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Veröffentlicht am 18.06.2018

Humorvoller Cosy-Krimi mit irischem Flair und einer schrulligen Dame als Detektivin.

Mörderische Teatime
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Anne Cleary, Moderatorin der berühmten Vorabendshow „Teatime with Annie“, wird bei der Vorbereitung der Dreharbeiten im B&B „Tae agus Ceapaire“ ermordet. Am Abend zuvor hatte sie sich mit ihrer Jugendfreundin ...

Anne Cleary, Moderatorin der berühmten Vorabendshow „Teatime with Annie“, wird bei der Vorbereitung der Dreharbeiten im B&B „Tae agus Ceapaire“ ermordet. Am Abend zuvor hatte sie sich mit ihrer Jugendfreundin Mae Pennywether gestritten, worauf diese ihr wutentbrannt einen qualvollen Tod gewünscht hatte. Mae gerät daher unter Tatverdacht und beginnt zu ermitteln, um den wahren Täter zu finden.
Als kurz darauf jemand versucht, Annes Co-Moderator zu vergiften, verdichten sich die Hinweise, dass die Tearoom-Besitzerin Clarissa Nelson nicht nur Gelegenheit, sondern auch Motive für beide Verbrechen hatte. Schließlich kannte auch sie Anne aus Jugendtagen und war von ihr für eine Karriere beim Fernsehen aufs Übelste im Stich gelassen worden.
Doch wie soll Mae Clarissas und ihre eigene Unschuld beweisen?...
(Klappentext)

☘☘☘☘☘☘☘☘☘☘

"Der Täter hatte sicher einen guten Grund gehabt, die alte Gewitterziege zu ermorden.
Streng rief sie sich zur Ordnung.
Was auch immer Anne getan hatte, sie hatte es nicht verdient, so zu sterben."
(S. 72)


Dies ist der 2. Teil der Mae Pennywether-Reihe, dieser kann jedoch ohne Vorkenntnisse zum 1. Teil "Der Tote im Whiskey-Fass" gelesen werden. Ich persönlich kenne den 1. Teil nicht und hatte keinerlei Probleme der Handlung zu folgen.

Mae Pennywether, ehemals als Ethnologin durch die Welt gereist und nun Bestseller-Autorin Irlands. Sie ist eine ältliche Dame die schon alles gesehen und erlebt hat, wie ein Whiskey-Kutscher fluchen kann und mit ihrem Leben im beschaulichen irischen Dörfchen Badger's Burrow mehr als zufrieden ist.
Diese Ruhe und Zufriedenheit wird durch ein vom Verlag organisiertes Interview gestört, welches ausgerechnet von dieser Kuh Anne Cleary geführt werden soll. Auf diese ist Mae nämlich alles andere als gut zu sprechen. Ebenso ergeht es auch Clarissa Nelson, eine alte Freundin von Mae, in deren Tearoom das Interview stattfinden soll. Einst waren diese Frauen Jugendfreundinnen, doch nach einem Verrat seitens Anne in diesen Jugendtagen, verbindet sie nur noch Wut und Hass miteinander.
Mit den Jahren ist Anne nicht wirklich netter geworden, rührt in alten Wunden und bringt Mae dazu ihr den Tod an den Hals zu wünschen. Dieser Wunsch geht schneller in Erfüllung als gedacht. Anne wird ermordet und Mae zur Hauptverdächtigen. Die resolute Dame lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und ermittelt auf eigene Faust - sehr zum Missfallen von Detective Inspector Andrew O'Malley...(persönliche Inhaltsangabe)

">>Granny Mae geht auf Mörderjagd, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Du musst etwas unternehmen!<<"
(S. 47)


Dieser Cosy-Krimi lebt vom gemütlichen irischen Ambiente und seinen Charakteren. Diese sind gut skizziert und vor allem Mae Pennywether mit ihrer dickköpfigen und liebevollen Schrulligkeit sticht hier hervor. Diese alte Dame muss man einfach lieben.
Man liest auch hauptsächlich aus ihrer Sicht, man erhält aber auch Einblick in die Perspektive von Detective Inspector Andrew O'Malley.

Auch wenn es alles andere als authentisch ist, dass ein Detective sich von einer alten Dame bei seinen Ermittlungen helfen lässt und sie z.B. zu Befragungen mitnimmt, ist dieses Ermittler-Duo erfrischend anders. Es macht Spaß diese beiden zu begleiten, vor allem da Mae eine ganz eigene Art hat Fragen zu stellen und an Information zu kommen. Das führt zu humorvollen Szenen, die einen oftmals schmunzeln lassen.

Wie der Titel des Krimis schon verrät, spielt Tee hier eine wichtige Rolle und verleiht dadurch diesem Krimi das gewisse Etwas. Die Kapitel werden z.B. immer durch ein Tee-Sprichwort eingeleitet und da Mae eine passionierte Teetrinkern ist, trinkt sie natürlich auch zu jeder Gelegenheit ein Tässchen. Man bekommt während des Lesens nicht nur Lust sich ebenfalls eine gute Tasse Tee zu genehmigen, sondern lernt nebenbei auch so ein bisschen etwas über die verschiedenen Teesorten. Des Weiteren befindet sich im Anhang noch ein Glossar, falls man mit den vielen verschiedenen Tees und irischen Bezeichnung überfordert sein sollte.

"Um ihre Gedanken zu ordnen, bereitete sie sich einen Chai zu.
Die Gewürze des Tees wirkten beruhigend auf sie.
Ein Whiskey hätte sicher einen ähnlichen Effekt gehabt,
aber in ihrem Alter sollte sie langsam ein wenig zurückhaltender mit ihrem Alkoholkonsum sein."
(S. 105)


Manchmal waren mir jedoch so manche Beschreibungen und Nebenhandlungen etwas zu ausschweifend und der Krimi selbst für meinen Geschmack zu ruhig. Spannung suchte ich hier vergebens. Ich muss aber auch zugeben, dass dies mein erster Cosy-Krimi ist und es Geschmackssache ist. Es war für mich quasi ein Versuch meinerseits, ob mir diese Art von Krimi gefällt. Ein weiteres Manko ist der Klappentext, welcher leider schon die Hälfte des Buches verrät und dies ist eindeutig zu viel. Vielleicht ist auch das mitunter ein Grund, weshalb mich manches nicht mehr überraschen konnte.

Fazit:
Wer ruhige und gemütliche Krimis mit ländlich-irischen Flair mag, wird diesen Krimi lieben!
Trotzdem dieser Cosy-Krimi für mich etwas zu ruhig war, habe ich mich aufgrund der schrulligen Protagonistin köstlich amüsiert. Es macht Freude diesen Krimi in gemütlicher Atmosphäre bei ein oder zwei Tässchen Tee zu genießen und dabei die Seele baumeln zu lassen. Ich persönlich habe noch nie so viel Tee getrunken wie beim Lesen dieses Cosy-Krimis.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 15.06.2018

Ein außergewöhnlicher Roman mit interessanter und vor allem ungewöhnlicher Thematik, der auch durch die Charaktere besticht.

Das Wunder
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Irland Mitte des 19. Jahrhunderts: In einem kleinen Dorf, dessen Bewohner tief im katholischen Glauben verwurzelt sind, staunt man über ein leibhaftiges Wunder. Seit vier Monaten hat die kleine Anna O'Donnell ...

Irland Mitte des 19. Jahrhunderts: In einem kleinen Dorf, dessen Bewohner tief im katholischen Glauben verwurzelt sind, staunt man über ein leibhaftiges Wunder. Seit vier Monaten hat die kleine Anna O'Donnell keine Nahrung zu sich genommen und ist doch durch Gottes Gnade gesund und munter. Die unglaubliche Geschichte lockt viele Gläubige an, aber es gibt auch Zweifler. Schließlich beauftragt man die resolute englische Krankenschwester Lib Wright, das elfjährige Mädchen zu überwachen. Auch ein Journalist reist an, um über den Fall zu berichten. Werden sie Zeugen eines ausgeklügelten Schwindels oder einer Offenbarung göttlicher Macht?...(Klappentext)

✽✽✽✽✽✽✽✽✽✽

"Im Hinausgehen warf jeder Besucher ein Almosen hinein.
Das Balg war offenbar eine ebenso erträgliche Attraktion wie Menhire oder Keltenkreuze."
(S. 47)


Es wird hier ausschließlich aus der Sicht der Krankenschwester Lib Wright erzählt.
Lib ist ein Charakter der keineswegs (von Anfang an) sympathisch ist. Ein überhebliches Frauenzimmer aus der Großstadt mit Vorurteilen gegenüber der ländlichen Bevölkerung und den Iren im Allgemeinen. Des Weiteren ist sie eine Nightingale-Schwester und fühlte sich schon an ihrem vorherigen Arbeitsplatz, einem Londoner Krankenhaus, den anderen Schwestern überlegen. Sie wurde aufgrund dessen auch nicht wirklich gemocht. Dementsprechend überqualifiziert fühlt sie sich, als sie erst bei der Ankunft im Dorf erfährt, dass sie einfach nur als Wärterin für ein kleines Mädchen fungieren soll. Diese Arbeit soll sie sich mit einer zweiten Wärterin teilen und diese ist ausgerechnet eine katholische Nonne.
Beide wurden sie von einem Komitee einberufen, um diesen Schwindel, bzw. dieses göttliche Mirakel, aufzudecken. Für Lib ist von Anfang an klar, dass es sich hier nur um lächerlichen und fanatisch katholischen Firlefanz handelt, den sie schnell aus der Welt schaffen würde. Doch das erweist sich wesentlich schwieriger als gedacht.

"Wie kamen sie bloß darauf, ein junges Mädchen zur Heiligen zu erklären, nur weil sie sich einbildeten, es sei über gewöhnliche menschliche Bedürfnisse erhaben?
Der Zirkus erinnerte Lib an Karnevalsumzüge auf dem Kontinent, wo maskierte und kostümierte Statuen durch die stinkenden Gassen paradierten."
(S. 46)


Dieser historische Roman stützt sich auf dokumentierte Fälle der sogenannten "Fasting Girls" (Fastenmädchen). Diese fand man vor allem vom 16. bis 20. Jahrhundert sowohl in Amerika als auch in Europa. Heute würde man es als Anorexie (Magersucht) bezeichnen, doch der Grund dieses Fastens war früher meist von katholischem Fanatismus geprägt. Der Kampf zwischen Agnostikern und Mystikern durchzieht diesen Roman wie einen roten Faden.

Dadurch das man hier in ein erzkatholisch irisches Dorf in der Mitte des 19. Jahrhunderts reist, erhält man tiefe Einblicke in das Leben und die Denkweise der damaligen streng katholischen Bevölkerung. Thematisiert werden hier vor allem Fundamentalismus und Extremismus. Es ist befremdlich und vor allem bedrückend mit anzusehen, wie sich ein 11-jähriges Mädchen diesem Dogma unterwirft und sich dadurch selbst zerstört - unter den Augen der Familie, welche sie auch noch darin unterstützen, da sie selbst diesem Glauben ganz und gar verfallen sind.
Die Auflösung dieses Wunders ist schockierend und überhaupt nicht mehr so "historisch". Dies ist vor allem vom psychologischen Standpunkt her interessant.
Für mich als Krankenschwester war es ebenso interessant in die Sicht-, Denk- und Arbeitsweise einer Schwester der damaligen Zeit und vor allem einer Nightingale zu blicken. Dabei hat es mir nicht selten vor Entsetzen die Haare aufgestellt.

"Es gehörte nicht zu ihren Aufgaben nett zu sein."
(S. 55)


Die Charakterzeichnung ist mehr als nur gelungen und vor allem mit Lib und Anna hat die Autorin zwei äußerst interessante Protagonisten erschaffen. Sympathieträger sucht man hier anfangs vergebens - jeden einzelnen möchte man am liebsten durchschütteln und anbrüllen. Dies macht diesen historischen Roman jedoch umso lesenswerter, da dadurch die Charakterentwicklung der beiden Protagonistinnen etwas ganz besonderes ist und ins Auge sticht.

Der Schreibstil selbst ist flüssig und der Erzählstil passt sich in gewisser Weise der damaligen Zeit an, ohne jedoch vertrocknet und altbacken zu klingen. Im Gegenteil! Dies erhöht die Atmosphäre und man fühlt sich als Leser in das 19. Jahrhundert zurückversetzt.

Es ist durchaus spannend mit der Nightingale-Schwester Lib dieses sogenannte Wunder zu enttarnen. Dabei rollt man gemeinsam mit ihr über so viel heiligen Fanatismus, welcher das gesamte Dorf betrifft, genervt die Augen. Hin und wieder kommt es jedoch zu kleinen langatmigen Stellen, wobei das Meckern auf hohem Niveau ist und dies vermutlich auch meiner Ungeduld geschuldet war dieses Wunder endlich als Humbug aufzulösen und dem Mädchen zu helfen.

Zusätzlich möchte ich noch die wundervolle und hochqualitative Aufmachung dieses Buches erwähnen. Das Buch verrät eine Liebe zum Detail und ist alleine für sich schon ein Hingucker.

Fazit:
Ein außergewöhnlicher historischer Roman mit interessanter und vor allem ungewöhnlicher Thematik, die sich auf reale Fälle stützt. Zudem kann man die Themen wie Anorexie, Fanatismus und Fundamentalismus auch sehr gut in unsere Zeit übertragen, da sie derzeit aktueller sind denn je sind.
Mich konnte jedoch nicht nur die Thematik begeistern, sondern vor allem auch die Charaktere und deren Entwicklung. Dieses Buch ist der Beweis, dass ein Roman auch ohne (anfängliche) Sympathieträger funktionieren kann. Dies hat dem Roman, meiner Meinung nach, noch die gewisse Würze verliehen. Trotz weniger Längen konnte mich dieser Roman begeistern und ließ mich gleichzeitig auch nachdenklich zurück.
Es ist ein historischer Roman der sich einem einprägt und nicht mehr so schnell loslässt.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein wunderbarer Bildband, der einen träumen und gedanklich nach Irland reisen lässt

KUNTH Irland. Das Buch
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Irland der Inselstaat auf der gleichnamigen Insel grenzt im Norden an das Vereinigte Königreich und ist im Osten von der Irischen See und im Westen und Süden vom Atlantik umgeben. Das kulturelle Leben ...

Irland der Inselstaat auf der gleichnamigen Insel grenzt im Norden an das Vereinigte Königreich und ist im Osten von der Irischen See und im Westen und Süden vom Atlantik umgeben. Das kulturelle Leben spielt sich hauptsächlich in den wenigen großen Zentren (Dublin, Cork, Galway und Limerick) ab. Typisch für die Landschaft Irlands sind das fruchtbare, seenreiche Tiefland im Inneren und die felsigen Erhebungen an den Küsten. Weiden und Hügel, Felsküsten und schroffe Gebirge kennzeichnen das Land. Atemberaubende Nationalparks, verwunschene Seenlandschaften, Heide und Hochmoore, bizarr geformte Klippen, herrliche Ausblicke, schöne Strände, Burgruinen und Naturgewalten sind nur einige der Highlights, die sich dem Besucher Irlands anbieten. Natürlich nicht zu vergessen das kontaktfreudige irische Volk, das man am besten in den traditionsreichen Pubs kennenlernt. DAS IRLAND BUCH präsentiert dieses wildromantische und grüne Land in fantastischen Bildern und informativen Texten. Zusätzliche ausklappbare Panoramaseiten im Posterformat bieten einzigartige Ansichten ausgewählter Highlights. (mit ausklappbaren Panoramaseiten)....(Klappentext)

☘☘☘☘☘

"Mögest du die kleinen Wegweiser des Tages nie übersehen;
den Tau auf den Grasspitzen, den Sonnenschein auf deiner Tür,
die Regentropfen im Blumenbeet, das behagliche Buckeln der Katze,
das Wiederkäuen der Kuh, das Lachen aus Kinderkehlen,
die schwielige Hand des Nachbarn, der dir einen Gruß über die Hecke schickt.
Möge dein Tag durch die vielen kleinen Dinge groß werden.
(Irischer Segenswunsch)


Dem oben angeführten Klappentext ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, denn danach sprechen die Bilder für sich. Diese fangen gekonnt die Atmosphäre und Schönheit Irlands ein. Man reist damit direkt in das geschäftige Dublin, i historische und malerische Provinzen wie Leinster, Munster, Connacht und Ulster und in das bunte und mystische Nordirland.

Dieser Bildband enthält jedoch nicht nur Bilder, sondern auch kurze und knappe Grundinformationen zu dem jeweiligen Ort und der Abbildung. Diese beinhalten z.B.: Klimaverhältnisse, Historisches, bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten und auch Unterhaltung (z.B.: Theater und Pubs).

Daher kann dieses Buch auch hervorragend zu Reisevorbereitungen, bzw. zur Einstimmung auf den nächsten Irland-Besuch, herangezogen werden.

"Wo auch immer ich mich aufhielt in Irland -
dies war das Geheimnis seines Zaubers,
dass das Land lächelte unter Wolken von Schwermut"
(Alfred E. Johann - deutscher Journalist und Schriftsteller / S. 12)


Begeistern konnten mich vor allem die aufklappbaren 4-seitigen Panoramabilder und egal wie oft man sich durch dieses Buch schmökert, man entdeckt immer wieder Neues.

Die Aufmachung und Verarbeitung ist durchwegs qualitativ hochwertig, sodass es auch nach vielen Malen durchblättern nicht auseinander fallen kann. Daher kann es ohne Bedenken immer wieder geschmökert werden.

Fazit:
Ein Buch, welches bei mir Fernweh weckt und mich gleichzeitig gedanklich nach Irland reisen lässt. Es lädt ein zum Träumen, Planen und immer wieder darin Schmökern. Es holt einem aus dem Alltag und lässt einem bei wundervollen Bildern entspannen.
Es ist schlicht ein Traum von Irland in Buchform, welches man am besten mit einer Tasse Tee genießt.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 29.05.2018

Eine Geschichte voller Gefühl, melancholischer Klänge und wunderbarer Weisheiten. Ein Buch zum Träumen, Nachdenken und sich darin Verlieren.

Wie man die Zeit anhält
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Wenn Liebe die Zeit besiegt.

Keiner lehrt Geschichte so lebendig wie er ‒ und das hat einen guten Grund: Tom Hazard, Geschichtslehrer und verschrobener Einzelgänger, sieht aus wie 40, ist aber in Wirklichkeit ...

Wenn Liebe die Zeit besiegt.

Keiner lehrt Geschichte so lebendig wie er ‒ und das hat einen guten Grund: Tom Hazard, Geschichtslehrer und verschrobener Einzelgänger, sieht aus wie 40, ist aber in Wirklichkeit über 400 Jahre alt. Er hat die Elisabethanische Ära in England, die Expeditionen von Captain Cook in der Südsee, die Literaten und Jazzmusiker der Roaring Twenties in Paris erlebt und alle acht Jahre eine neue Identität angenommen. Eines war er über die Jahrhunderte hinweg immer: einsam. Denn die Nähe zu anderen Menschen wäre höchst gefährlich gewesen. Jetzt aber tritt Camille in sein Leben. Und damit verändert sich alles...
(Klappentext)

ღღღღღღღღღღ

">>Wenn wir nur einen Weg fänden, die Zeit anzuhalten<<, sagte ihr Mann.
>>Daran müssen wir arbeiten. Für den kurzen Moment, wenn das Glück vorbeiflattert. Dann schwingen wir unser Netz und fangen es ein wie einen Schmetterling und bewahren den Moment für immer.<<
(S. 212)


Tom Hazard ist alt, sehr alt. Genauer gesagt ist er 439 Jahre alt. Menschen wie er, gehören der Albatros-Gesellschaft an und sie nennen sich selbst "Albas". Ja, es gibt mehrere von ihnen und sie haben sich den Regeln dieser Gesellschaft zu fügen.
Alle 8 Jahre muss ein Alba ein neues Leben beginnen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein neues Leben mit einer neuen Identität an einem neuen Ort. Die wichtigste Regel jedoch ist: sich niemals zu verlieben, geschweige denn irgendeine Bildung zu anderen Menschen einzugehen.
Doch was ist ein Leben ohne Liebe und Freundschaft?

Man reist mit Tom Hazard durch sein Leben und somit gleichzeitig auch durch die Jahrhunderte und die Geschichte.
Man begegnet Shakespeare und tritt mit den Lord Chamberlain's Men im London des 16. Jahrhunderts auf.
Mit Captain Cook begibt man sich auf Südseereise, reist im Jahr 1890 nach New York und sieht die Freiheitsstatue wie sie einst war. Man trinkt 1928 in Paris mit Scott Fitzgerald und Zelda an der Bar eine Bloody Mary und erlebt die "Roaring Twenties".

Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, sondern je nachdem wie die Erinnerungen auf Tom einstürmen und von diesen gibt es viele.
Sein ständiger Begleiter - die Einsamkeit. Seine ständige Angst - die Zeit. Seine Mission - die Suche nach Freiheit und seiner Tochter.

"Ich war Menschen, die ich gehasst habe, und Menschen die ich bewundert habe.
Ich war aufregend und langweilig und glücklich und unendlich traurig.
Ich war auf der richtigen und ich war auf der falschen Seite der Geschichte."


Diesem Buch mit einer Rezension gerecht zu werden fällt mir schwer.
Ich könnte so viel daraus erzählen und zitieren, so viel von der Weisheit weitergeben, die ich für mich entdeckte. Doch jeder wird aus diesem Buch unterschiedliche Dinge für sich mitnehmen, jeder wird es anders empfinden und für jeden bedeutet auch Zeit etwas anderes.

Matt Haig thematisiert in diesem Roman die vielen Facetten des Lebens, erzählt von Einsamkeit und Ängsten, von Freiheit und Mut und natürlich von der Liebe, Gedanken über die Menschlichkeit und das Mensch-Sein, über die Zeit und die Angst davor, die Beschleunigung, welche Bedeutung und Stellung die Zeit für uns einnimmt. Die Zeit im Wandel der Zeit.
Dies alles verpackt in einer wunderschönen Geschichte mit melancholischen Klängen, die wie ein Echo nachhallen und sich in einem verankern.
Während des Lesens erkennt man Nichtigkeiten, die einem wichtig erschienen und die es doch nicht sind und, dass das wirklich Wichtige die ganze Zeit vor einem war und man selbst dem einfach nur blind gegenüber stand.

"Du hast keine Wahl, wo du geboren wirst, du kannst dir nicht aussuchen, wer bei dir bleibt, du kannst über vieles nicht entscheiden.
Das Leben folgt bestimmten Gezeiten, wie die Menschheitsgeschichte auch.
Aber trotzdem gibt es Raum für Entscheidungen. Dinge, bei denen du die Wahl hast."
(S. 181)


Fazit:
Es ist ein Roman voller Gefühl und wunderbarer Zitate, die einem ein Lächeln in das Gesicht zaubern. Darin zu lesen ist ein wachgerüttelt werden und ein sich darin Verlieren gleichzeitig. Es ist ein Buch zum Träumen, Nachdenken und immer wieder Lesen, sowie ein Buch für Suchende und Finder.
Matt Haig hat es geschafft, dass ich die Karten meiner Prioritäten neu mischte und die Augen auf das Schöne und Wichtige öffnete.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 28.05.2018

Weibliche Assassinen einer Untergrundorganisation streifen durch das London von 1837 – atmosphärisch, düster und absolut packend

So brauch ich Gewalt
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"Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
und wiegen und tanzen und singen dich ein!"

Es ist das Jahr 1837. Eine Geheimorganisation mit dem Namen Sealgair agiert in und um London, um die Machtverhältnisse ...

"Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
und wiegen und tanzen und singen dich ein!"

Es ist das Jahr 1837. Eine Geheimorganisation mit dem Namen Sealgair agiert in und um London, um die Machtverhältnisse der Reichen, der Krone und des Staates im Gleichgewicht zu halten.

Nicht nur um ihre Eltern zu rächen, bleibt Megan Teil der Organisation, der man nachsagt, dass sie die gesamte Londoner Unterwelt kontrollieren würde. Sie ist noch keine einundzwanzig Jahre alt und bringt trotzdem jahrelange Berufserfahrung als Auftragsmörderin mit. Unter dem Decknamen "Black Widow" führt sie ihre blutigen Aufträge im Alleingang durch.

Doch auf einmal wird "Black Widow" zum Schutz einer einflussreichen Person abgestellt, die eine andere Sealgaira mit dem Namen "Hawk" eliminieren soll. So beginnt ein Spiel aus Intrigen, Verfolgungsjagden und zu ergründenden Geheimnissen, bei dem sie doch von ihrem sonst so subtilen Vorgehen abweichen muss. Denn manchmal braucht es eben doch Gewalt …
(Klappentext)

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"Selbst die Worte in der Bibel, dass der Mann über die Frau herrschen sollte, wurden so ausgelegt, dass die Frau geistig wie auch körperlich dem Mann unterlegen und untergeben war. Dies wiederum verschaffte ihnen als Auftragsmörderinnen einen Vorteil.
Wer vermutete schon eine zierliche, hilfsbedürftige Frau hinter grausamen Morden?" (Kapitel 3 / Pos. 805; E-Book)


Hier begleitet der Leser zwei weibliche Assassinen, die sich durch das historische London von 1837 bewegen.

Megan, Deckname "Black Widow": eine Femme Fatale, ruhig und bedacht, doch in ihr brodelt das Feuer der Rache. Sie tötet leise, taktisch, geschickt und ohne viel Blut zu vergießen.

Abigail, Deckname "Hawk": ein junges, blondes und unschuldig erscheinendes Püppchen, impulsiv und dickköpfig. Sie tötet mit viel Bums und hinterlässt nicht selten ein wahres Blutbad.

Beide sind gefährliche Auftragsmörderinnen und gehören der Untergrundorganisation Sealgear an. Diese Organisation hält, durch das Töten wichtiger und einflußreicher Männer, die Machtverhältnisse Londons im Gleichgewicht.

">>Wir gehören zu einer elitären Klasse Mensch, die nicht dafür geschaffen ist, ein normales Leben zu führen.
Wir räumen den Schmutz der anderen auf und kehren den Dreck von den Gassen dieser gottlosen Stadt, damit dieses verdammte System funktionieren kann.
Dafür wurden wir ausgebildet, dafür töten wir. So ist es schon immer gewesen und so wird es auch in Zukunft sein.<<"
(Kapitel 10 / Pos. 3414; E-Book)


So heißt es, doch selbst in diesem Geheimbund scheint es zu brodeln und ein Kampf um Macht zu entbrennen. Dieser Kampf führt die zwei unwissenden Mörderinnen zusammen. Sie spüren, dass hier etwas nicht stimmt und sie Schachfiguren in einem gefährlichen Spiel sind.
Dieses Spiel muss gewonnen werden und dafür ist wieder einmal Gewalt von Nöten...(Persönliche Inhaltsangabe)

Hier wurde im Bereich Jugendthriller etwas gänzlich Neues erschaffen. Keine schmachtenden Püppchen in einem 08/15-Setting und kein dahinplätschernder Plot mit schnulzigen Passagen, welche mir übermässiges Augenrollen bescherten.
Hier begleitet der Leser nämlich zwei weibliche Assassinen, die sich durch das historische London von 1937 bewegen.

Die Autorin hat mit Megan und Abigail zwei absolute Power-Frauen erschaffen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und dabei alles andere als zimperlich vorgehen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, authentisch und entwickeln sich im Verlauf der Story weiter.
Das Setting ist atmosphärisch und düster, spiegelt so das historische London gekonnt wieder und harmonisiert mit der Geschichte.

"Der nachtschwarze Himmel war von tintenfarbenen Wolken überzogen. Kein Sternenlicht und nicht einmal die Strahlen des Mondes vermochten diese Decke zu durchdringen. Lediglich die Flammen in den spärlichen Straßenlaternen erhellten die Londoner Straßen und Gassen."
(Kapitel 1 / Pos. 65; E-Book)


Der Schreibstil ist flüssig und locker gehalten und lässt einen durch das Buch fliegen. Dies liegt aber auch vor allem an der überaus packenden und spannungsgeladenen Story. Diese beinhaltet einige überraschende Wendungen und Actionszenen treiben die Spannungspitzen in die Höhe, sodass einem beim Lesen nicht nur einmal die Luft wegbleibt.

Die Story ist an sich abgeschlossen, enthält jedoch einen kleinen Cliffhanger, der an eine Fortsetzung hoffen lässt.

Fazit:
Hier stimmt einfach alles - starke weibliche Charaktere, atmosphärisches Setting und packender Plot mit Actionszenen. Dies ist also wirklich ein Jugendthriller der anderen Art und konnte mich aufgrund dessen begeistern und für Stunden fesseln. Was will ein Leserherz mehr?

© Pink Anemone