Alleine bist du nie
Alleine bist du nieWer kennt das nicht? Man ist morgens auf dem Weg zur Arbeit und nimmt jeden Tag den gleichen Bus, die gleiche Bahn, hat seinen bevorzugten Steh- oder Sitzplatz und ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln ...
Wer kennt das nicht? Man ist morgens auf dem Weg zur Arbeit und nimmt jeden Tag den gleichen Bus, die gleiche Bahn, hat seinen bevorzugten Steh- oder Sitzplatz und ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln nur so von Mitreisenden umgeben oder gar regelrecht zwischen ihnen eingequetscht. Nichts ahnend fährt man die gleiche Strecke tagein, tagaus, tagein, tagaus... und merkt nicht, dass man die ganze Zeit von einem wildfremden Menschen beobachtet und jede noch so kleine Handlung genaustens von diesem inspiziert wird.
So ergeht es Zoe, einem der Hauptcharaktere des Buches. Sie ist alleinerziehende Mutter und lebt mit ihren Kindern und ihrem Freund in einem Vorort von London. Zoe entdeckt eines Abends auf dem Nachhauseweg ein Foto von einer Frau in der Tageszeitung, die ihr sehr ähnlich sieht. Das Foto ist auf einer Seite mit diversen Sexhotlines und sonstigen Kontaktanzeigen veröffentlicht und nur mit einem Link zu einer Website abgedruckt. Mehr und mehr kommen ihr Zweifel und letztendlich ist Zoe der festen Überzeugung, dass es sich bei dem unvorteilhaften Foto tatsächlich um sie handelt. Keiner in ihrem Umfeld will ihr so recht glauben. Der Lebensgefährte versucht sie zu beruhigen und sucht nach einer logischen Erklärung, doch Zoe meldet sich trotzdem bei der Polizei, denn sie fühlt sich zunehmend verfolgt und beobachtet. Als es dann auf einem Bahnsteig zu einem beunruhigenden Zusammentreffen mit einem Fremden kommt, ist sie vollends verwirrt und hat Angst um ihr Leben.
Währenddessen werden in London Fälle gemeldet, bei denen Frauen brutal missbraucht oder gar ermordet worden sind. Die Polizei übernimmt die Ermittlungen, kann aber keinen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Delikten herstellen. Eine Polizistin, Kelly, die sich ihren Ruf nach einer Suspendierung wieder hart erarbeiten muss, nimmt Zoes Ängste und Hinweise ernst. Mit Zoes Hilfe setzt sie ein Puzzle zusammen, welches tiefgreifend und erschütternd ist. Es gab nämlich noch mehr Fotos in der Tageszeitung, welche spätere Opfer eine Straftat abgebildet haben und es kommt regelmäßig ein neues Foto einer Frau hinzu. Doch welche Frau wird tatsächlich das nächste Opfer sein und von wem geht diese Bedrohung aus? Was haben all diese Frauen gemeinsam und was hat es mit der ominösen Website auf sich?
Die Autorin spielt mit einer schleichenden Angst, einer Beklemmung und inneren Unruhe, die von Kapitel zu Kapitel wächst. Während des Lesens wurde mir immer mehr bewusst, dass mir selber etwas Ähnliches, wie all den Frauen in dem Buch, jederzeit passieren könnte. Im Zeitalter der Social Media, der Handys und sonstiger Spyware kann jeder immer und überall beobachtet werden, wenn es jemand tatsächlich darauf ankommen lässt. Wir sind sozusagen nie allein und wissen nicht, was all die Menschen um uns herum, sei es am Bahnsteig, in der Bahn, im Internet oder auf der Straße, denken, tun und planen.
Ich habe mich bei der Lektüre gut unterhalten gefühlt und fand die Idee zur Story sehr aktuell und interessant. Der fließende Schreibstil hat hier sein übriges getan, die Charaktere waren zumeist angenehm, das Ende war nicht allzu vorhersehbar und die Aufteilung der Kapitel und entsprechende Cliffhanger haben mir sehr zugesagt und zum Weiterlesen animiert. Ich hatte zu Beginn lediglich ein wenig Probleme die Namen der Charaktere auseinanderzuhalten.