei mir die Illusion kaputt gemacht. Im Endeffekt schneidet der Roman bei mir damit nur mittelmäßig ab.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Buchblogger leben gefährlich

Nicht ein Wort zu viel
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"Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben."
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Eine Geschichte. Fünf Worte. Ein Ding der Unmöglichkeit. Und deshalb müssen auch ein paar Leute ihr ...

"Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben."
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Eine Geschichte. Fünf Worte. Ein Ding der Unmöglichkeit. Und deshalb müssen auch ein paar Leute ihr Leben lassen. Winkelmann hat in seinem neuen Thriller einen interessanten Plot ersonnen. Dabei spielt auch eine Legende um Hemingway eine Rolle. Was es damit auf sich hat, müsst ihr selbst lesen. Aber es ist auf jeden Fall ein spannendes Motiv. Dazu setzt Winkelmann in seinem neuen Thriller auf gute Charaktere. Jaro, Simon, Aylin und Faya sind allesamt Typen, von denen ich in dieser oder anderer Konstellation gerne mehr lesen würde. Cool finde ich, dass die Handlung in der Buchblogger-Szene angesiedelt ist. Hatte ich so noch nicht und hat mir gut gefallen.
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Winkelmann schreibt wieder gewohnt flüssig. Die Grundidee und die Protagonisten tragen die Handlung. Der Anfang ist direkt sehr spannend. Sofort setzt der typische Weiterlesen-Effekt ein. Zwischenzeitlich dreht sich die Geschichte dann allerdings etwas im Kreis und verliert an Spannung. Sie kommt aber zum Glück im richtigen Moment zurück. So bin ich doch bei der Stange gehalten worden.
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Mein Fazit: "Nicht ein Wort zu viel" hat sich die Bewertung "solider Thriller" verdient. Die Storyline ist gut. Die tollen Charaktere hätten für meinen Geschmack gerne noch viel intensiver herausgearbeitet werden können. Einen Abzug gibt's für das teilweise etwas gedrosselte Tempo, das mich beim Lesen nicht durchgängig atemlos vorangetrieben hat. Das sorgt dafür, dass ein Quäntchen Drive fehlt.

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