Profilbild von Ambermoon

Ambermoon

Lesejury Star
offline

Ambermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ambermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2018

Toller Hai-Horror -> spannend, interessant, blutig und mit Actionszenen. Für Lesen am Limit empfehle ich dieses Buch im Strandurlaub zu lesen *g*

MEG
0

Im Marianengraben südwestlich von Burma hat »Carcharodon megalodon« überlebt - MEG, ein Vorfahre des weißen Hais und eines der gefährlichsten Raubtiere, das je existierte. Der Herrscher der Meere, eine ...

Im Marianengraben südwestlich von Burma hat »Carcharodon megalodon« überlebt - MEG, ein Vorfahre des weißen Hais und eines der gefährlichsten Raubtiere, das je existierte. Der Herrscher der Meere, eine Killermaschine. Jonas Taylor, ein berühmter Tiefseeforscher, ahnt es. Auf einer Tauchstation in ozeanischen Tiefen stellt sich heraus, wie recht er hat. MEG gelingt es, in die oberen Wasserschichten aufzusteigen, wo der gigantische Hai fortan sein Unwesen treibt. Die Jagd beginnt - und dieses Mal ist der Mensch das Opfer....(Klappentext)

✺✺✺✺✺✺✺✺✺✺

"Warmes Wasser strömte in das leicht geöffnete Maul, das sich scheinbar zu einem grausamen, gezackten Grinsen verzogen hatte.
Über dem Zahnfleischrand ragten die Spitzen von zweiundzwanzig rasiermesserscharfen Zähnen hervor, mit denen der Räuber seine Beute packte.
Im Oberkiefer steckten weitere vierundzwanzig Zähne, wesentlich größere und breitere Waffen,
von der Natur dazu vorgesehen, Knochen, Sehnen und Speckschichten zu durchbohren."
(S. 49)


Das Buch ist in zwei Teile geteilt:

Hier muss man anfangs etwas Geduld mitbringen, denn auf den ersten 50 Seiten erhält man zwar unter anderem Einblicke in die verschiedenen Handlungsstränge und Charaktere, aber es lassen einem auch einige technische und wissenschaftliche Ausführungen gähnen. Zumindest war dies bei mir der Fall. Das technische Nackerpatzl in mir interessiert sich nämlich keineswegs für den Aufbau eines Tiefseebootes, dessen Instrumente und wieviel Bar Druck es aushält. Ich kann damit so gar nichts anfangen.
Was ich jedoch durchaus interessant fand, war der Aufbau und die Geschichte des Marianengrabens mit den darin lebenden Meeresbewohnern. Ebenso erfährt man interessante Fakten über Haie allgemein und wie es möglich ist, dass ein Megalodon-Weibchen und auch ein Kronosaurus bis heute darin überleben konnten. Letzteres natürlich nur fiktional...hoffen wir zumindest mal g.
Im ersten Teil erfolgt aber auch der erste mehr oder weniger glimpflich verlaufende Kontakt mit dem Megalodon-Weibchen und die Spannung steigt langsam an.

"Vierzig Minuten später saß Jonas Taylor in der SEA CLIFF und ging wie gewohnt seine Checkliste durch -
für einen Tauchgang, der sein ganzes restliche Leben prägen würde."
(S. 25)


Forscher an Bord der Tallman haben den ersten Kontakt, zumindest vermuten sie, dass es sich im Sonar um diese prähistorische Spezies handelt. Diese Vermutung genügt jedoch schon, um bei den Forschern den Jagdinstinkt zu kitzeln und sie beschließen dieses Monstrum von Hai an die Oberfläche zu locken.
Näheren Kontakt hat hingegen der Tiefseeforscher Jonas Taylor, der sich mit zwei Wissenschaftler in einer geheimen Marine-Expedition befindet und mit ihnen in einem Tiefseetauchboot hockt, um Bodenproben aus dem Marianengraben zu bergen. Dabei erwecken sie kurz die Aufmerksamkeit des gleichen Megalodon-Weibchens, konnten sich jedoch, durch das Abschalten der Motoren und Lichter, dieser Aufmerksamkeit nur knapp entziehen....nicht jeder überlebte diesen dramatischen Tauchgang.

Mit dem 1. Teil wird der Leser quasi auf das was folgen wird vorbereitet.

Im 2. Teil (ab ca. S. 90) beginnt der eigentliche Roman, bzw. die Story. Es sind 7 Jahre vergangen und Taylor, nun Paläontologe, musste aufgrund des mißglückten Tauchganges und seiner Aussage ein riesiger Hai hätte sie angegriffen, einen 3-monatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung über sich ergehen lassen. Damals wurde er unehrenhaft aus der Marine entlassen. Immer noch davon überzeugt, dass das Tiefseeboot von einem Megalodon angegriffen wurde, beschäftigt er sich seither eingehend mit der These, weshalb das Megalodon überlebt haben könnte. In ein Tiefseeboot ist er seither jedoch nicht mehr gestiegen. Das ändert sich als mehrere unbemannte Forschungstauchboote im Marianengraben völlig demoliert geborgen werden und ihn sein Freund Tanaka um Hilfe bitte dem nachzugehen.

"Das Megalodon tauchte auf, das Seitenlinienorgan genau auf die Vibration des Motors ausgerichtet.
Das aufgeregte Raubtier beschleunigte immer schneller, die seelenlosen, graublauen Augen rollten in den Schädel, und eine Sekunde später...
WUSCH! Das Meer explodierte, als das Meg durch John Pauls Boot krachte und es zu Kleinholz verarbeitete."
(S. 215)


Auch im 2. Teil muss man sich etwas gedulden, denn hier dauert es etwas bis das Megalodon wieder auftaucht. Dies gestaltet sich jedoch keineswegs langweilig, sondern erhöht in gewisser Weise die Spannung. Immerhin wissen wir Leser ja - das Meg wird auftauchen! Ab diesem Zeitpunkt geht es dann jedoch Schlag auf Schlag. Die Spannung und das Tempo steigen und man fliegt regelrecht durch die Story.

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst plastisch. Alten schafft es wirklich gekonnt Bilder entstehen zu lassen und man spürt regelrecht wann es so weit ist und sich das Megalodon nähert. Ähnlich der typischen Musikuntermahlung bei "Der Weiße Hai" richten sich einem dann die Nackenhaare auf und man kaut den ein oder anderen Fingernagel ab.
Actionszenen und überraschende Wendungen wechseln sich ab und einige der Figuren werden das Ufer nie wieder lebend erreichen....höchstens stückchenweise.
Der Erzählstil und die Story selbst sind absolut packend, die Charaktere authentisch und was mich besonders begeistern konnte war, dass man auch Einblick in die Sicht des Megalodon erhält. Diese Passagen strotzen nur so vor animalischen Instinkt und roher Kraft.

"Als das Megalodon aus der warmen Brühe der Rauchfahne in das eisige Wasser darüber geriet, wirkte die Kälte vorübergehend stimulierend auf seine überhitzten Muskeln.
Es schwamm auf das lästige Piepen der zweiten Drohne zu, wobei es immer weiter aufstieg.
In weniger als einer Minute hatte es bereits dreihundert Meter Höhe gewonnen.
(S. 69)


Fazit:
Trotz der Geduld die man anfangs bei beiden Teilen des Buches aufbringen muss, entwickelte sich dieser Hai-Horror rasch zu meinem persönlichen Sommer-Highlight.
Spannung, Tempo und Action mit blutigen Zwischensequenzen, machen diesen Roman zu einem tollen Lesevergnügen.
Für Lesen am Limit empfehle ich dieses Buch am Strand zu lesen g.
Nun bin ich gespannt wie der Film ist...bei FSK ab 12 darf man wohl sich nicht viel erwarten, daher schätze ich, dass der Film ordentlich gekürzt und entschärft wurde.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 21.08.2018

Interessante Fakten über Highclere Castle, dem Schauplatz von Dowton Abbey. Leider mit einigen langatmigen Stellen, Abschweifungen und Aufzählungen...Gott, diese Aufzählungen!

Lady Almina und das wahre Downton Abbey
0

Als die bürgerliche Almina im Alter von 19 Jahren den Grafen von Carnarvon, Herr von Highclere Castle, heiratet und in die Kriese des Adels aufsteigt, scheint ihr Leben perfekt. Als Erbin eines immensen ...

Als die bürgerliche Almina im Alter von 19 Jahren den Grafen von Carnarvon, Herr von Highclere Castle, heiratet und in die Kriese des Adels aufsteigt, scheint ihr Leben perfekt. Als Erbin eines immensen Vermögens und Frau eines Adeligen feiert sie rauschende Feste und hüllt sich in teure Kleider. Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nimmt Lady Alminas Schicksal eine unerwartete Wendung und sie muss beweisen, was wirklich in ihr steckt.
Seit 2010 die erste Folge von Downton Abbey in Großbritannien ausgestrahlt wurde, ist das Kostümdrama zu einem TV-Hit geworden. Von der Kritik gefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wurde die Serie schnell auch international zu einem Erfolg. Mithilfe von Tagebüchern, Briefen und Fotografien aus dem Archiv von Highclere Castle erzählt die aktuelle Lady von Carnarvon die faszinierende Geschichte von Lady Almina und Schloss Highclere, welches sowohl als Kulisse als auch als Inspiration für Downton Abbey dient...
(Klappentext)

♛♛♛♛♛

"Dieses Buch handelt von einer außergewöhnlichen Frau namens Alina Carnarvon,
von der Familie, in die sie einheiratete, von dem Herrensitz, der ihr Zuhause wurde,
von den Menschen, die dort arbeiteten,
und nicht zuletzt von der Verwandlung des Anwesens in ein Lazarett für verwundete Soldaten in der Zeit des Ersten Weltkriegs."
(S. 9 - Vorwort)


Nahezu jeder kennt die historische Serie "Dowton Abbey", doch nur wenige wissen, dass die Serie teils auf wahren Begebenheiten beruht. Das Highclere Castle ist nicht nur der Grundstein für die Geschichten dieser TV-Serie, sondern fungierte gleichzeitig auch als Schauplatz für "Dowton Abbey".
Die wahre Geschichte von dem wahren Dowton Abbey, ergo dem Highclere Castle, und seinen Herrschaften wird in diesem Buch erzählt. Dies erfolgt von der derzeitigen Herrin, Countess of Carnarvon, höchstselbst. Diese stellt bereits im Vorwort klar, dass dieses Buch weder Biografie, noch ein Roman ist. Es ist eine Erzählung über die Geschichte dieses Hauses, welche durch Briefe, Haushalts- und Tagebücher rekonstruiert wurde.

Im Mittelpunkt steht hier Lady Almina, die uneheliche Tochter und Erbin des berühmten Bankiers Alfred de Rothschild. Sie heiratete den 5. Earl of Carnarvon, welcher für die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun, gemeinsam mit Howard Carter, bekannt war und noch immer ist. Und mit ihr beginnt die Geschichte des Highclere Castle.

♛♛♛

Kapitel:

Glanz und Gloria
Willkommen im Highclere
Almina, die Debütantin
Ein Triumph für ihre Ladyschaft
Das Leben im unteren Stockwerk
Festlichkeiten
Ägypten zur Zeit Edwards VII.
Das Ende des Goldenen Zeitalters
Der Sommer 1914
Der Ruf zu den Waffen
Das verlorene Paradies
Kriegshelden
Ei Krankenhaus im Umbruch
Tod in den Schützengräben
Dunkle Zeiten
Das ersehnte Ende
Vom Krieg zum Frieden
Zurück zu Glanz und Gloria
"Wunderbare Dinge"
Der Vorhang fällt
Erbe

Epilog
Danksagung
Niederschrift der Briefe
Bildnachweise
Bibliografie

♛♛♛


Der Anfang des Buches gestaltete sich für mich eher holprig. Hier wird nämlich, neben der Geschichte von Alminas Einzug und verschiedenen Familienverstrickungen, auch unheimlich viel aufgezählt und dabei ins Detail gegangen - welche Kleidung Almina wann trug und wie diese genau ausgesehen hat, Blumenarrangements und Menüpläne. Ich hatte das Gefühl einem monoton daher sprechenden Moderator bei einer Royalen Hochzeit zuhören zu müssen.
Erst ab dem 5. Kapitel wurde es interessanter. Hier erhält man Einblick in das Leben der Bediensteten - von der Hierarchie angefangen, bis hin zu deren Aufgaben.

"Einige der jüngeren Dienstmädchen teilten sich ein Zimmer zu zweit.
Die Schlafzimmer waren nur zum Übernachten da, denn für die Freizeit gab es einen Gesinderaum und ein gemeinschaftliches Wohnzimmer,
Privatsphäre wurde der Dienerschaft nicht zuerkannt."
(S. 59)


Der Schreibstil ist flüssig und die verschiedenen Erzählungen interessant - Erzählungen über den Tod Königin Victorias und den Wechsel in das Edwardianische Zeitalter, über die Leidenschaft des Earl of Carnarvon zu Automobilen und der Geschwindigkeit dieser, sowie dessen Autounfall von dem er sich nie ganz erholte, von den unzähligen Reisen der Carnarvons nach Ägypten und die Ausgrabungen, viele davon mit Carter und schließlich der Entdeckung des Grabes Tutanchamuns. Über das politische Engagement Alminas, bei dem sie sich für die Rechte der Armen stark machte, sowie ihr Interesse an der Krankenpflege und der Medizin im Allgemeinen. Sie wurde sogar Schirmherrin des Cold Ash Hospitals. Als der Erste Weltkrieg England erreichte, wurde Highclere Castle kurzerhand in ein modernes Lazarett verwandelt.
Hochzeiten, Festlichkeiten, Geburten und Tode - das Haus hat viel gesehen.
Dies und noch viel mehr erfährt der Leser und dabei entdeckt man einige Geschichten, welche vom Regisseur von "Downton Abbey" aufgegriffen wurden.

"Als sie am 25. Juli in London eintrafen, hatten sie eine Zeitung im Gepäck,
die von dem Ultimatum berichtete, das Österreich nach der Ermordung des Erzherzogs Serbien gestellt hatte,
Winifred schrieb an Lord Carnarvon, es sei
>>Der letzte Sonntagmorgen der alten Welt<< gewesen."
(S. 120)


Es wird auch allgemein etwas auf historische Ereignisse eingegangen, die Einfluß auf Highclere Castle hatten. Vor allem der Erste Weltkrieg nimmt viel Raum ein (ganze 8 Kapitel!), welche ich anfangs noch interessant fand, doch nach unzähligen Seiten wurde es doch sehr ermüdend. Da gibt es andere Bücher, die dies ausführlicher und wesentlich interessanter an den Leser bringen. Ich bin normalerweise absolut keine Querleserin, aber hier wird man zuweilen regelrecht dazu animiert. Die heutige Lady Carnarvon hat nämlich, wie schon anfangs erwähnt, eine Vorliebe alles mögliche aufzuzählen und zu beschreiben, sei es die Blumenarrangements, Kleidung, 10-Gänge Menüs und vor allem Personen. Wenn bei einem Ereignis 20 Personen beteiligt waren, so werden diese natürlich auch alle aufgezählt. Personen die im Grunde völlig unwichtig sind, da diese nie wieder im Buch auftauchen. Da die Carnarvons natürlich sehr viele Personen kannten (vermutlich waren das damals durchaus wichtige Personen und die Erben sind es wohl noch heute) und beliebt waren, kam dies leider nur allzu oft vor.

Die Autorin scheint durchaus viel recherchiert zu haben und fördert dadurch interessante Fakten und Begebenheiten zu Tage, leider schweift sie auch nur allzu gerne ab. Ich musste mich manchmal regelrecht dazu zwingen in diesem Buch zu lesen, da es nie lange dauerte, bis langatmige Stellen oder absatzlange Aufzählungen auftauchten.

"Im Schloss und auf dem Gut leben heute Familien, die hier schon seit Generationen ihr Zuhause haben.
Sie sind die Hüter der Geschichten ihrer Vorfahren."
(S. 274)


Fazit:
Als Dowton Abbey-Fan fand ich viele Erzählungen durchaus interessant und fesseln, doch nur allzu oft tauchen langatmige Stellen mit Abschweifungen und/oder Aufzählungen auf (Gütiger Himmel - diese Aufzählungen...arrgh!), die mein Lesevergnügen beeinträchtigten oder überhaupt in den Keller sacken ließen. Weniger ist eben oft mehr.
Trotzdem habe ich so manche Passagen genossen und habe wieder Lust bekommen "Downton Abbey" zum wiederholten Male anzusehen, nur um herauszufinden, welche Parallelen sich darin noch zu Highclere Castle verstecken.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ein anspruchsvoller, komplexer, aber auch faszinierender Klassiker voller psychologischer Abründe

Was Maisie wusste
0

"Es sollte das Schicksal dieses duldsamen kleinen Mädchens werden, mehr zu sehen, als es zunächst verstand,
aber auch, und dies von Anfang an,
viel mehr zu verstehen, als dies vielleicht je zuvor ein Mädchen ...

"Es sollte das Schicksal dieses duldsamen kleinen Mädchens werden, mehr zu sehen, als es zunächst verstand,
aber auch, und dies von Anfang an,
viel mehr zu verstehen, als dies vielleicht je zuvor ein Mädchen vergleichbaren Alters,
wie duldsam auch immer, getan hatte."
(S. 13)


"Was Maisie wusste" ist ein komplexer und experimenteller Roman Henry James' und demonstriert einmal mehr James' Faszination für Figuren, die dazu verdammt sind zu beobachten anstatt teilzunehmen.

Das vorliegende Werk ist die Geschichte eines Kindes, dessen Eltern sich scheiden lassen und von denen keiner die Unannehmlichkeit auf sich nehmen will, sich wegen Maisie in seinem gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen zu lassen. Der Roman ist eine Analyse von Maisies Eindrücken und Reaktionen auf die Dummheit und den Egoismus ihrer Eltern, deren Freunde und Liebhaber.
Es ist kein Roman mit viel Spannung und auch nur mit sehr wenig Handlung, was jedoch nicht bedeutet, dass hier nichts passiert.

Henry James ist ein Schriftsteller, der für seine Charakterstudien in seinen Romanen war und immer noch ist, wie z.B. auch in "Das Bildnis einer Dame" oder auch, wenn man es genau betrachtet, in "Die Drehung der Schraube". Auch in diesen Romanen passiert nur wenig und es stehen die Charaktere im Vordergrund. Diese sind manchmal alles andere als Sympathieträger. Egoismus, Eitelkeit, Manipulation sind häufige Themen in seinen Romanen und Charaktereigenschaften seiner Figuren.
So auch in diesem Roman, welcher aufzeigt, was diese Attribute bei einem kleinen Mädchen anrichten können, wenn es in einer Umgebung mit Erwachsenen aufwächst, welche diese Eigenschaften besitzen. Hier steht die Entwicklung Maisies im Vordergrund, ihre Gedanken und Gefühle, während sie zwischen allen möglichen Fronten steht.

"Das Kind sollte ihrem Zorn dienen und ihre Rache besiegeln,
denn beide Ehepartner waren zu gleichen Teilen von der Schwere des Richterspruchs versehrt worden,
weil darin letztinstanzlich der von beiden Seiten aufgebracht vorgetragene Anspruch abgewiesen wurde, ALLES zu wollen."
(S. 9)


Masie ist ein intelligentes Mädchen, stellt sich jedoch gegenüber allen Außenstehenden und vor allem ihren Eltern gegenüber absichtlich dumm, um nicht noch mehr in die Streitereien ihrer Eltern hineingezogen zu werden und als Spielball und Informationsquelle zu fungieren. Dadurch wird Masie aber auch zu einer geübten Zuschauerin und Zuhörerin. An ihren Gedanken erkennt man, dass sie viel mehr von ihrer Umgebung wahr- und aufnimmt als alle denken. Durch Maisies Augen erhält der Leser Einblick in die Charaktere der Figuren, in Intrigen und Affären, welche sich rund um das Mädchen abspielen und dem sind ganz schön viele. Hier scheint jeder jeden zu betrügen und eines auswischen zu wollen.

Da Henry James nie eigene Kinder hatte, ist es umso erstaunlicher wie treffend und berührend die kindliche Sichtweise transportiert wird.
Zudem werden die Figuren nicht durch äußerliche Merkmale beschrieben. Im Grunde weiß man bis zum Ende nicht wie diese aussehen. Die Beschreibung der Figuren erfolgt alleine nur durch die Charakterbeschreibung. Das erfolgt jedoch sehr intensiv und geht somit auf sehr beeindruckende Weise in die Tiefe, welche trotzdem ein Bild vor Augen entstehen lässt.

Obwohl es durchaus und vor allem vom psychologischen Standpunkt aus interessant zu lesen ist und sich hier Abgründe auftun, hatte ich so meine Probleme mit diesem Roman. Das lag vor allem an den langen Schachtelsätzen. Diese sind zwar ein typisches Merkmal für Henry James' Schreibstil, aber hier tat ich mir besonders schwer. Manche Sätze scheinen kein Ende nehmen zu wollen und dadurch gestaltete sich das Lesen zeitweise als sehr anstrengend.
Hinzu kommen so manche Aus- und Abschweifungen. Manchmal konnte ich diesen durchaus etwas abgewinnen, denn an den richtigen Stellen tragen diese erst dazu bei in die Geschichte einzutauchen. Hin und wieder verlangsamen sie jedoch die Handlung und das Lesetempo, sodass man das Gefühl hat auf der Stelle zu treten oder sich in Slow Motion durch die Geschichte zu bewegen.

Die Dialoge hingegen konnte mich begeistern. Bei diesen wird vieles nur angedeutet und umschrieben, daher muss man zwischen den Zeilen lesen, um zu erkennen was für Abgründe sich hier wirklich auftun. Bei vielen Dialogen kommt aber auch der Humor und die Direktheit von Henry James zum Vorschein, welche einem dann schmunzeln lassen.

"Und in diesem Augenblick geschah es, dass ihr die von ihrem ekelhaften Papa gesprochenen Worte erneut in ihren kleinen verwirrten Ohren klangen,
von wo aus sie, auf das Begehr ihrer Mutter hin, schnurstracks zu ihren kleinen unschuldigen Lippen und in ihre klare, durchdringende Stimme wanderten.
>>Er sagte, ich soll dir von ihm ausrichten<<, gab sie wortgetreu wieder, >>dass du eine hundsgemeine Drecksau bist.<<"
(S. 17)


Wie bei allen Romanen von Henry James, wird also auch hier beim Lesen Konzentration gefordert, wenn auch mit amüsanten und nachdenklichen Passagen. Auch von der Thematik her ist dieser Roman keineswegs leichte Kost. Vor allem da es sich hier um ein kleines Mädchen handelt, an dem sehr bildhaft herumgezerrt wird, ohne auf dessen Gefühle zu achten.

Wie vom dtv-Verlag nicht anders erwartet, hält man hier eine qualitativ hochwertige Ausgabe in den Händen.
Obwohl hier mit "Neuübersetzung" geworben wird, wurde das Original weder modernisiert, gekürzt, noch "verfälscht". Es wurde der Schreibstil, der für Henry James so typisch ist, beibehalten.
Die Fußnoten mit Anmerkungen sollten unbedingt beachtet werden, da diese zum besseren Verständnis beitragen und auch durchaus interessant zu lesen sind. Diesmal ist zwar keine biographische Zeittafel des Autors vorhanden, jedoch ein Nachwort von Angela Schader, welches einem Einblicke in die damalige Zeit gewährt, sowie in das Werk "Was Maisie wusste" selbst, das vieles verständlicher und nachvollziehbarer macht.

Fazit:
Dieser Klassiker hat mich zwar einiges an Kraft und Durchhaltevermögen gekostet, trotzdem kann ich diesem Werk von Henry James durchaus etwas abgewinnen. Es ist zwar anspruchsvoll, geht jedoch in die Tiefe und hat zudem keineswegs an Aktualität verloren.
Auch wenn ich mich bei jedem Buch von Henry James, mal mehr - mal weniger, durchkämpfen muss, finde ich seine Werke faszinierend und doch in gewisser Weise fesselnd. Ergo werde ich trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) immer wieder einen "Henry James" lesen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 09.08.2018

Mein Horror-Highlight im Sommer mit Südstatten-Hillbillys und gefräßigen Monstern in den Sümpfen.

The Wild Hunt
0

Ein Serienkiller treibt in Louisiana sein Unwesen. Er überfällt Reisende und verschleppt sie in das Sumpfland des Atchafalaya Wildlife Refuge.
Als Sues Familie in die Fänge des Killers gerät, muss sie ...

Ein Serienkiller treibt in Louisiana sein Unwesen. Er überfällt Reisende und verschleppt sie in das Sumpfland des Atchafalaya Wildlife Refuge.
Als Sues Familie in die Fänge des Killers gerät, muss sie mit ansehen, wie ihre Familie brutal ermordet wird. Sie selbst kann in ihrer Not gerade noch in die Sümpfe entkommen.
Die Jagd auf den Serienkiller beginnt, dessen Morde mit einer Blutfehde zusammenhängen, die bis in die Zeit der amerikanischen Revolution zurückreicht.
Doch in den Sümpfen lauert noch etwas weitaus gefährlicheres als der Killer. Es ist kompromisslos, tödlich und absolut böse!...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Leichen hatte man bisher keine gefunden, aber das viele Blut hinterließ eine eindeutige Botschaft:
Es waren Menschen gestorben. Abgeschlachtet, weil sie zur falschen Zeit auf der falschen Straße unterwegs gewesen waren."
(S. 22)


Bereits auf der ersten Seite stößt man auf den Serienkiller und es ist offensichtlich, dass er ein Psychopath der übelsten Sorte ist. Dieser tötet anscheinend aus reinem Spaß an der Freude, indem er ahnungslose Reisende von der Straße drängt, deren Leben auslöscht und anschließend die Leichen verschleppt.
Nachdem er mit seinem Pick-Up-Truck eine Familie von der Straße gedrängt hat, tötet er einen nach dem anderen. Nur die 15-jährige Sue konnte sich retten, indem sie sich in die Sümpfe flüchtete. Doch die tiefen Sümpfe sind nicht nur das Jagdrevier des Serienkillers. Neben bewaffneten Hillbillys treibt sich noch etwas anderes darin herum - groß, gefährlich und mit spitzen Reißzähnen.

Mason: ein 25-jähriger Journalist ist ebenfalls in dieser Gegend unterwegs. Er ist auf der Suche nach einer genialen Story, um auf die Titelseite zu gelangen. Und was für eine Story könnte besser dafür geeignet sein, als die eines Serienkillers der auf der Interstate 10 wütet und noch immer nicht gefasst wurde? Dafür begibt er sich in das Atchafalaya National Wildlife Refuge - ein Labyrinth aus Wäldern, Sümpfen und unzähligen nicht verzeichneten Wegen.

The Hunting Company: hier ist der Name Programm, denn es ist eine zusammengewürfelte Gruppe von ehemaligen Navy Seals. Abgebrühte Männer, bis auf die Zähne bewaffnet und bereit alles zu jagen und zu töten was Geld einbringt - wirklich ALLES. Doch diesmal sind sie auf einer ganz speziellen Jagd - einer Jagd die schon Jahrhunderte andauert und nun endlich für alle Zeiten beendet werden soll. Das Blut kocht, die Büchsen sind geladen und die Männer bereit.

"Der Geist des Krieges war erwacht.
Er hatte nur geschlummert und auf den richtigen Augenblick gewartet,
um mit seiner kompromisslosen Zerstörungswut an die Oberfläche zu brechen.
Die Hunting Company würde ihn in die Sümpfe tragen und entfesseln,
denn das war es, wofür sie lebten."
(S. 33)


Eric und Nina: die beiden sind beruflich auf dem Weg nach New Orleans und haben dafür den Weg durch die Pampa gewählt. Tja, das hätten sie wohl besser lassen sollen.
Nachdem sie ein Mädchen fast überfahren hätten und dieses nun nach Hause bringen, ist ihnen nicht klar in was für eine Gefahr sie sich damit begeben. Sie landen nämlich somit in der Höhle des Löwen aus der es kein Entkommen zu geben scheint.

Während man Sue nur anfangs und gegen Ende antrifft, begleitet man die anderen Figuren durch die Story und somit den ein oder anderen durch die wahr gewordene Hölle. Jeder dieser Handlungsstränge ist für sich spannend, interessant und endet immer wieder mit einem bombastischen Cliffhanger.

"Direkt neben ihrem strampelnden Freund kam ein zweiter Kopf nach oben,
teilte mit seinem schwarzen Schopf das Wasser,
die Augen in tödlichem Weiß,
die Haut aufgequollen und grau."
(S. 130)


Auch diesmal bin ich wieder vom Schreib- und Erzählstil des Autors begeistert.
Während so manche Dialoge, entsprechend der Charaktere, derb, großkotzig und auch manchmal gruselig sind, so ist die Settingbeschreibung atmosphärisch dicht mit nahezu literarischen Zügen und doch herrlich flüssig.
Mit diesem Thriller taucht man in ein Setting mit typischen Südstaatenflair ein. Man bewegt sich durch typisch amerikanische Kleinstadt-Kaffs, die man aus Roadmovies oder diversen Horrorfilmen kennt. Hillbillys mit ihren Gewehren und Cowboystiefeln kreuzen genauso unseren Weg, wie auch heruntergekommene Häuser mit ihren ebenso heruntergekommenen Veranden. Man spürt die schwüle und drückende Hitze der Sümpfe, die von Regengüssen unterbrochen werden.
Kopfkino erzeugen kann M.H. Steinmetz und dies macht beim Setting nicht Halt. Es geht hier nämlich keineswegs idyllisch zu, im Gegenteil. Die unheimliche und leicht gruselige Spannung durchzieht die gesamte Story und wird nur durch Blut und Gemetzel unterbrochen. Hier fliegen Gliedmaßen genauso durch die Gegend wie Gedärme und Schädel, während sich die Handlungsstränge aneinander nähern und schließlich miteinander verwoben werden.

"Die Knochen zerfielen in ihrem Fleisch zu Staub, in dem ihre Zähne wie in einem dicken Brei haltlos herumschwammen,
nur von schmerzhaft pulsierenden Nerven gehalten.
Anstatt gänzlich Form und Halt zu verlieren, erwuchs daraus etwas Neues."
(S. 196)


Am Ende nimmt die Story nochmals ordentlich an Fahrt und Spannung zu und enthält einen actiongeladenen und brutalen Showdown.
Happy End sucht man bei M.H. Steinmetz vergebens und genau das mach das Ganze um einiges authentischer und interessanter. Der Autor killt nämlich auch schon mal seine Protagonisten und ist daher immer für eine Überraschung gut. So auch in diesem Horror-Thriller.

Fazit:
"The Wild Hunt" ist ein literarischer Horror-Splatter par excellence und somit eines meiner Lesehighlights. Wer die amerikanischen Horrorfilme aus den 80ern mag, wird dieses Buch lieben. Also haltet Eure Schlüppis fest, hier wird es spannend, brutal und vor allem blutig.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 08.08.2018

Mit diesem Teil hat mich Masterton ordentlich enttäuscht. Der Fall selbst brilliant, aber leider viel Privat-Mimimi und ein blinzelnder Penis zu viel.

Gequälte Engel
0

Welches Geheimnis verbirgt die katholische Kirche von Irland?
An einem kalten Frühlingsmorgen in der Grafschaft Cork finden zwei Fischer im Blackwater River den aufgeblähten Körper von Father Heaney. Hände ...

Welches Geheimnis verbirgt die katholische Kirche von Irland?
An einem kalten Frühlingsmorgen in der Grafschaft Cork finden zwei Fischer im Blackwater River den aufgeblähten Körper von Father Heaney. Hände und Füße sind gefesselt und um den Hals trägt er die Würgemale einer Garrotte. Zudem ist er kastriert worden.
Kurz darauf wird ein zweiter Priester auf die gleiche Weise zu Tode gefoltert.
Katie Maguire befürchtet, dass ein Serienmörder gerade erst mit seinen Taten begonnen hat …
(Klappentext)

✞✞✞✞✞

"Je weiter er sich dem Müllsack näherte,
desto offensichtlicher wurde, dass er gar kein Plastiksack war.
Als er ihn erreichte, erkannte er, dass es sich um einen Mann handelte,
der von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war -
in die Soutane eines Priesters, wie es aussah."
(S. 7)


Bei Graham Masterton ist man bereits ab der ersten Seite mitten drin, statt nur dabei, denn genau hier stößt man bereits auf die erste Leiche.
Im 2. Band der Katie Maguire-Reihe stolpert man nicht auf einem Acker über das erste Opfer, sondern es wird einem vor die Füße geschwemmt. Besser gesagt dem Fischer Denis, der viel lieber einen Lachs, anstatt eine Leiche aus dem Fluß gefischt hätte.
Bei der Leiche handelt es sich um den örtlichen Pfarrer Father Heaney. Da dieser nicht bei einem andächtigen Gebets-Spaziergang in den Fluß gefallen ist, sondern es augenscheinlich Mord war, ist dies ein Fall für Katie Maguire, der erste weibliche Detective Superintendent in Cork.
Der Geistliche ist wie ein Truthahn verschnürt, wurde erdrosselt und unter seiner Soutane grausam verstümmelt. Da bekommt die Bezeichnung "Overkill" doch gleich eine ganz andere Bedeutung. Father Heaney war jedoch kein gütiger und rechtschaffener Pfarrer, dem das Wohl seiner Schäfchen am Herzen lag, sondern mächtig Dreck am Stecken hat. Er wurde 2005 des sexuellen Mißbrauchs von Schutzbefohlenen beschuldigt, jedoch nie angeklagt. Schon toll, wenn die Kirche die schützende Hand über einen hält.
Bald darauf wird eine weitere Leiche entdeckt - wieder ein Pfarrer und wieder einer mit einer düsteren Mißbrauchs-Vergangenheit.
Ist hier ein abtrünniges Schäfchen auf Rachefeldzug, oder steckt hier viel mehr dahinter? (Persönl. Inhaltsangabe)

Wie schon erwähnt, ist dies der 2. Teil der Katie Maguire-Reihe und spielt 18 Monate nach dem 1. Teil "Bleiche Knochen". Trotzdem kann dieser unabhängig vom 1. Teil gelesen werden. Wichtige Informationen bezüglich des 1. Teils sind mit der Story gut verwoben. Somit erhalten Neuleser genug Informationen, um Zusammenhänge zu verstehen, ohne das es jedoch für Katie Maguiere-Kenner langweilig wird.

Auch hier erhält man zusätzlich auch Einblick in die Sicht der Opfer. Das ist nicht gerade ohne, denn Masterton hat sich auch hier wieder ganz besondere Folter-Schmankerln ausgedacht. Diesmal haben diese Bezüge zur spanischen Inquisition und die waren ja äußerst erfinderisch bei Foltermethoden.
Der sehr bildhafte und plastische Schreibstil lässt einem fast selbst die Schmerzen spüren und wenn nicht das, dann hat man ordentliches Kopfkino.

Wirklich Mitleid empfindet man für die gequälten Pfaffen trotzdem nur bedingt, denn sie haben ordentlich Schuld und Sünde auf sich geladen und scheinen immer noch von ihren Taten überzeugt zu sein, da diese ja im Namen des Herrn geschahen.
Hier kommt die Kirche allgemein nicht wirklich gut weg, denn es scheint die gesamte Diözese die Finger im Spiel zu haben. Diese versucht weiterhin so viel wie möglich zu vertuschen. Es wird gelogen, gedroht und geleugnet und das im ganz großen Stil.

">>Sie glauben, die kriminellen Gangs in Cork hätten fiese Schläger?
Sie sollten mal sehen, was für Schwergewichte die Kirche beschäftigt.
Alles natürlich völlig diskret:
Heilige Maria, voll der Gnaden. Gott, der Herr, ist mit dir - BUM!<<"
(S. 356)


Obwohl schnell klar ist, dass sich hier frühere Opfer auf Rachefeldzug befinden und einen Pfarrer nach dem anderen auf bestialische Weise foltern und abmurksen, konnte mich Masterton beim Showdown doch noch etwas überraschen. Irgendwie hätte ich mir trotzdem gewünscht, dass es zu einer völlig neuen Wendung kommt. Es war also schon etwas sehr vorhersehbar. Der Fall konnte mich jedoch trotzdem durchaus unterhalten und es war spannend und temporeich.
Dieser Thriller war, von dem Standpunkt aus betrachtet, also ziemlich solide, wenn dieses private Gesülze nicht gewesen wäre.

Die Hälfte des Buches wird von den privaten Problemen Katies eingenommen, welche nicht mal wirklich interessant sind. Im 1. Teil fand ich den Handlungsstrang der privaten Katie interessant und fesselnd, da es fast ein eigener kleiner Fall mit Action war, doch diesmal...einfach nur nerviges Privat-Mimimi.
Und dann hat Masterton auch noch "Erotik" einfließen lassen. Also das hätte ich nun wirklich am allerwenigsten gebraucht, vor allem da es alles andere als erotisch war.

"Seine Eichel war tiefrot angeschwollen und ein klarer Tropfen der freudigen Erwartung zwinkerte ihr bereits aus der Öffnung zu.
Sie nahm seinen straffen, faltigen Hoden in ihre linke Handfläche und wickelte sein dunkles Schamhaar um ihren rechten Zeigefinger."
(S. 141 - ja was is denn der Sack nun? Straff oder faltig?)


What the hell!! Ich will in keinem Buch und schon gar nicht in einem Thriller weder von einem Penis, noch von einem Lusttröpfchen angezwinkert werden. Und mir vorzustellen, wie lange ein Schamhaar sein muss, um es sich um den Zeigefinger zu wickeln hilft mir bei einem Thriller auch nicht wirklich weiter und will ich daher erst recht nicht. Nein, nein, nein!
Zudem scheint Katie ja ein mächtig heißes Gerät mit dicken Titten zu sein (laut Beschreibung des Autors, also nicht auf meinem Mist gewachsen), denn ständig steht jemand auf sie, von ihrem Freund mal abgesehen. Angefangen beim Feuerwehrmann, bis hin zur lesbischen Pathologin.
Also echt mal, muss das denn sein? Ich will einen Thriller mit Spannung, Blut und Leichen und keinen Schnulzen-Erotik-Roman.
Das war aber noch nicht alles, denn ein 2. privates Problem taucht auf, als Katies Schwester in Katies Haus niedergeschlagen wurde. Also wieder eine Handlungsunterbrechung mehr, bei der sich Katie anstellt, als wäre sie eine Ermittlerin, welche auf der Nudelsuppe dahergeschwommen ist. "Nö, Forensik und Beweisführung brauch' ma ned. Ich glaub dem Typen einfach mal...des passt scho." Argh!! Die Auflösung dazu, wird dem Leser also als Tatsache vor die Füße geworfen, nach dem Motto: "Wenn ich das jetzt so sag', ist es auch so, basta!"
Wenn man diesen ganzen Unsinn weggelassen hätte, wäre das Buch dann zwar um die Hälfte dünner gewesen, der Thriller hätte jedoch im Gegenzug ordentlich Biss und Spannung gehabt, wenn schon kein völlig überraschendes Ende.

Fazit:
Mit diesem Teil hat mich Masterton ordentlich enttäuscht (von dem Blinzelpenis und dem überlangen Schamhaar bin ich immer noch leicht traumatisiert).
In einem blutigen Thriller brauche ich weder privates Mimimi und schon gar keine Erotik. Da will ich Spannung, Tempo, Blut und das alles in einer Story fern von 08/15.
Normalerweise wäre dies für mich ein Zeichen eine Reihe nicht mehr weiterzuverfolgen. Da ich jedoch weiß, dass Masterton auch anders kann, ich seinen plastischen, kopfkinoerzeugenden Schreibstil liebe und er auch immer viel Fantasie bei seinen Stories beweist, werde ich ihm für den 3. Teil dieser Reihe noch eine Chance geben. Schlimmer kann es ja eigentlich nicht mehr werden.

© Pink Anemone