Schade, schade
Zimmer 55Ich war neugierig auf das Buch. Gleichzeitig aber auch sehr skeptisch. Warum? Weil die Handlung doch extrem an den absolut tollen Thriller THE INSTITUTION von Helen Fields erinnert.
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Darum geht’s: Die ...
Ich war neugierig auf das Buch. Gleichzeitig aber auch sehr skeptisch. Warum? Weil die Handlung doch extrem an den absolut tollen Thriller THE INSTITUTION von Helen Fields erinnert.
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Darum geht’s: Die junge Psychologin Anna Varga tritt eine Stelle in einer Klinik für Schwerverbrecher an. Ihre Vorgängerin ist verschwunden. Anna selbst fühlt sich verfolgt und bekommt anonyme Briefe, die sie vor einem Geheimnis in Zimmer 55 warnen. Und dann stirbt auch noch ein Patient…
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Ein guter Abklatsch kann auch entzücken. Die Fußstapfen von THE INSTITUTION sind allerdings etliche Nummern zu groß. Trotzdem muss ZIMMER 55 sich aufgrund der auffälligen Parallelen daran messen lassen - und scheitert grandios. Dabei lässt der Start noch hoffen. Das Setting ist immerhin eine Steilvorlage. Außerdem könnten die unterschiedlichen Erzählperspektiven und kurzen Kapitel für Tempo und Spannung sorgen. Die Autorin übertreibt es aber. Sie bringt zu viele Personen ins Spiel und lässt dadurch keinem Charakter die Chance, sich zu entfalten. Hinzu kommt, dass die Kapitel zu kurz sind. Durch diese sprunghafte Erzählweise werden interessante Momente abrupt gekappt und jeder Ansatz von Tiefe im Keim erstickt, weil es eben plötzlich an ganz anderer Stelle weitergeht. Zwar habe ich mich im Verlauf mit dem seltsamen Erzählstil abgefunden. Das Leseerlebnis ist dadurch aber nicht besser geworden. Mir hat der Fokus gefehlt. Dadurch verliert sich das Interesse an der Geschichte. Und eigentlich will man sie dann irgendwann nur noch der Form halber beenden.
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Und jetzt kommt ganz zum Schluss doch noch etwas Positives. Das Ende hat mir dann nämlich überraschend gut gefallen. Hinter allem steckt eine durchaus berührende Geschichte, die mir ein paar Figuren leider viel zu kurz auch nochmal etwas näher gebracht hat. Wie gerne hätte ich vorher in Rückblenden schon mehr über diese Vergangenheit erfahren. Das hätte stark werden können.
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Fazit: Es ist sooo schade. Allein für das Ende würde ich eigentlich gerne doch noch einen Stern mehr vergeben. Aber dafür hat einfach davor viel zu wenig zusammengepasst. Der Schluss zeigt, was möglich gewesen wäre. Das allein kann den überwiegend konfusen, zusammen gestückelten und spannungsarmen Gesamteindruck aber auch nicht rausreißen.