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Veröffentlicht am 26.02.2019

Start zu zäh

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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„Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht“ ist der erste Band der sechsteiligen Reihe über die Töchter der Familie Mitford von Jessica Fellowes. Ihr Name ist vor allem Fans der Serie „Downton ...

„Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht“ ist der erste Band der sechsteiligen Reihe über die Töchter der Familie Mitford von Jessica Fellowes. Ihr Name ist vor allem Fans der Serie „Downton Abbey“ ein Begriff, zu der sie Begleitbücher verfasste und ihr Onkel Julian Fellowes die Drehbücher. Auch ihr neues Projekt ist im England der Zwanzigerjahre angesiedelt und beleuchtet das Upstairs-Downstairs-Schicksal einer Adelsfamilie und ihrer Angestellten.

In diesem Fall steht allerdings die real existierende Familie von David Freeman-Mitford, 2. Baron Redesdale, im Mittelpunkt der Ereignisse: In jedem Band geht es um eine seiner sechs Töchter. Hier beginnt es mit der ältesten Tochter Nancy Mitford, die später als Schriftstellerin Bekanntheit erlangt hat. Fixpunkt und Protagonistin in der gesamten Reihe ist allerdings Louisa Cannon, die in Teil 1 eine Anstellung als Kindermädchen bei den Mitfords beginnt. Kurz darauf beginnen Louisa und Nancy eigene Ermittlungen zum Tod der Krankenschwester Florence Nightingale Shore anzustellen.

Das Buch ist überwiegend aus der Perspektive von Louisa geschrieben, was es leichter macht, sich mit ihr zu identifizieren und ihre Gefühle nachzuvollziehen. Zum anderen wird es dadurch aber auch schwerer, sich in Nancy Mitford hineinzusetzen und sie besser kennenzulernen. Ein regelmäßiger Perspektivenwechsel wäre hier wünschenswert gewesen. Nachdem der Titel der Reihe eindeutig auf die Schwestern Bezug nimmt, hatte ich hier eventuell eine falsche Erwartungshaltung. Nancy Mitford und ihre Schwestern bleiben, verglichen mit der Protagonistin, leider eher blass am Rande. Dass insgesamt weniger auf die Gefühle und das Schicksal der adligen Familie eingegangen wird, stellt zudem einen großen Kontrast zu dem steten Wechsel dar, den man aus „Downton Abbey“ gewohnt ist. Das ist kein Kritikpunkt an dem Buch, sondern eine Warnung. Zur Vermarktung der Buchreihe und der Autorin wird die TV-Serie wird sehr präsent als Vergleich verwendet, im Erzählstil konnte ich allerdings keine Gemeinsamkeiten finden. Lediglich Epoche und Setting passen zueinander, aber die Art, wie die Geschichte ausgeführt wird, ist eine ganz andere.

Jessica Fellowes ist es hingegen sehr gut gelungen, die Zwanzigerjahre authentisch zu beschreiben. Charaktere und Handlungen fühlen sich lebendig an und passen in das damalige Zeitgeschehen. Vor allem der Einfluss, den der erste Weltkrieg noch lange nach dessen Ende auf Europa und die Gesellschaft hatte, ist gut spürbar: Die Unterzeichnung von Waffenstillständen und Friedensverträgen ist vielleicht das Ende der Kriegshandlungen, aber nicht des Krieges.

Ein negativer Aspekt, der sehr stark ins Gewicht fällt, ist leider die Spannung. Es vergehen zunächst viele, viele Seiten, bis die beiden Mädchen überhaupt mit ihren Ermittlungen starten. Diese verlaufen dann sehr zäh und erst spät im Buch folgen die Erkenntnisse Schlag auf Schlag bis zum mitreißenden Showdown. Diese letzten 100 Seiten reichen für mich nicht, um das Buch wirklich als „Krimi“ wahrzunehmen.
Irgendwo las ich auch, dass zudem eine Liebesgeschichte enthalten wäre. Das ist meiner Meinung nach aber für die Handlung so unbedeutend, dass es für den Leser ebenfalls irrelevant ist. Von „großen Gefühlen“ ist hier sowieso nicht zu sprechen, eher ein nettes Kennenlernen. Dies war für mich allerdings völlig in Ordnung, oder hätte sogar komplett entfallen können, denn es war nicht, was ich an dieser Stelle lesen wollte.

Was ist dieses Buch also? Am ehesten wohl ein historischer Roman mit einer kleinen Krimikomponente. Es ist mitnichten eine schlechte Geschichte, aber es zeigt sich wieder einmal, wie viel die Erwartungshaltung ausmacht. Titel, Klappentext und Marketing haben mich einen Krimi mit historischem Setting erwarten lassen, bei dem ich zudem noch einiges über diese interessante Familie lernen kann. Früh habe ich gemerkt, dass ich mich von den meisten dieser Punkte lösen muss. Durch den Fokus auf die Historie und die ansprechenden Charaktere komme ich noch zu drei von fünf Sternen, aber die Geschichte ist leider wirklich langweilig. So ansprechend Teil 2 auch aussieht, wird die Reihe für mich wohl hier enden.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Mehr Persönlichkeit und tiefere Gefühle

Sinful Queen
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Nach „Sinful King“ bildet „Sinful Queen“ von Meghan March den mittleren Teil ihrer „Sinful Empire“-Trilogie. Diese Rezension kann daher im folgenden Spoiler zu dem vorangegangenen Band enthalten.

Keira ...

Nach „Sinful King“ bildet „Sinful Queen“ von Meghan March den mittleren Teil ihrer „Sinful Empire“-Trilogie. Diese Rezension kann daher im folgenden Spoiler zu dem vorangegangenen Band enthalten.

Keira Kilgore, Geschäftsführerin und Besitzerin der Whiskey-Destillerie Seven Sinners ist Lachlan Mount, Unterweltboss von New Orleans, ausgeliefert. Um die Schulden abzubezahlen und ihre Firma zu retten, gibt sie ihm ihren Körper. Während ihre Lust sie jedes Mal auf‘s Neue verrät, versucht sie zumindest noch ihr Herz vor Lachlan zu bewahren. Dies wird jedoch immer schwieriger.

In meiner Rezension zu Teil 1 habe ich bereits überschwänglich von dem Cover geschwärmt – eigentlich total untypisch für mich, bin ich doch kein Cover-Käufer. Mit einer Einschränkung: bei einer Reihe ist es mir wichtig, dass die Teile auch optisch zusammenpassen. Es freut mich zu sehen, dass sich der Stil bei „Sinful Queen“ fortsetzt.
Die Farbgebung in Gold und Silber macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Mittlerweile wissen wir auch, dass sich dieses Farbkonzept im Buch wiederfindet: Lachlans Einrichtung und seine Kleidung ist auf teure, hochwertige Stoffe und Materialien ausgerichtet, sowie diese edlen Farben. Jetzt, wo er es sich leisten kann, möchte er sich nur mit dem besten umgeben.
Passend zum Titel, ist diesmal die Schachfigur der Königin (beziehungsweise die „Dame“ im Schachspiel) in Szene gesetzt, als einzige goldene unter den silbernen Figuren. Das Cover weckte in mir die Frage, ob es denn diesmal Keira sein würde, die mit anderen ein Spiel spielt. Bleibt sie ein Bauer auf dem Schachbrett der anderen Personen, oder nimmt sie ihre Züge selbst in die Hand und schlägt alle anderen? Diese Schachmetapher ist einfach genial und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Interpretationen fallen mir ein.

Der Schreibstil war weiterhin ansprechend. Beim Lesen hat er sich passend und richtig angefühlt. Er ist sehr klar, veranschaulicht Lachlans Gefühle sehr gut (in Teil 1 erging es mir mit Keiras Gefühlen genauso). Personen, Gebäude und Gegenstände waren sehr bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. In den erotischen Szenen wird explizite Sprache verwendet.

Verglichen mit Band 1 sind in „Sinful Queen“ deutlich mehr Kapitel aus der Sicht von Lachlan geschrieben. Dies hatte ich mir auch gewünscht, da Lachlan nach „Sinful King“ immer noch sehr mysteriös und undurchsichtig war und man hier jetzt mehr über ihn und seine Vergangenheit erfahren konnte. Sein kaltes und skrupelloses Verhalten, welches ihm nachgesagt wird, hat einen Grund. Dies war bereits sehr spannend. Ich hatte so viel Mitleid mit Lachlan und konnte ihn viel besser verstehen, was ihn ausmacht und wie er sich verhält. Leider wurde dies nur im ersten Kapitel ausgearbeitet und im weiteren Verlauf kaum noch aufgegriffen. Hier erhoffe ich mir etwas mehr Einblick bei Band 3.

Am Anfang von „Sinful King“ war Keira mir direkt sympathisch: tough, hart arbeitend und willensstark. Zum Ende von Band 1 und bis ungefähr zur Hälfte von Band 2 hat sie mir nicht mehr so gut gefallen. Ihre Motive und Gedanken wirkten künstlich und nicht nachvollziehbar. Dann gab es mitten in „Sinful Queen“ allerdings eine Szene, dich mich sehr berührt hat. Man hatte endlich wieder den Eindruck, dass in ihr noch so viel mehr existiert, als nur die neu entfachte Lust. So viel mehr Persönlichkeit, ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Freiheit – endlich schien sie über all dies einmal richtig nachzudenken. Dass es so plötzlich kam, war zwar merkwürdig, aber danach empfand ich sie auf einen Schlag sehr viel authentischer und nahbarer. Für mich hat die Geschichte an der Stelle mehr Tiefe bekommen und ich hoffe wirklich, dass dies in Keiras Charakter so bleibt und nicht so plötzlich verschwindet, wie es kam.

Die zweite Hälfte des Buches hebt die Beziehung von Keira und Lachlan auf eine neue Ebene. Es sei nur so viel verraten: Die Erotik bleibt erhalten, aber auch das Herz des Lesers öffnet sich. Ich habe mein Lächeln nicht wieder aus dem Gesicht bekommen. Es schleicht sich die leise Angst ein, dass Lachlan sich charakterlich zu stark ändert und anstatt er selbst zu bleiben, ein austauschbarer Liebesroman-Freund wird. Meine Freude daran, wie es jetzt zwischen den beiden ist, überschattet diese leise Stimme aber und ich hoffe einfach auf Meghan Marchs Gefühl für Teil 3.

Was mir leider gar nicht gefallen hat, war der Übergang zwischen Band 1 und 2. Es gab einen wahnsinnigen Cliffhanger, doch dieser wird sehr schal verarbeitet: Anstatt das Gespräch und Keiras Gefühle „live“ zu erleben, berichtet sie Lachlan (und so auch dem Leser) später nur in Auszügen davon. Das war etwas enttäuschend – ich hätte mir hier einen explosiveren Einstieg gewünscht. Da „Sinful Queen“ ebenfalls mit einem actionreichen Cliffhanger endet, bin ich jetzt etwas vorsichtiger mit meinen Erwartungen – schade!

Insgesamt hat mir „Sinful Queen“ genauso gut gefallen, wie „Sinful King“. Bei Band 1 habe ich mich am Ende etwas geärgert, dass Keira ihre Persönlichkeit zu verlieren schien – diese ist jetzt hier voll zurückgekommen. Es gab jetzt auch mehr Kapitel aus Lachlans Sicht und mehr Einblicke in seine Persönlichkeit. Beides trägt dazu bei, dass die Beziehung zwischen ihnen neue Aspekte und eine unbekannte Tiefe entwickelt, Lachlans Charakter und die Erotik bleiben aber gleichzeitig erhalten. Daher komme ich zu 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Erotik
Veröffentlicht am 25.01.2019

Schwergängige gälische Namen in leichter Unterhaltung

Feuertochter
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„Feuertochter“ von Iny Lorentz spielt in Irland zum Ende des 16. Jahrhunderts. Abgesehen von einer Art Pro- und Epilog präsentiert sich die Handlung vor dem Höhepunkt des Neunjährigen Krieges. Englands ...

„Feuertochter“ von Iny Lorentz spielt in Irland zum Ende des 16. Jahrhunderts. Abgesehen von einer Art Pro- und Epilog präsentiert sich die Handlung vor dem Höhepunkt des Neunjährigen Krieges. Englands protestantische Königin Elisabeth I. will das katholische Irland unter ihre Herrschaft bringen. Das lassen sich die irischen Clans nicht kampflos bieten. Protagonistin ist Ciara Ni’Corra, Schwester des Clanführers der Ui’Corra. Neben ihrem Hass auf die Engländer, toben in ihr allerdings auch seit ihrer Kindheit liebevolle Gefühle für den deutschen Söldnerführer in der Truppe ihres Bruders, Simon von Kirchberg.

Das Buch ist überwiegend aus der Perspektive von Ciara geschrieben. Dies wird zwischendurch mit Passagen aus der Sicht anderer Clanmitglieder, sowie der Engländer einschließlich der Königin, unterbrochen. Vor allem auch die englische Situation zu erfahren, war sehr interessant, da man so die beiden Seiten des Krieges sehr viel besser mitverfolgen konnte. Insbesondere die Angst vor einem Krieg an mehreren Fronten, Schottland im Norden, Frankreich über den Ärmelkanal und Irland als mögliches Sprungbrett der Spanier kam dadurch sehr gut zur Geltung, während die irische Bevölkerung mehr einen Angriff auf ihre Religion und ihre Lebensweise wahrnahm. Hier hat auch das historische Nachwort einen großartigen Beitrag geleistet, die Grundlage für die heute noch währende Teilung zwischen Nordirland und Irland zu verstehen.

Ergänzt wird der Anhang zudem mit einem Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten und einem kurzen, aber wichtigen Glossar. Hier werden nicht nur altertümliche Begriffe erklärt, sondern auch die gälischen Namen der Städte deren gebräuchlicheren Benennungen zugeordnet. Diese Aufstellung ist zwar sehr hilfreich, kann allerdings meinen größten Kritikpunkt nicht aufwiegen:
Neben den gälischen Namen der Städte, sind vor allem die der Charaktere sehr schwergängig und hemmen den Lesefluss enorm. Aodh Mór Ó Néill und Gamhain (laut Nachwort „Gaun“ ausgesprochen, was mich fast noch mehr verwirrt hat als das Ausbleiben einer Erklärung es gekonnt hätte) sind nur zwei Beispiele dafür. Auch die Städte blättert der Leser irgendwann nicht mehr nach, zumal hier definitiv eine Karte gefehlt hat, um das Geschehen besser nachvollziehen zu können. Wenn der Fokus auf der Authentizität liegen sollte, ist die Entscheidung der Autoren natürlich verständlich, zugunsten des Leseflusses haben sich manche andere Autoren (bspw. Gablé) allerdings auch schon anders entschieden und diese Entscheidung wurde belohnt.

Die Handlung rund um Ciara ist recht vorhersehbar, aber so kennt man es von den meisten Werken des Autorenduos und kann hier bewusst zu einem Buch greifen, welches keine (bösen) Überraschungen bietet. Die Liebesgeschichte entwickelt sich etwas anders, als man zunächst erwartet und dass die beiden den Leser hier nochmal auf’s Glatteis führen konnten hat mir gut gefallen.

Der Verlauf der Ereignisse ist nicht unbedingt als „spannend“ zu bezeichnen, aber ich habe es grundsätzlich genossen, mal von einem Land und einem Krieg zu lesen, die im Genre der historischen Romane bisher nicht so groß ausgeschlachtet wurden. Die erste Hälfte ist etwas zäh und man mag stöhnen, wie viele Seiten noch vor einem liegen. Die zweite Hälfte geht sehr viel leichter von der Hand, konnte das Steuer aber nicht komplett rumreißen, um mich so richtig zu packen. Das Ende ist mal wieder von allem etwas zu viel des Guten, aber auch darauf war ich vorbereitet. Hier spielt sicherlich die Erwartungshaltung eine große Rolle und wenn man andere Werke aus der Feder von Iny Lorentz kennt, ist dieses Ende fast schon eine Art Signatur. Zusammenfassend komme ich daher zu 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Fesselnde Geschichte mit kreativer Lore

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
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Elly Blakes „Fire & Frost“-Reihe beginnt mit „Vom Eis berührt“. In der Welt der 17-jährigen Ruby Otrera gibt es unter anderem zwei Arten von Menschen mit einer besonderen Gabe: Die Firebloods, zu denen ...

Elly Blakes „Fire & Frost“-Reihe beginnt mit „Vom Eis berührt“. In der Welt der 17-jährigen Ruby Otrera gibt es unter anderem zwei Arten von Menschen mit einer besonderen Gabe: Die Firebloods, zu denen Ruby gehört, und die Frostbloods. Dem Namen entsprechend können diese Feuer - beziehungsweise Eis - erschaffen und als Waffe oder Schutz benutzen. Beide Völker sind verfeindet und so verfolgt der mächtige Frostkönig die Firebloods in seinem Reich gnadenlos. Ruby ist eine der letzten und findet Unterschlupf bei einem Mönch und dem geheimnisvollen Arcus. Sie wollen den König stürzen und das kann nur mit Rubys Hilfe gelingen. Diese muss jedoch zuerst lernen, ihre Gabe kontrolliert einzusetzen. Dabei kommen sie und Arcus sich immer näher.

Die Geschichte ist vollständig aus der Sicht von Ruby geschrieben. Dies empfand ich als sehr angenehme Abwechslung, da aktuell viele Jugendbücher mit wechselnder Perspektive zwischen weiblichem und männlichem Protagonisten arbeiten. Hier war es sehr einfach, sich in Ruby hineinzuversetzen und die Erzählung hatte einen angenehmen Fluss ohne harte Brüche, sodass ich innerhalb von zwei Tagen am Ende angekommen war.

Die Lore der Geschichte ist wirklich umwerfend, ein ganz großer Pluspunkt! Elly Blake hat sich viele Gedanken über den Hintergrund gemacht, über Prophezeiungen und Legenden, und lässt eine Welt entstehen, die nicht nur kreativ, sondern auch schlüssig ist.

Wie sich die Beziehung zwischen Ruby und Arcus entwickelt, hat mir ebenfalls gut gefallen. Ihre gegensätzlichen Charaktere und die daraus resultierenden Probleme wurden nachvollziehbar ausgearbeitet. Es ist nicht die Liebe auf den ersten Blick, sondern nimmt eine realistische Entwicklung. Beim Lesen war es schön zu verfolgen, wie die beiden einen positiven Einfluss auf den jeweils anderen haben und ich freue mich, im nächsten Teil zu erleben, wie es sich weiterentwickelt.

Schön ist auch, wie sich Ruby entwickelt. Natürlich macht sie durch das intensive Training Fortschritt beim Umgang mit ihrer Gabe. Zugegebenermaßen geht das etwas schnell, aber aufgrund der Seitenzahl war hier kein Spielraum, dies in eine realistischere Länge zu ziehen. Doch auch ihr Charakter macht eine interessante Entwicklung durch. Von der Einzelkämpferin, die nur blind vor Hass und kurzsichtig in ihrer Rache ist, wird sie vernünftiger, selbstreflektiert und auch etwas vorausschauender. Der Leser freut sich über diese Entwicklung, macht sie Ruby doch sehr viel sympathischer und fängt den Vorgang ihres gezwungenermaßen schnellen Erwachsenwerdens gut ein.

Einen kleinen Punktabzug gibt es für ein paar Längen, die sich eingeschlichen haben. Bei nur rund 400 Seiten und so einer straffen Geschichte, ist kein Raum für Tage, an denen nicht viel passiert. Dies waren allerdings nur wenige Stellen und diese haben mich nicht daran gehindert, immer direkt weiterzulesen.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die wunderbare Lore und die tolle Entwicklung werden nur von kurzen Längen etwas eingetrübt.

Von der "Fire & Frost"-Reihe ist bereits der zweite Teil „Vom Feuer geküsst“ erschienen. Der dritte, „Von der Dunkelheit geliebt“, erscheint am 01.05.2019. Beide werden auf jeden Fall in meinem Regal landen, da mich – Achtung, Wortwitz! – brennend interessiert, was Elly Blake sich noch ausgedacht hat.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Historisch gelungenes Profil, Spannung setzt erst spät ein

Der Hexenjäger
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In „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz geht es um eben diesen: Heinrich Kramer, Prior der Dominikaner in Schlettstadt, nahe Straßburg, und päpstlicher Inquisitor. Er erscheint bei der jungen Susanna als ...

In „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz geht es um eben diesen: Heinrich Kramer, Prior der Dominikaner in Schlettstadt, nahe Straßburg, und päpstlicher Inquisitor. Er erscheint bei der jungen Susanna als diese voller Kummer über den Tod ihrer Mutter ist. Doch aus dem fast väterlichen Trost wird schnell eine Besessenheit und bei der Arbeit an seinem berühmten „Hexenhammer“ kommt ihm nur eine Ursache dafür in den Sinn. Diese zu beseitigen, darin sieht er seine göttliche Aufgabe.

Die Geschichte ist größtenteils aus der Ich-Perspektive von Susanna geschrieben. Gelegentlich wird dies durch kurze Kapitel aus Heinrichs Sicht unterbrochen. Gerade zu Beginn des Buches gibt es hier auch ab und zu kursiv gedruckte Rückblicke in Kramers Kindheit und frühe Jugend. Diese sind besonders interessant, weil der Leser so schnell begreift, mit was für einer Person er es zu tun hat und vor allem, wie Heinrich zu dieser Person wurde. Zum Ende hin gab es leider immer weniger Rückblicke. Dies finde ich sehr schade, weil man sowohl die gegenwärtige als auch die vergangene Handlung auf einen Höhepunkt hätte hinauslaufen lassen können. So bleibt es im Unklaren, ob es ein konkretes Ereignis gab, welches in Heinrich den Schalter umgelegt hat und warum er so auf Susanna fixiert ist.

Auch wenn man durch Susannas Augen ihre Gefühle und Gedanken grundsätzlich besser verstehen kann, bin ich mit ihr leider nicht richtig warm geworden. Auf der einen Seite war sie von einer nahezu naiven Unschuld, auf der anderen Seite doch sehr darauf bedacht, ihren Willen gegen alles und jeden durchzusetzen. Diese Willensstärke machte sie zwar sympathisch, aber ihre Emotionen haben mich nicht ganz erreicht.

Susanna ist eine rein fiktive Person, aber in Bezug auf Kramer, den Hexenhammer, das damalige Leben und die Praktiken der Hexenverfolgung hat Astrid Fritz wieder sehr gewissenhaft recherchiert und eine historisch schlüssige Umgebung geschaffen. Das, gepaart mit ihrer bildhaften Sprache, hat die Orte des Geschehens und die Menschen problemlos für mich Gestalt annehmen lassen. Durch einen umfangreichen Glossar und ein Nachwort zur Historie wird dies sehr gut abgerundet.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Spannungsverlauf. Der Start ist recht zäh. Der Leser lernt die handelnden Personen kennen und erfährt ihre Hintergrundgeschichte. Das ist gut und notwendig, hat aber hier etwas zu ausschweifend stattgefunden. Titel und Klappentext schüren Erwartungen hinsichtlich einer bestimmten Entwicklung, aber erst rund 100 Seiten vor Ende des Romans beginnt der Vorgang rund um die „Hexenjagd“. Davor fehlt ein Haupthandlungsstrang, Susannas Leben läuft mittelaltertypisch vor sich hin. Es ist hier mehr ein Profil von Heinrich Kramer und der Entstehung seines Werkes, als eine Geschichte, die erzählt wird.

Zusammenfassend ist „Der Hexenjäger“ keine Geschichte, die ich als „spannend“ bezeichnen würde. Dennoch ist die Schilderung von Kramers Persönlichkeit exzellent gelungen. Der Leser lernt sehr viel und das, ohne das Gefühl zu haben, unterrichtet zu werden. Vor allem die Willkür und das haarsträubende, zum Teil unlogische Vorgehen bei der Hexenverfolgung werden dem Leser lebendig vor Augen geführt. Zusammenfassend komme ich daher zu 3 von 5 Sternen.