Luxusprinzessin oder Ghetto Bitch?
Ghetto BitchMeine Meinung
„Ghetto Bitch“ ist ein Jugendbuch, dass aus der Feder des deutschen Autors Gernot Gricksch stammt. Das Buch erzählt die Geschichte von Nele, die 15-jährige lebt zusammen mit ihren Eltern ...
Meine Meinung
„Ghetto Bitch“ ist ein Jugendbuch, dass aus der Feder des deutschen Autors Gernot Gricksch stammt. Das Buch erzählt die Geschichte von Nele, die 15-jährige lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrem 14-jährigen Bruder Timo im luxuriösen Villenviertel Hamburg-Poppenbüttel. Sie führt das Leben eines reichen Teenagers, der keine Ahnung von wirklichen Problemen hat und dem normalerweise jeder Wunsch erfüllt wird. Bis zu dem Tag, an dem ihr Vater stirbt und die Familie plötzlich vor einem riesigen Berg Schulden steht. Neles Leben, dass bisher immer perfekt und unbeschwert war, ist unwiderruflich vorbei und als würde das noch nicht reichen, muss die Familie ihr Luxusvilla verkaufen und in eine sozial Wohnung in einer Hochhaussiedlung in Hamburg-Steilshoop ziehen.
Dem Autor ist mit seinem Werk nicht nur eine unterhaltsame Geschichte gelungen, sondern auch ein interessanter Blick auf eine Situation, wie sie wohl jedem passieren könnte. Die Geschichte handelt von all den Höhen und Tiefen, die ein Teenager auf seinem Weg zum Erwachsenwerden durchlebt. Dabei schreibt der Autor sowohl über typische Teenager Erfahrungen wie die erste Liebe, Freundschaft oder Mobbing als auch über die Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen Schichten und die Missverständnisse die damit einhergehen können. Leider war mir das Buch Stellenweise zu klischeehaft.
Nele war mir leider nicht wirklich sympathisch. Sicherlich die Veränderung ihrer Lebenssituation war für sie ein Schock, aber das ist noch lange keine Entschuldigung für ihr mieses Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen. Zu Beginn des Buches verhält sie sich wie eine reiche verzogene Prinzessin, die glaubt ihr würde die ganze Welt gehören und wehe es tanzt einer aus der Reihe. Zwar ändert sich mit ihrer neuen Lebenssituation auch ihr Verhalten, anfänglich aber eher in eine negative Richtung. Nele braucht erst einen gehörigen Tritt in ihren Allerwertesten, bevor sie ernsthaft über ihr bisheriges Verhalten nachdenkt.
In Neles Leben prallen plötzlich zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten und das sorgt natürlich für reichlich Spannungen. Bevor sie sich in ihrer neuen Lebenssituation zurechtfindet, tritt sie in etliche Fettnäpfchen und macht sich dabei nur bedingt beliebt. Was vor allem an ihrem zickigen Verhalten liegt, denn Neles Bemühungen sich in ihr neues Umfeld zu integrieren halten sich zunächst sehr in Grenzen.
Bei Timo hatte ich die Hoffnung er könne möglicherweise ein Ausgleich zu Nele sein, leider trifft er im Laufe der Handlung unglaublich viele Fehlentscheidungen. Im Gegensatz zu seiner älteren Schwester hat er mit seiner neuen Lebenssituation zunächst keine sonderlich großen Probleme, denn Timo hat sein altes Leben gehasst. Bereits am ersten Tag findet er Freunde und integriert sich so recht schnell in sein neues Umfeld. Bis er schmerzlich lernen muss, dass seine angeblichen Freunde kein besonders guter Umgang für ihn sind.
Die Nebencharaktere konnten mich allesamt nicht vom Hocker reißen, was mich ehrlich gesagt ziemlich gestört hat. Es liegt nicht daran, dass sie mir nicht sympathisch waren, sondern vielmehr an ihrer Darstellung. Man könnte fast auf die Idee kommen, der Autor hätte es regelrecht darauf angelegt, so viele Klischees wie nur möglich zu bedienen.
Da gibt es einerseits das Ekelpaket, dem es riesigen Spaß macht seine jüngeren Mitschüler zu mobben, den gut aussehenden reichen Kerl, in den jedes Mädchen verliebt ist und der natürlich der feste Freund der weiblichen Protagonistin ist und die beste Freundin, die aus genauso wohlhabenden Verhältnis kommt und deren Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen nicht minder arrogant ist. Anderseits gibt es die Jugendlichen, die fast alle einen Migrationshintergrund haben, deren Eltern weit davon entfernt sind wohlhabend zu sein und die entweder auf die schiefe Bahn geraten sind oder sich total „asozial“ verhalten. Dabei haben sie lediglich einen anderen Kleidungsstil, gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder haben Probleme mit der deutschen Sprache. Eigentlich gibt es deutlich schlimmeres auf dieser Welt und trotzdem hatte ich als Leser das Gefühl diese Menschen könnten niemals eine funktionierende Gemeinschaft bilden.
Passend zu diesem Thema war leider auch die Wortwahl, die mir bisweilen zu extrem war. Nur weil das Buch für Jugendliche geschrieben wurde, heißt das noch lange nicht, dass man zu einer Wortwahl greifen muss, wie sie wahrscheinlich für einen Schüler mit großen Bildungslücken typisch ist. Glücklicherweise hat das dem Schreibstil nicht geschadet, denn der ließ sich trotzdem flüssig lesen. Das Buch wird aus der Sicht von Nele und Timo erzählt und dank kurzer Kapitel habe ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen.
Fazit
Mit „Ghetto Bitch“ ist dem Autor ein interessantes Buch gelungen, dass mich größtenteils gut unterhalten konnte und dass ich trotz einiger Klischees genossen habe. Obwohl die Geschichte für mich alles andere als perfekt ist, bekommt sie von mir 3,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.