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Veröffentlicht am 09.04.2019

Mehr als ein Krieger

Krieger des Friedens
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„Krieger des Friedens“ ist der zweite Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) enthalten ...

„Krieger des Friedens“ ist der zweite Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) enthalten sein, nicht jedoch zu Band zwei.

König Edward fehlt nur noch eine der Reliquien, um Merlins Prophezeiung zu erfüllen. Um das zu verhindern und Schottlands Unabhängigkeit zu retten, versucht Robert den Stab des St. Malachias vor ihm zu finden. Doch dabei muss er sehr vorsichtig vorgehen, denn jemand hat es auf sein Leben abgesehen.

Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Nachdem im ersten Band vor allem Roberts Zerrissenheit zwischen England und Schottland im Mittelpunkt stand, ist seine Loyalität nun eindeutig. In diesem Teil hadert er allerdings mit seinen aktuellen und vergangenen Entscheidungen und zweifelt an sich und dem Weg, den er eingeschlagen hat. Unsicherheit und Selbstzweifel machen Robert absolut menschlich und authentisch. Dies ist, wie schon in Teil eins, ein sehr großer Pluspunkt des Romans.

Etwas zu bemängeln habe ich weiterhin den Spannungsverlauf. Die Handlung wird zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben, auch wenn nicht viel passiert. An diesen Stellen heißt es durchbeißen, denn jedes folgende, wichtige Ereignis kann ganz versteckt hinter der nächsten Ecke liegen. Besonders schwer fiel mir dies allerdings nach wie vor bei den Rückblicken. Diese kommen zwar nicht häufig vor, sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert.

Hinten im Buch findet sich wie gehabt das Personenverzeichnis, dass ich diesmal kaum benötigt habe. „Krieger des Friedens“ habe ich fast unmittelbar nach „Rebell der Krone“ gelesen und mir waren sehr schnell wieder alle wichtigen Charaktere präsent. Darüber hinaus gibt es Karten von Irland und Schottland, ein kurzes Glossar und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin.

Trotz des zwischenzeitlichen Spannungsabfalls, komme ich zu 4 von 5 Sternen, denn ich habe noch keinen historischen Roman gelesen (außer Teil eins), der einen so zerrissenen, zweifelnden Charakter transportieren konnte. Die Schwere von Roberts Entscheidungen liegt jedes Mal aufs Neue auch auf den Schultern des Lesers. Noch nie schien es mir so herausfordernd, ein Königreich zu retten. Robert Bruce ist mehr als nur ein Krieger.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Facettenreicher Unabhängigkeitskrieg

Rebell der Krone
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„Rebell der Krone“ ist der erste Teil aus Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Zum Ende ihrer Recherche für den finalen Band ihrer Kreuzritter-Reihe („Blutschrift“, ...

„Rebell der Krone“ ist der erste Teil aus Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Zum Ende ihrer Recherche für den finalen Band ihrer Kreuzritter-Reihe („Blutschrift“, „Blutritter“, „Blutsfeinde“) stieß sie auf diesen interessanten Charakter und ihr „wurde klar, dass diese Figur unmöglich eine Nebenrolle in der Lebensgeschichte eines anderen Mannes [die der Templer in „Blutsfeinde“] spielen konnte.“ So entstand die Idee für die vorliegende Trilogie.

Alexander III., König von Schottland, ist verstorben und hinterlässt einen leeren Thron. In dieses Machtvakuum drängen verschiedene Personen um die Herrschaft zu ergreifen, einer von ihnen ist König Edward I. von England. Der Schotte Robert Bruce hat einen berechtigten Thronanspruch und findet sich alsbald zerrissen in der Frage, was das Beste für ihn, seine Familie und sein Land ist. An der Spitze der Rebellion taucht ein Mann namens William Wallace auf und Robert muss sich entscheiden, wem seine Loyalität gehört.

Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Die große Schwierigkeit in seiner Geschichte ist die Zerrissenheit in seiner Position. Es gibt nicht einfach „für“ und „gegen“ Schottland, genauso wenig wie „für“ und „gegen“ König Edward. Die politischen Macht- und Ränkespiele sind sehr komplex und gehen immer mit weitreichenden Folgen einher. Diese Schwierigkeit, für den sehr jungen Robert, hat Robyn Young hervorragend herausgearbeitet. Wie in der Wirklichkeit ist der richtige Weg nicht leicht zu finden. Robert macht Fehler, er bereut sie, er trifft neue Entscheidungen und wirkt durch diese vielen Facetten absolut menschlich und authentisch. Dies ist ein sehr großer Pluspunkt des Romans.

Etwas zu bemängeln habe ich zuweilen den Spannungsverlauf. Die Handlung wird zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben, auch wenn nicht viel passiert. An diesen Stellen heißt es durchbeißen, denn jedes folgende, wichtige Ereignis kann ganz versteckt hinter der nächsten Ecke liegen. Besonders schwer fiel mir dies allerdings bei den Rückblicken. Diese kommen zwar nicht häufig vor (vielleicht drei- oder viermal), sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert. Der Roman hätte auf 100 Seiten weniger etwas kompakter gestaltet werden können.

Vor allem zu Beginn der Lektüre ist es etwas anstrengend, die vielen handelnden Personen auseinanderzuhalten. „Robert“ und „Alexander“ heißen jeweils sechs Personen, während es acht (!) verschiedene „John“ gibt, davon auch noch drei mit dem gleichen Nachnamen. Warum ich dies so schnell nachzählen konnte ist gleichzeitig eine Erleichterung für den Leser: Das Personenverzeichnis. An der Namensgebung im Mittelalter kann ein Autor nicht viel ändern, aber mit diesem Verzeichnis kann er es dem Leser zumindest etwas einfacher machen. Darüber hinaus gibt es eine Karte von Schottland, ein kurzes Glossar, eine Literaturauswahl und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin.

Trotz des zwischenzeitlichen Spannungsabfalls, komme ich zu 4 von 5 Sternen, denn ich habe noch keinen historischen Roman gelesen, der einen so zerrissenen Charakter transportieren konnte. Die Schwere von Roberts Entscheidungen liegt jedes Mal aufs Neue auch auf den Schultern des Lesers. Noch nie schien es mir so herausfordernd, ein Königreich zu retten.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Am Anfang etwas holprig, dann Action ohne Ende

Sturmtochter, Band 2: Für immer verloren (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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„Sturmtochter – Für immer verloren“ ist der zweite Band von Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. In der folgenden Rezension kann es daher zu Spoilern, den ersten Teil betreffend, kommen - nicht aber ...

„Sturmtochter – Für immer verloren“ ist der zweite Band von Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. In der folgenden Rezension kann es daher zu Spoilern, den ersten Teil betreffend, kommen - nicht aber bezüglich des zweiten.

Schottland wird von fünf Clans beherrscht, von denen jeder ein anderes Element kontrollieren kann. Die 17-jährige Avalee Coleman, kurz „Ava“, weiß erst seit kurzem, dass sie das letzte Mitglied des Wasserclans mit magischen Kräften ist. Doch sie hat ihre Fähigkeiten nicht unter Kontrolle, die Magie droht aus ihr herauszubrechen und sie in einen Elementar zu verwandeln. Das erkennt auch das Tribunal der fünf Clans und beauftragt Lance, der gerade zum Anführer der Campbell-Sturmkrieger ernannt wurde, Ava zu finden.

In Teil zwei wird, neben Avas Perspektive, noch die Sicht vieler anderer Charaktere beleuchtet. Das ist nicht nur interessant für den Leser, da er dadurch viele verschiedene Informationen von unterschiedlichen Schauplätzen erlangt. Es ist auch wichtig, da immer mehr Personen eine bedeutende Rolle spielen und man sie so besser und schneller kennenlernt, als wenn dies nur durch Avas Augen geschehen würde.

Einer meiner größten Kritikpunkte aus Band eins hat sich stark verbessert: Ava verwendet keine unpassende Sprache mehr und wiederholt sich nicht am laufenden Band. Dies macht die Geschichte und Ava selbst direkt viel authentischer und angenehmer zu lesen. Es wird dadurch zwar auch eine ganze Spur ernster, aber das trifft auch auf Avas Situation zu und passt daher sehr gut. Die Dialoge wirken ebenfalls natürlicher, die Personen darum menschlicher, als könnten sie wirklich existieren. Ein ganz großes Lob an Bianca Iosivoni: sie hat binnen eines Buches tolle Fortschritte gemacht und sich enorm verbessert.

Meine andere Beanstandung zum ersten Band konnte zumindest teilweise abgebaut werden. In den ersten paar Kapiteln fehlt mir leider immer noch der rote Faden. Es wird ziemlich viel zusammengefasst und aufgewärmt, was man aus Teil eins wissen sollte. Das ist natürlich ein Service für den Leser, aber es geht zu Lasten der neuen Handlung und war mir insgesamt einfach zu umfangreich. Es werden ein paar neue Charaktere eingeführt, aber im Großen und Ganzen leben alle nur vor sich hin und scheinen darauf zu warten, dass es mit Avas Kräften schlimmer wird. Man erkennt kein Ziel und keine klaren Aufgaben. Erst nach ungefähr zehn Kapiteln setzt eine spannende Handlung ein, die dafür aber umso mitreißender ist. Es gibt so viele Wendungen und Enthüllungen, permanent passiert etwas, womit ich als Leser nicht gerechnet habe. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen und gerade die letzten Seiten zum Pageturner gemacht – Cliffhanger inklusive. Über die eine oder andere Stelle bin ich noch gestolpert, vor allem über einen ex-machina-Moment, aber das sind kleine Schwächen bei denen ich optimistisch bin, dass Bianca Iosivoni sie künftig noch ausmerzen wird.

Die Idee begeistert mich nach wie vor total: Fünf Elemente, fünf Clans, jeder mit seinem eigenen Gebiet, eigener Magie mit verschiedenen Ausprägungen, eigener Spezialeinheit, dem Tribunal über diesen und das alles im Verborgenen. Die Mischung aus moderner Gegenwart und Fantasy ist gut gelungen und auch der Hauch historisches Schottland ist perfekt eingewoben. Es entsteht ein gutes Gleichgewicht und der Eindruck einer Welt, die so theoretisch tatsächlich existieren könnte. Gerade das finde ich bei Contemporary Fantasy besonders wichtig.

Auch die einzelnen Charaktere mag ich sehr. Sie sind ganz unterschiedlich und liebevoll ausgearbeitet, jeder mit Stärken und Schwächen, sodass sich eine authentische Person ergibt. Schön, dass wir in diesem Band mehr über sie erfahren haben. Jetzt fiebert man mit noch mehr Personen mit. Ich freue mich schon darauf, im Abschlussband zu lesen, wie es mit jedem Einzelnen von Ihnen weitergeht.

Insgesamt hat mir Band zwei besser gefallen als Teil eins. Vor allem die vormals störende, künstliche Sprache ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Auch in Sachen Spannung und roter Faden, konnte die Autorin eine Verbesserung erzielen. Hier sehe ich allerdings noch Potenzial, für das Finale nochmal das Tempo anzuziehen, ohne eine lange Aufwärmphase voranzusetzen. Ich habe es nicht bereut, Teil zwei in die Hand genommen zu haben, obwohl ich nach dem ersten Band etwas skeptisch war. Daher komme ich zu 4 von 5 Sternen und freue mich auf das Finale.

Veröffentlicht am 11.03.2019

Mitreißende Erzählung über Triumph und Niederlage

Ich, Maximilian, Kaiser der Welt
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In „Ich, Maximilian, Kaiser der Welt“ erzählt Peter Prange die Geschichte von Maximilian I. aus dem Geschlecht der Habsburger. Laut Prange reicht ein Menschenleben nicht aus um das gesamte Wirken dieser ...

In „Ich, Maximilian, Kaiser der Welt“ erzählt Peter Prange die Geschichte von Maximilian I. aus dem Geschlecht der Habsburger. Laut Prange reicht ein Menschenleben nicht aus um das gesamte Wirken dieser Persönlichkeit zu erfassen, sodass er sich im vorliegenden Buch auf die Jahre der Kaiserwerdung konzentriert.

Es beginnt im Jahre 1473, als der 14jährige Maximilian, Erzherzog von Österreich, noch als „Bettelprinz“ verschrien wird. Ihn selbst interessiert dies jedoch kaum, in seiner Wahrnehmung existiert nur seine Geliebte Rosina von Kraig. Als sein Vater, Kaiser Friedrich III., ihm die Ehe mit Marie von Burgund anweist, wehrt er sich zunächst vehement dagegen. Doch als Maximilian erkennt, welche Chance die Verbindung zu einem so reichen und mächtigen Herzogtum bedeutet, stimmt er zu. Die Anziehung zu Marie selbst wächst jedoch stetig, sodass er sich auf Jahre hin- und hergerissen zwischen diesen beiden Frauen findet. Im selben Maße bestimmen allerdings Jahrzehnte des Krieges sein Leben: der burgundische Erbfolgekrieg, Frankreich als ewiger Widersacher und zahlreiche Bedrohungen für Österreich. Dabei hat er immer das Ziel der Kaiserkrone vor Augen und einem Reich, „in dem die Sonne nicht mehr untergeht“.

Der Leser erlebt an Maximilians Seite Triumph und Niederlage, man fiebert bei jeder Schlacht mit, stöhnt über jeden Verrat, freut sich über jeden Sieg und schluckt schwer bei seinen Rückschlägen. Das gelingt dem Autor besonders gut, da ein Großteil der Geschichte aus Maximilians Perspektive geschildert wird. Man versteht so seine widerstreitenden Gefühle rund um die beiden wichtigen Frauen in seinem Leben, genauso wie gegenüber seinem Vater und seinem Sohn. Maximilian erscheint menschlich und nahbar und nicht wie ein überirdischer Herrscher. Das hat mich begeistert und von Anfang an mitgerissen.
Zwischendurch wechselt die Perspektive immer für ein Kapitel zu Maximilians Widersachern, vor allem in Gestalt des Beraters des französischen Königs, Philippe de Commynes. Hierdurch erfährt der Leser viele Hintergründe zu Intrigen und politischen Winkelzügen, was die Geschichte sehr viel spannender macht, als wenn man nur mit dem Ergebnis konfrontiert würde.

Dazu trägt ebenfalls bei, dass die Kapitel sehr kurz sind. Selbst wenn man als Leser gerade kein Interesse an einer anderen Perspektive hat, weiß man, dass diese nach 2-3 Seiten wieder wechselt. Immer mit der Neugier, was als nächstes passiert, fliegen die Seiten nur so dahin.
Die kurzen Kapitel führen außerdem dazu, dass es leichter ist, immer mal zwischendurch etwas zu lesen, was das Vorankommen ebenfalls fördert. Diese werden immer zu einem Abschnitt zusammengefasst, insgesamt ungefähr 5-6, die jeweils mit der Rolle Maximilians überschrieben sind: erst der Bettelprinz und der Bräutigam, später der Kaiser. Das hat mir gut gefallen, da es das Leben Maximilians in Abschnitte unterteilt, der Leser weiß, worauf er sich einstellen muss und mit diesem „Rollendenken“ Maximilians Handlungen sehr viel besser nachvollziehen kann. Der neue Abschnitt wird auch immer mit einem Zitat von oder über ihn eingeleitet, was zum einen etwas nachdenklich stimmt, zum anderen den Leser aber auch daran erinnert, dass es sich um eine reale Person handelt, über die wir noch heute, circa 500 Jahre später, Aufzeichnungen lesen können. Ein bisschen Ehrfurcht vor Geschichte erwacht da durchaus in mir.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der bereits die letzten Tage von Maximilian schildert. Aus diesem Grund besteht in der Geschichte wenig Spannung, was das Überleben der im Prolog noch auftretenden Personen betrifft. Davon abgesehen war der Verlauf des Romans aber fast durchgängig fesselnd. Die reale Historie bietet wieder einmal die perfekte Grundlage: Kaum ist ein Brand gelöscht, schwelen am anderen Ende des Reiches zwei neue Feuer. Maximilian kommt nicht zur Ruhe, regiert seinen Herrschaftsbereich vom Sattel aus, auf Triumph folgt Niederlage und umgekehrt. Das hält auch den Leser in Atem. Gleich Maximilian kann er sich nicht zurücklehnen und einen Erfolg genießen, es geht immer weiter. Der Roman hat nur wenige Längen, was bei knapp 700 Seiten gar nicht so leicht ist.

Zudem ist die Ausstattung noch lobend zu erwähnen. Es gibt eine Karte, die einen Großteil Europas und der für die Handlung wichtigen Städte zeigt, sowie einen kunstvoll gestalteten Stammbaum von Maximilians Vor- und Nachfahren, wobei hier sehr viel mehr Personen geführt werden, als tatsächlich in dem Roman auftreten. Für die handelnden Personen folgt zum Schluss noch ein alphabetisches Personenverzeichnis. Daran schließt sich noch ein recht kurzes Nachwort an, das aber durch eine umfangreiche Zeittafel mit den historisch belegten Ereignissen ausgeglichen wird. An Extras hat mir beim Lesen daher nichts gefehlt.

Einen Punktabzug gibt es leider für die Liebesgeschichte. Natürlich ist sie essentiell wichtig für Maximilians Gedanken und Handlungen, stellenweise war es mir allerdings etwas zu viel und zu vordergründig. Wo ich oben schrieb, dass der Roman wenige Längen hatte, muss ich jetzt hier ausführen, dass sich diese Längen immer auf die Liebesgeschichte bezogen. Erschwerend kam hinzu, dass ich Rosina nicht leiden konnte. Sie war natürlich in einer unglücklichen Position, aber mich haben ihr Egoismus und ihre Engstirnigkeit gestört. Sie war nicht vorausschauend, konnte nicht über ihren Tellerrand das große Ganze erblicken. Marie hingegen war ganz anders und mir viel sympathischer. Natürlich kann es sein, dass der Autor Rosina bewusst so gezeichnet hat, aber es hatte doch einen negativen Einfluss auf meinen Lesegenuss.

Insgesamt hat Peter Prange einen wunderbaren, mitreißenden Roman geschrieben, der mir erneut ein Stück unbekannter Geschichte näher gebracht hat. Vor allem Maximilians menschliche Persönlichkeit, mit der ich so gut mitfiebern konnte, hat mich von der ersten Seite gefesselt. Es war auf jeder Seite etwas los und nach einem kleinen Abzug für die Liebesgeschichte komme ich zu 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Wunderbare Idee, aber noch ein paar Schwächen

Sturmtochter, Band 1: Für immer verboten (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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„Sturmtochter – Für immer verboten“ ist der Auftakt zu Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. Es war mit eine ihrer ersten Ideen und doch hat es viele Jahre in der Schublade und viele Überarbeitungen ...

„Sturmtochter – Für immer verboten“ ist der Auftakt zu Bianca Iosivonis Sturmtochter-Trilogie. Es war mit eine ihrer ersten Ideen und doch hat es viele Jahre in der Schublade und viele Überarbeitungen gebraucht bis zur Veröffentlichung in 2018.

Schottland wird von fünf Clans beherrscht, von denen jeder ein anderes Element kontrollieren kann. Die 17-jährige Avalee Coleman, kurz „Ava“, weiß nichts darüber, auch wenn ihr Elementarkräfte nicht fremd sind: Von ihrem Vater ausgebildet macht sie auf Skye Jagd auf gefährliche Elementare, häufig in Begleitung des geheimnisvollen Lance. Doch alles ändert sich an dem Tag, an dem sie feststellt, dass sie Wasser beeinflussen kann.

„Sturmtochter“ ist überwiegend aus Avas Perspektive geschrieben. Gerade in Fantasygeschichten, in denen jemand zuvor unbekannte Kräfte entdeckt, finde ich dies besonders gelungen. Der Leser kann so sehr gut nachempfinden, wie Ava die ganze Veränderung wahrnimmt und welche Sorgen sie hat. Wenige Kapitel aus anderen Perspektiven geben dem Leser gerade genug Informationen um neugierig zu werden und nicht zu viele, als dass diese Neugier wieder abebbt.

Was mich leider sehr an Ava gestört hat, war ein Großteil ihrer wörtlichen Rede. „Im Ernst?“, „Ernsthaft?“ und „Echt jetzt?“ (o.ä.) waren Ausdrücke, die sich sehr häufig wiederholt haben. Dabei war allerdings nicht nur die Wiederholung das Problem, sondern vor allem auch, dass es in den betreffenden Situationen sehr künstlich gewirkt hat. Es sollte vermutlich einen lustigen, coolen Eindruck erwecken, ich empfand es aber eher als deplatziert. In einem schwierigen Kampf, in dem sie hochkonzentriert vorgehen muss ist es unglaubhaft zum einen mit sich selbst zu sprechen, zum anderen dies vor allem in ironischer, lustiger Art und Weise zu tun. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass es einfach ihr Charakter sei, dann muss ich aber einwenden, dass es eine wenig nachvollziehbare Seite ihrer Persönlichkeit ist.

Mein Problem mit der wörtlichen Rede hat sich leider auch in einigen Dialogen gezeigt. Hier sollte Ava zum Teil auch einen lustigen, schlagfertigen Eindruck erwecken – so mein Empfinden -, aber ihre Aussagen wirkten auf mich künstlich, beziehungsweise als das, was sie waren: gescripted. Hier liegt nun die Kunst beim Schreiben: Es soll nicht abgelesen klingen, sondern natürlich. Dies ist während des Lesens leider selten so rübergekommen.

Zusätzlich hat mir ein bisschen der rote Faden gefehlt. Ava entdeckt ihre Kräfte, das ist wirklich aufregend geschildert. Kurz danach hat sie ein kleines Abenteuer vor sich um ein paar Antworten zu finden, aber danach läuft die Handlung ein wenig ins Leere. Man erkennt kein Ziel und keine klaren Aufgaben. Erst zum Ende hin ist wieder ein eindeutiger Ablauf zu verfolgen.

Total begeistert hat mich hingegen die Idee: Fünf Elemente, fünf Clans, jeder mit seinem eigenen Gebiet und alles im Verborgenen. Die Mischung aus moderner Gegenwart und Fantasy ist gut gelungen und auch der Hauch historisches Schottland ist perfekt eingewoben. Es entsteht ein gutes Gleichgewicht und der Eindruck einer Welt, die so theoretisch tatsächlich existieren könnte. Gerade das finde ich bei Contemporary Fantasy besonders wichtig.

Auch die einzelnen Charaktere mag ich sehr. Sie sind ganz unterschiedlich und liebevoll ausgearbeitet, jeder mit Stärken und Schwächen, sodass sich eine authentische Person ergibt. Ich freue mich schon darauf, in den weiteren zwei Bänden mehr über jeden von ihnen zu erfahren.

Bei der Bewertung habe ich lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Dann musste ich feststellen, dass es vor allem daran lag, dass ich das Buch mögen WOLLTE. Ich wollte den Hype nachempfinden, ich wollte das Universum in mich aufnehmen, ich wollte in der Trilogie aufgehen. Wenn ich mich allerdings ganz klassisch darauf besinne, was mir gefallen hat und was nicht, komme ich zu 3 von 5 Sternen. Für Teil 2 und 3 sehe ich dennoch sehr viel Potenzial. Gerade meine Kritik am fehlenden roten Faden könnte sich nach Band 1, welcher ja meistens eine Einführung und ein Aufwärmen ist, erledigen. Bezüglich der Dialoge kann ich eine Verbesserung nicht absehen, aber die Idee zur Geschichte gefällt mir so gut, dass sie mich befeuert, Teil 2 und 3 trotzdem lesen zu wollen.